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Stellenabbau bei Weidmann sorgt für Existenzängste

Die Weidmann Holding AG steht schon länger unter Druck. Nun der Knall: Bis zu 120 Stellen in der Region fallen bis 2022 weg – mehr als die Hälfte der Betroffenen sind 50-jährig und älter.

Linth-Zeitung
26.09.19 - 04:30 Uhr
Wirtschaft
Gehen beim Hauptsitz bald die Lichter aus? Weidmann muss in Rapperswil-Jona weitere Stellen streichen.
Gehen beim Hauptsitz bald die Lichter aus? Weidmann muss in Rapperswil-Jona weitere Stellen streichen.
PASCAL BÜSSER

von Fabio Wyss

Die Weidmann Holding AG ist das Schwergewicht der regionalen Wirtschaft. Die Technologiegruppe erwirtschaftete letztes Jahr einen Umsatz von 360 Millionen Franken. Weil dieser Umsatz aber seit Jahren sinkt, zieht Weidmann zum wiederholten Mal (siehe Box) Konsequenzen: Der Betrieb in Ennenda wird in die Ukraine verlagert, 18 Stellen fallen weg; Produktions- und Administrationsbereiche wandern vom Hauptsitz in Rapperswil-Jona ins Ausland, bis zu 100 Stellen werden gestrichen.

Es trifft vor allem über 50-Jährige

Besonders brisant daran ist die Tatsache, dass mehr als die Hälfte der betroffenen Stellen von über 50-Jährigen besetzt sind. Die Chancen auf eine Wiedereingliederung in den Markt sind dementsprechend klein. «Es muss für alle über 50-Jährigen eine Anschlusslösung geben», fordert deswegen Korab Macula, Rechtskonsulent von Angestellte Schweiz. Die Gewerkschaft berät die Arbeiter während des Konsultationsverfahrens.

Franziska Tschudi, CEO der Weidmann Holding AG, sagt: «Die Stellen sind zwar mehrheitlich von über 50-Jährigen besetzt. Das heisst aber nicht, dass wir genau diesen Personen kündigen.» Viele der Betroffenen würden zudem regulär oder frühzeitig pensioniert werden, fügt Tschudi an. Der letzte Stellenabbau von 2014 lässt zudem Hoffnung aufkeimen: «Wie damals kann es sein, dass schlussendlich weniger Angestellte entlassen werden müssen als angekündigt.»

«Für die Kunden in China wäre besser: Weidmann ‘Made in China’.»
Franziska Tschudi, CEO Weidmann Holding AG

Sicher ist: Beim Standort Ennenda löschen in einem Jahr die Lichter. Etwas länger zieht sich die Produktionsverlagerung beim Hauptsitz in Rapperswil-Jona hin. Diese soll bis Ende 2022 vollzogen sein. Bitter daran sei gemäss Angestellte Schweiz, dass vor dem Stellenabbau über einen längeren Zeitraum die Kurzarbeit eingeführt wurde. «Leider hat diese ihr Ziel nicht erreicht. Darum erhalten jetzt die Betroffenen doch noch den ‘blauen Brief’», sagt Macula.

Sinkende Preise, steigende Kosten

Weidmann, welche ihre Produkte mehrheitlich exportiert, sieht sich zu der Massnahme gezwungen. Tschudi rechtfertigt sie folgendermassen: «Die Preise unserer Komponenten sind stark gefallen. Gleichzeitig stiegen in der Schweiz die Lohnkosten für dieses Handwerk – besonders im Vergleich zur Konkurrenz.» Weil der Frankenkurs in absehbarer Zeit nicht sinke, verbessere sich diese Situation nicht, erklärt die Unternehmensleiterin. Wegen des hohen Frankenkurses werden die Auslandsstandorte immer wichtiger. Von den rund 3100 Mitarbeitenden könnten demnächst noch etwas über 200 in der Schweiz tätig sein. Neben der Abwanderung in die Ukraine werden Administrations- und Support-Leistungen künftig in Kroatien durchgeführt.

Viel wichtiger ist aber China. Dorthin wird das Gros der wegfallenden Stellen abwandern. Die Asiaten wollten möglichst lokal kaufen. Weidmann sei in China zwar beliebt, aber noch besser wäre «Weidmann ‘Made in China’», sagt Tschudi.

Es gibt aber auch gute Neuigkeiten aus dem Hause Weidmann: Vom Stellenabbau sind beispielsweise keine Lernenden betroffen. Ferner bleibt die Maschinenproduktion in Rapperswil-Jona. «Wir setzen alles daran, dass Weidmann konkurrenzfähig bleibt, der Standort beim Hauptsitz so gut wie möglich erhalten bleibt und sich weiterentwickelt.» Es scheint Tschudi eine Herzensangelegenheit zu sein, sie wohnt mit ihrer Familie in Jona.

Ebenfalls positiv sei, dass einzelne Unternehmenszweige am Wachsen sind: «Im Bereich Medical Technology konnten hierzulande in den letzten Jahren Stellen geschaffen werden.» Konkrete Angaben, ob demnächst weitere Arbeitsplätze auf den Markt kommen, konnte Tschudi nicht machen. Und bezüglich der über 50-Jährigen lässt die Gewerkschaft Angestellte Schweiz verlauten: «Weidmann hat einen Sozialplan. Vergangene Fälle stimmen uns zuversichtlich, dass wir für die Betroffenen Lösungen finden.»

Nicht der erste Stellenabbau bei Weidmann
Bereits Ende 2014 verkündete Weidmann, dass in Rappers-wil-Jona fast 150 Stellen gestrichen werden. Dies betraf Teile der Produktion von Weidmann Electrical Technology. Diese wurden nach Europa verlagert. Kurze Zeit später verkündete Weidplas einen Stellenabbau von 40 von 130 Stellen in Rapperswil-Jona. Erst acht Monate vorher stiess Weidmann dieses Unternehmen aus seiner Holding ab. 

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