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Das Hochalpine Institut Ftan holt die Asiaten ins Boot

Das Hochalpine Institut Ftan will im asiatischen und südamerikanischen Markt Fuss fassen. Dafür wird
am Freitag die SCC Education Group AG gegründet. Die neue Gesellschaft besteht aus drei Schweizern 
und 14 asiatischen Investoren.

04.07.17 - 05:02 Uhr
Leben & Freizeit
Ehrgeizige Pläne: Verwaltungsratspräsident Jon Peer möchte das Hochalpine Institut Ftan in Asien und Südamerika bekannt machen.
Ehrgeizige Pläne: Verwaltungsratspräsident Jon Peer möchte das Hochalpine Institut Ftan in Asien und Südamerika bekannt machen.
PRESSEBILD

Das Hochalpine Institut Ftan (HIF) braucht weiterhin mehr Schülerinnen und Schüler. Die aktuellen Schülerzahlen werden gemäss Verwaltungsratspräsident Jon Peer nicht mehr kommuniziert, liegen aber laut seinen Auskünften noch «unter den Erwartungen». Eine Chance, diese Situation zu ändern, bietet der riesige asiatische Markt. Gemäss Recherchen der «Engadiner Post» gibt es in Zukunft eine Zusammenarbeit mit einer Gesellschaft mit schweizerischen und asiatischen Investoren. Zwei Millionen Franken zeichnet die neu zu gründende Gesellschaft. Insgesamt soll die Summe der Aktienkapitalerhöhung, welche im April beschlossen wurde, fünf Millionen Franken betragen.

Die asiatischen Investoren konnten direkt und indirekt aus dem grossen Beziehungsnetzwerk von Unternehmer Peer gewonnen werden. «Das Konstrukt dieser Zusammenarbeit bringt nicht nur Geld, sondern auch Schüler», sagt Peer und ergänzt: «Somit wird nicht nur Kapital einfliessen, sondern die Nachhaltigkeit für das HIF gesichert.» Peer wird im Verwaltungsrat der neuen Gesellschaft Einsitz nehmen und ist selbst einer der Aktionäre. Die Gesellschaft wird hauptsächlich den chinesischen Markt bearbeiten und asiatische Schülerinnen und Schüler für das Hochalpine Institut Ftan akquirieren. Auf diese Weise sollen jährlich 20 bis 25 neue Internatsschüler für Ftan gewonnen werden.

Nach Asien folgt Südamerika

Die Asiaten haben Interesse daran, die kommende Generation zu europäisieren. «Ein grosses Ziel von China ist, das Wissen von Silicon Valley in Zukunft zu überbieten. Deswegen ist es für die Chinesen wichtig, den Jungen eine gute Ausbildung zu ermöglichen», erklärt Peer. In China sind zwei Schweizer Hochschulen besonders bekannt und beliebt, die ETH Zürich und die HSG St. Gallen. «Damit die Asiaten diese Hochschulen besuchen können, müssen sie eine adäquate Ausbildung mit Schweizer Matura vorweisen können», erläutert er. Die Asiaten möchten laut Peer möglichst viele Studenten an Schweizer Hochschulen und Universitäten schicken können. Und hier kommt das Hochalpine Institut Ftan ins Spiel. Der Zeitplan sieht vor, den Aufbau in China sofort zu starten und ab Schuljahr 2018/19 bereits erste asiatische Schüler in Ftan begrüssen zu dürfen.

Mit dem Brand «HIF Switzerland» will das Institut aber nicht nur den asiatischen Markt bearbeiten. «Wir sind bereits dabei, das gleiche Konstrukt für den südamerikanischen Markt aufzubauen», erzählt Peer. Dazu laufen schon erste Gespräche. Laut dem Verwaltungsratspräsidenten ist eine gute Mischung aus Schülern aus Asien, Südamerika, anderen Ländern, der Schweiz und der Region wichtig. «Die Engadiner können vom internationalen Netzwerk, das sie während des Gymnasiums knüpfen, später nur profitieren», meint Peer.

Wenig Geld aus der Region

Die wenigen Reaktionen aus der Region auf die überraschende Nachricht, dass das Hochalpine Institut Ftan asiatische Investoren ins Boot holt, waren laut Peer durchwegs positiv. Eine mögliche Entrüstung aus Unsicherheit der neuen Investoren blieb komplett aus. Wenige Reaktionen gab es allerdings auch auf den Aufruf hin, Aktien des Hochalpinen Instituts Ftan zu zeichnen. Von den angestrebten fünf Millionen Franken fehlen noch 500 000 Franken. Am 7. Juli ist die offizielle Bezugsfrist für die bisherigen Aktionäre des Hochalpinen Instituts Ftan abgelaufen. Der finanzielle Support aus der Region war in den vergangenen Wochen bescheiden. Nur knapp ein Prozent des Aktienkapitals stammt aus der Region. Peer zeigt sich etwas enttäuscht von diesen Zahlen, hofft jedoch, dass «der eine oder andere aus dem Tal» noch Aktien zeichnen werde.

Falls die halbe Million nicht zusammenkommt, wird die Kapitalerhöhung in der Höhe abschliessen, die erreicht wird. «Vielleicht werden wir später in einem zweiten Anlauf noch eine weitere Aktienkapitalerhöhung durchführen», sagt Peer. Die notwendigen Investitionen für den Betrieb der Mittelschule können mit dem aktuellen Betrag abgedeckt werden.

Fadrina Hofmann ist als Redaktorin für die Region Südbünden verantwortlich. Sie berichtet über alle gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Themen, die in diesem dreisprachigen Gebiet relevant sind. Sie hat Medien- und Kommunikationswissenschaften, Journalismus und Rätoromanisch an der Universität Fribourg studiert und lebt in Scuol im Unterengadin. Mehr Infos

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