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Blitzt es bald bei zu viel Lärm?

Im Kanton Genf macht man sich Gedanken über einen Radar, der Geräusche auf der Strasse misst. Auch in Graubünden interessiert sich die Polizei für das Thema.

Philipp
Wyss
14.01.19 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Motorenlärm ist auch in Graubünden ein Problem. Ein Radargerät zur Bekämpfung interessiert Stadt- und Kantonspolizei.
Motorenlärm ist auch in Graubünden ein Problem. Ein Radargerät zur Bekämpfung interessiert Stadt- und Kantonspolizei.
PIXABAY UND ARCHIV

In Deutschland oder Kanada gibt es Radargeräte, die statt die Geschwindigkeit den von Autos ausgehenden Lärm messen, schreibt «20 Minuten». Dabei beruht sich das Portal auf einen Bericht in der «Tribune de Genève».

Emil Gartmann von der Stadtpolizei Chur weiss, dass solche Geräte in Süddeutschland eingesetzt werden. Dies allerdings bislang rein präventiv. «Die Geräte weisen Fahrzeuglenker mit Leuchtsymbolen am Strassenrand auf möglichen Lärm hin», so Gartmann auf Anfrage. Und dies ohne strafrechtlichen Konsequenzen.

Problem in Stadt und Dörfern

Strafrechtlich verfolgt werden in Chur Autofahrer «wegen Hochdrehens des Motors». Seit Jahren bringt die Stadtpolizei lärmverursachende Beschleunigungsfahren mittels Schwerpunktkontrollen zur Anzeige. Dabei urteilen zwei Polizisten an unterschiedlichen Standorten über eine allfällige Störung. Laut Gartmann wäre der Einsatz eines Lärmradars zu prüfen, wenn es denn in der Schweiz ein solches Gerät inklusive entsprechender Gesetze geben würde. Denn noch fehlten die Rahmenbedingungen für den Einsatz eines solchen Geräts, so Hartmann.

Auch bei der Bündner Kantonspolizei zeigt man sich offen, was Lärm-Radargeräte betrifft. Falls ein Gerät entwickelt werden könnte, welches Fahrzeug, Fahrzeugführer sowie den gemessenen Wert bildlich festhält, wäre dies sicherlich eine gute Sache, so Mediensprecher Roman Rüegg. «Dies vor allem in Ortschaften oder in der Nähe von Ortschaften.» Die Kantonspolizei werde die technische Entwicklung solcher Geräte verfolgen und später allenfalls eine Anschaffung prüfen. «Als prioritär wird sie allerdings nicht erachtet», so Rüegg weiter. Diesbezüglich seien Geschwindigkeits- oder Atemalkoholmessgeräte wichtiger.

Bei Fahrzeugemissionen müssen laut Gartmann verschiedene Dinge unterschieden werden. Einerseits legt der Typenschein eines Fahrzeuges die Emissionen von Motor, Auspuffanlage oder Pneus technisch in Dezibel fest. «Dies hat aber nichts mit dem Straftatbestand nach Strassenverkehrsgesetz, nämlich dem Verursachen von vermeidbarem Lärm, oft verbunden mit gefährlichen Beschleunigungsfahrten, zu tun.» Denn da sei die individuelle Empfindung des verursachten Lärms, wie beim Hochdrehen des Motors in niedrigen Gängen, massgebend, nicht ein Dezibel-Wert.

Im Grossen Rat des Kantons Genf ist ein Radargerät, welches nicht das Tempo, sondern die Lautstärke von Autos misst, ein Thema. Damit möchten Politiker gegen «unzumutbare Lärmbelastungen für Anwohner» vorgehen. Bestimmte Fahrverhalten würden immer wieder Hunderte Leute aus dem Schlaf reissen. Dazu bräuchte es aber auch gesetzliche Bestimmungen, die bislang fehlen. Zurzeit debattiert das Parlament über einen entsprechenden Vorstoss.

Philipp Wyss ist Chefredaktor der gemeinsamen Redaktion der Zeitung «Südostschweiz» und der Internetseite «suedostschweiz.ch». Damit zeichnet er für das Team und für den Inhalt dieser Produkte verantwortlich. Mehr Infos

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Massnahmen zum Schutz der Gesundheit, gegen unnötigen Lärm (gemäss beispielsweise Polizeigesetz (PG) Chur, Artikel 32, Absatz 3: "In den übrigen Zeiten (d.h. tagsüber) sind alle übermässigen Störungen zu unterlassen, die durch zumutbare Vorkehrungen oder rücksichtsvolles Verhalten vermieden werden können.") finde ich essenziell.
Zeitschrift ZE!TPUNKT (Jan/Febr. 2019, Seite 28): Artikel über erfolgreiche Nulltoleranz der NYC-Police. Beispiel: "Im Rahmen der "Operation Sound Trap" wurden überlaute Motorräder, PKWs mit dröhnender Musik etc. aus dem Verkehr gezogen."

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