×

Grossbaustelle bei der Oberen Au sorgt für Ärger

Die Grossbaustelle bei der Oberen Au in Chur ist nicht gut fürs Geschäft. Zumindest nicht für jenes der dort ansässigen Geschäfte und Autowaschsalons.

Kristina
Schmid
10.05.19 - 04:30 Uhr
Wirtschaft
Die Grösse der Baustelle wird erst von oben so richtig ersichtlich.
Die Grösse der Baustelle wird erst von oben so richtig ersichtlich.
MARCO HARTMANN

Bei der Oberen Au in Chur wird gebaut. Es soll ein Kreisel entstehen; die Strasse muss erneuert werden. Grund dafür sind die neuen Sportanlagen, die dort entstehen. Seit Anfang Woche bedeutet dies: Die Rossbodenstrasse vom Café Merz Richtung Autobahn Chur Süd ist nur in diese eine Richtung befahrbar. Die Gegenfahrbahn ist gesperrt.

Was für Autofahrer einfach nur mühsam ist, ist für die Unternehmen an der Rossbodenstrasse ein Problem fürs Geschäft: Die Kunden werden weniger, der Umsatz sinkt.

«Die Hälfte unserer Kundschaft ist weggefallen», sagt Stephanie Kaser, Filialleiterin der Avia-Tankstelle. «Für uns ist es zurzeit schwierig, überhaupt noch Umsatz zu machen.» Kaser blickt auf die Baustelle, schüttelt den Kopf. «Ich weiss noch nicht einmal, wie viele Gipfeli ich morgens backen soll. Vielleicht kommen viele Kunden. Vielleicht versperrt aber auch wieder ein Bagger die Zufahrt.»

Am Mittwoch und Donnerstag wurde die Zufahrt zur Avia-Tankstelle jeweils rund anderthalb Stunden komplett gesperrt. Ein weiteres Mal blockierte ein Bagger die Zufahrt. Als Kaser die Bauarbeiter darauf aufmerksam machte, hiess es bloss: «Die Autofahrer müssen nur blinken. Dann fährt der Bagger weg.» Kaser schüttelt erneut den Kopf. «Welcher Autofahrer blinkt, wenn er meint, die Strasse ist gesperrt? Keiner.» Sie ist davon überzeugt, den weggebrochenen Umsatz nicht wieder aufholen zu können.

Keine Spontan-Kunden

Auch das Auto-Spa in Chur haben deutlich weniger Kunden besucht, seit die Baustelle nur noch einspurig befahrbar ist. Wie Stefan Lässer, stellvertretender Filialleiter, erklärt, ist die Baustelle für das Auto-Spa ein Problem. «Selbst bei schönstem Wetter – dann haben wir normalerweise sehr gute Zahlen – kommen deutlich weniger Leute.» 

Grund dafür: Die Zufahrt zum Auto-Spa gibt es nicht mehr. Es ist neuerdings die gleiche Zufahrt wie jene zur Avia-Tankstelle. Wer also sein Auto im Auto-Spa waschen will, muss am Haupteingang der Avia-Tankstelle vorbeifahren und links abbiegen. «Viele unserer Kunden sagen, sie hätten den Weg fast nicht gefunden, hätten einen riesigen Umweg gemacht.»

Es sind Stammkunden, die das berichten. Solche, die sich bewusst dafür entscheiden, ihren Wagen im Auto-Spa waschen zu lassen. Kunden, die sich früher beim Vorbeifahren spontan für einen Stopp entschieden, halten gar nicht mehr an.

Wenn waschen nichts nützt

Auch beim Waschcenter der Comminot-Garage sind die Kunden weniger. Aber nicht nur wegen der schwierigen Zufahrt: «Niemand wäscht gerne sein Auto, wenn es zwei Minuten später wieder dreckig ist», sagt Christoph Perret, Geschäftsführer der Garage Comminot, mit Anspielung auf die Baustelle, die vor dem Ausgang wartet. «Die Wahrscheinlichkeit, dass unsere Kunden erst an der nächsten Waschanlage halten, ist gewachsen.»

Dennoch versucht Perret positiv zu bleiben. «Die Situation können wir nicht beeinflussen, die Baustelle bleibt.» Und das noch bis in den Herbst hinein. Perret geht aber davon aus, dass die Kunden wieder kommen werden, sobald die Baustelle weg ist. «Man darf nie nur das Negative sehen.»

Positiv eingestellt ist man zurzeit auch noch bei Bike Grischun. «Wir haben unsere Kunden auf Facebook informiert, dass wir trotz Grossbaustelle mit dem Velo sehr gut zu erreichen sind», sagt Livio Bezzola, Betriebsleiter von Bike Grischun und schmunzelt. «Mit dem Velo kommt man halt überall hin.»

Bezzola gibt aber zu, dass es zurzeit schwierig abzuschätzen ist, inwiefern sich die Baustelle auf die Kunden und das Geschäft tatsächlich auswirken wird. «Noch nehmen wir es aber mit Humor.»

Kristina Schmid berichtet über aktuelle Geschehnisse im Kanton und erzählt mit Herzblut die bewegenden Geschichten von Menschen in Graubünden. Sie hat Journalismus am MAZ studiert und lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern im Rheintal, worüber sie in ihrem Blog «Breistift» schreibt. Mehr Infos

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.

Genau dasselbe passiert bei uns in Davos. Seit Jahren wird an der Promenade saniert, und das über Monate. Die wenigen Geschäfte, die noch geöffnet sind kann man nur über Stege erreichen, wenn überhaupt! Bus fährt ab dem Kirchner Museum nur über die Talstrasse, alle die auf der rechten Talseite wohnen haben keine andere Wahl als den Bus an der Talstrasse zu nehmen, sofern sie einigermassen gut zu Fuss sind. Davos ist eine einzige Baustelle, was den Sommertourismus sicher auch nicht fördert! Mir ist schon klar dass diese Arbeiten gemacht werden müssen, aber ausgerechnet in der eh schon kurzen Sommerzeit und während mehreren Jahren? Eigenartig ist, dass während dem WEF die Verbindungen innerhalb des Ortes für die Bewohner und Gäste um einiges besser sind, weshalb wohl?

Mehr zu Wirtschaft MEHR