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Sounds good - doesn't work!

10.01.20 - 12:00 Uhr
Stars & Sternli
Kommentar
Britain Royals Prince Harry
Meghan Markle und Prinz Harry kehren dem britischen Königshaus den Rücken.
ARCHIV/FRANK AUGSTEIN/KEYSTONE-SDA

Der Froschkönig. Die Prinzessin küsst einen Frosch und er wird zu einem wunderschönen Prinzen. Genau andersrum läuft es zurzeit im britischen Königshaus. Meghan küsst Prinz Harry – und zack, er ist kein Prinz mehr. Prinz Harry und Meghan wollen keine Royals mehr sein. Ein Skandal, der weltweit hohe Wellen schlägt. Während das Madame Tussaud’s in London nicht lange fackelte und Meghan und Harry kurzerhand aus der wächsernen Königsfamilie entfernt hat, findet auch der britische Star-Moderator Piers Morgan klare Worte. Er bezeichnete Harry und Meghan als «Möchtgern-Kardashians».

Die eigentliche Empörung gipfelt aber in den Boulevard-Medien. People-Journalisten aus aller Welt stürzen sich mit Freude auf Royal-Stories. Und davon gab es dank dem fehlbaren Prinz Andrew so einige in letzter Zeit. Doch auch Meghan Markles häufig unroyales Verhalten sorgte immer wieder für dicke Schlagzeilen in den Hochglanzmagazinen. Das könnte durchaus zum Problem werden. Künftig darf Meghan nämlich wieder anziehen, was sie möchte, sitzen wie sie möchte und Autogramme geben. Mit dem Rückzug aus den royalen Ämtern wollen Harry und Meghan den Medien und deren Lesern die Möglichkeit nehmen, ihre voyeuristischen Bedürfnisse an ihnen zu befriedigen. Harry will seine Meghan beschützen und verhindern, dass sie unter die boulevardesken Räder der Öffentlichkeit gerät, wie einst seine Mutter Diana. 

Wie geht es nun für die Sussexes weiter, abseits vom Königshof? Hat die junge Familie jetzt wieder mehr Zeit, in Klosters Skifahren zu gehen? Werden sie künftig am WEF in Davos teilnehmen, um Geschäftsbeziehungen aufzubauen? In erster Linie will das ehemals royale Paar angeblich finanziell unabhängig werden. Als Mitglied der Britischen Königsfamilie durften Harry und Meghan keiner bezahlten Arbeit nachgehen. Meghan, die unter anderem Internationale Beziehungen studiert und für die US-Botschaft in Buenos Aires gearbeitet hat, dürfte keine Schwierigkeiten haben, in ihrem alten Metier, der Schauspielerei, wieder Fuss zu fassen. Aber auch Harry stehen, nicht zuletzt wegen seiner Herkunft, alle Türen offen. Die junge Familie pflegt ausserdem einen äusserst illustren Freundeskreis. Dazu gehören unter anderem Oprah Winfrey, die Beckhams sowie Barack und Michelle Obama. Damit steht bereits jetzt fest, dass es für Harry und Meghan jederzeit ein Leichtes sein wird, finanziell auf der sicheren Seite zu stehen.

In finanzieller Hinsicht bedurfte dieser historische Entscheid der Beiden nicht viel Mut. Mit royalen Traditionen zu brechen, kann aber durchaus mutig und fortschrittlich sein, denn die britische Monarchie ist die Inbrunst des Konservatismus. Es ist mutig, dass Harry und Meghan eine potentielle Vorbildfunktion für junge Royals einnehmen. Mutig dahingehend, dass junge Leute ihre eigenen Entscheidungen treffen, ohne Rücksicht auf veraltete Konventionen. Mutig, weil ihnen ihre Freiheit wichtiger ist, als ihr Ruf. Mutig, weil sie wussten, dass sie wegen dieser Aktion durch den journalistischen Boulevard-Fleischwolf gedreht werden würden.

Dennoch war das Niederlegen der royalen Verpflichtungen möglicherweise ein vorschneller Entschluss. Auch wenn das Verhalten von Prinz Harry durchaus edel sein mag, mit Blick auf die (vorgegebenen) Gründe ist es vor allem unüberlegt. Um einen weiteren Liebling der lokalen Boulevard-Medien, den amtierenden Präsidenten der USA, zu zitieren: «Sounds good – doesn't work». Auch wenn die Beiden nun frei von königlichen Regeln ein möglichst unabhängiges Leben führen können, abseits von den Klatschspalten wird auch dieses neue Leben nicht stattfinden. Schliesslich werden Harry und Meghan auch weiterhin Personen des öffentlichen Lebens sein, auf die die enttäuschten People-Journalisten und Papparazzi umso mehr ein Auge haben werden. Jetzt halt einfach ohne die royale Security und den offiziellen Sonderstatus.

Mara Schlumpf ist Redaktorin und Chefin vom Dienst bei «suedostschweiz.ch». Ursprünglich kommt sie aus dem Aargau, hat ihr Herz aber vor einigen Jahren an Chur verschenkt. Mehr Infos

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Das mag ein Grund sein. Der viel wichtigere Grund ist aber, daß beide nicht in den Pädoskandal der britischen Royals mit reingezogen werden wollen und besonders ihren Sohn vor solchen Kreaturen schützen möchten. Es wird noch einiges auf dieser Gesocks zukommen...

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