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So kann man sich vor ungewollten Viral-Gängen schützen

Ein Foto oder Video ist heutzutage schnell gemacht und ebenso schnell veröffentlicht. Dies kann bei einem falschen Verhalten oder auch falschen Einstellungen zu Viral-Gängen führen, die nicht unbedingt gewollt sind. Der Südostschweiz-Social-Media-Experte erklärt, wie man sich vor solchen Viral-Gängen schützen kann.

30.05.19 - 08:09 Uhr
Leben & Freizeit
«Soll ich oder soll ich nicht?» das ist die Frage, die man sich vor jedem Post einmal stellen sollte.
«Soll ich oder soll ich nicht?» das ist die Frage, die man sich vor jedem Post einmal stellen sollte.
SYMBOLBILD/ PIXABAY

Ein Video aus der Surselva hat in den letzten zwei Tagen für Aufsehen gesorgt - auch auf «suedostschweiz.ch». Es wurde mittlerweile schon in ganz Europa geteilt und über 100‘000 Mal angesehen. Die Rede ist vom fluchenden Lastwagenfahrer, der sich unglaublich über die Velofahrer auf der Hauptstrasse zwischen Ilanz und Laax nervt. Diese Flucherei hat er selber gefilmt und geteilt, was ihn nun seinen Job gekostet hat. Wie immens die Folgen eines falschen Verhaltens in sozialen Medien sein können, erklärt der Social-Media-Verantwortliche der «Südostschweiz», Claudio Candinas, im Gespräch mit RSO-Moderator Dario Linder.

Dario Linder: Claudio es passiert so schnell und man muss extrem aufpassen, was man wo, wie, und wann filmt und veröffentlicht.

Claudio Candinas: Ja, natürlich. Also egal, was man filmt und was der Inhalt des Videos ist. Im Chauffeuren-Fall müssen wir noch bemerken, dass diese Person schon eine Straftat begangen hat, indem sie beim Autofahren gefilmt hat. Das ist ganz wichtig zu beachten.

Und dieses Video kann als Beweis verwendet werden und zu enormen Folgen führen, wenn man herausfindet, um welche Person es sich im Video handelt. Auch, wenn es nur auf Facebook ist.

Ja, klar. Das kommt schnell zurück. Unabhängig davon, ob man etwas postet, das eine Straftat ist oder nicht. Man muss einfach damit rechnen, dass, sobald etwas auf den sozialen Medien ist, es viral gehen kann.

Viele Menschen haben das Gefühl, wenn sie etwas auf Facebook posten, dann bleibt es auf Facebook. Wie du und ich, wenn wir hier im Radio-Studio miteinander schwatzen und das sonst niemand hören könnte. Das ist aber eben nicht so.

Nein, es ist nicht so. Die meisten der Hörerinnen und Hörer und Leserinnen und Leser haben dieses Video vermutlich sogar über WhatsApp erhalten. Ich habe es auch über WhatsApp bekommen. Das gehört übrigens auch zu den sozialen Medien, ganz wichtig. Deshalb, überall wo man etwas verteilen kann, sobald das Medium auf einen dieser sozialen Kanäle kommt, sei es Instagram, Facebook oder WhatsApp, ist es so zu sagen Freiwild. Da muss man unglaublich aufpassen bei allem, was man rauslässt.

Denn, es kann dann eben wieder zurückkommen. So, wie es aktuell beim Chauffeur der Fall ist. Und so übrigens auch bei demjenigen, der das Video öffentlich geteilt und zur Hetzenjagd gegen diesen Chauffeur aufgefordert hat. Auch dieser hat zurzeit nicht gerade ein schönes Leben auf Facebook.

Genau, das ist mindestens so verwerflich. Nur weil es auf Facebook ist, heisst das nicht, dass man zur Kopfgeldjagd aufrufen darf.

Was muss man denn selber beachten, wenn man einen Post veröffentlicht? Es geht so schnell. Man sieht etwas, nimmt es auf und zack, ist es online.

Also allgemein ist es mal wichtig zu überlegen, ob es rechtlich überhaupt okay ist, was man aufgenommen hat. Also, habe ich damit eine Straftat begangen oder nicht. Möchte ich das überhaupt dokumentiert haben und wieso habe ich es überhaupt aufgenommen. Wenn man dann findet, «doch, das ist alles okay», ber das will ich nur mit meinen Freunden teilen, dann muss man darauf achten, welche Einstellungen man beispielsweise auf Facebook hat. Man kann ganz einfach einstellen, ob die Posts nur mit dem Bekanntenkreis oder eben mit der ganzen Welt geteilt werden sollen. Aber Achtung: Man muss dann natürlich auch an den gesunden Menschenverstand der Kollegen appellieren und hoffen, dass keiner das Video herunterlädt und findet: «Ich schicke das jetzt mal per WhatsApp weiter».

Weil, wenn dieser Freund dann öffentlich ist, ist es schon wieder für alle…

Genau, dann ist es wieder für alle einsehbar. Dort muss man etwas aufpassen und sich auch selber an der Nase nehmen, wenn man mal ein gutes Video aus dem Bekanntenkreis sieht. Erst überlegen, soll ich das herunterladen und weiter schicken oder besser in erster Linie mal die Person fragen: «He, ich finde das Video total cool. Darf ich das herunterladen? Ich würde es gerne in meinem Netzwerk teilen.» Hier wirklich einfach einmal mehr überlegen, ob man das überhaupt machen soll und was für Konsequenzen es in etwa haben könnte. Weil gerade im Chauffeur-Fall sieht man: Niemand hätte einschätzen können, dass dieses Video so die Runde machen wird.

Jeder Influencer wäre froh, er könnte über 100‘000 Klicks auf eine Geschichte «planen» – kann man aber nicht. Und es passiert dann eben schnell mehr, als man sich erst vorstellen kann. Aus diesem Grund sollte man in Zukunft wirklich besser drauf achten, was man wie wo wann veröffentlicht und postet. Denn, das Internet weiss alles und vergisst nicht. Also immer erst durchatmen und überlegen: «Soll ich oder soll ich nicht?»

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