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Stadtpolizisten als menschliche Radare

Seit Anfang Sommer büsst die Churer Stadtpolizei Temposünder in der Altstadt - ganz ohne Radargeräte. Das Verständnis dafür ist gewachsen - wenn auch nicht überall.

17.10.18 - 04:30 Uhr
Blaulicht
Wer die Churer Altstadt mit dem Velo oder Auto passiert, ist gut beraten, den Tacho nahe bei 0 zu halten.
Wer die Churer Altstadt mit dem Velo oder Auto passiert, ist gut beraten, den Tacho nahe bei 0 zu halten.
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Lange Zeit sensibilisierte die Stadtpolizei Chur die Verkehrsteilnehmer in der Begegnungszone beim Bahnhof und in der Altstadt für angepasstes Fahrverhalten. (Zu) Schnell ist ein Unfall passiert, wenn sich im sogenannten Mischverkehr Fussgängerinnen und Fussgänger, Velofahrer und Autofahrer auf der selben Fläche bewegen. «Wir hatten das Gefühl, damit gut gefahren zu sein», sagte Emil Gartmann, Abteilungsleiter Verkehrs- und Sicherheitspolizei Stadt Chur, gegenüber «suedostschweiz.ch». Jetzt werden durch die Stadtpolizei Bussen verteilt. Sie drückt also auf die Tube - im übertragenen Sinne.

Eine Vielzahl von Reklamationen über rücksichtsloses Fahrverhalten und eine privat aufgegebene Anzeige gegen einen Verkehrsteilnehmer brachten das Fass zum Überlaufen. Ein- bis zweimal pro Monat werden seit Anfang Sommer Kontrollen durchgeführt. Im Visier: die Temposünder. Und das ganz ohne Radar. «Bussen nach eignen Feststellungen» heisst das Stichwort. Wer einzelne Stundenkilometer über dem vorgeschriebenen Schritttempo unterwegs ist, muss sich aber keine Sorgen machen. Unser Fokus, was die erhöhte Geschwindigkeit angeht, liegt auf jenen, die klar auffällig zu schnell unterwegs sind. Die sich fast schlangenlinienmässig den Weg zwischen den Passanten bahnen», so Gartmann. Hier wird das Tempo von den Stadtpolizei-Patrouillen geschätzt, der E-Bike- oder Autolenker angehalten, der Fall rapportiert und der Fehlbare zur Anzeige gebracht. Über die Höhe der Strafe entscheidet dann der Richter.

Rundschreiben im Vorfeld

Die repressiven Kontrollen wurden im Vorfeld in einem Rundschreiben angekündigt. Das Schreiben ging an das Churer Gewerbe wie zum Beispiel an alle Taxifirmen. Ein Vorgehen, wie es die Stadtpolizei bei neuen Massnahmen oft anwendet. «Wir wollen nicht die sein, die irgendwo hinter einer Ecke warten und dann quasi Fallen stellen. Hier können wir offen kommunizieren», so Gartmann. Ziel sei es, die Verkehrssicherheit zu erhöhen und nicht das Bussenkonto zu füllen. Und ganz besonders Fussgänger, ältere Menschen oder einfach das schwächste Glied in der Verkehrskette zu schützen.

Einsichtige Verkehrsteilnehmer

Dass Einwohner und manch Gewerbetreibende erst über die neue Praxis aufgebracht waren, entging auch der Stadtpolizei nicht. Mittlerweile, so Gartmann, sei das Verständnis da. Aufklärung und Kontrollen vor Ort trugen ihren Teil dazu bei. Sie sind bitter nötig: «Manche Personen, die wir kontrollieren, sind sich schlicht nicht bewusst, was Schritttempo überhaupt heisst», erklärte Gartmann. Wer zum Beispiel mit einem E-Bike die Poststrasse hinunter fahre und noch in die Pedale trete, sei schon viel zu schnell unterwegs. Und für den Autofahrer seien 30 km/h kaum ein Tempo. In der Fussgängerzone sei es aber genau umgekehrt. 

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Weil Herr Gyssler hier Tipps gibt,
ich gab ihm hier auch welche:
Siehe Kommentare:
https://www.suedostschweiz.ch/leserbriefe/2018-10-08/chipo-dankt-den-ch…
Denn dass er gemäss Eigenangabe mit Scooter und zwei grossen Hunden freirennend durch die Stadt Chur fährt, dürfte nicht der Verkehrssicherheit bzw. den Gesetzen entsprechen.
Ich bin für jegliche Kontrollen, beispielsweise der häufigen Hupereien (inkl. Mehrfachhupen und sekundenlangem Bleifusshupen) der öffentlichen Busse Quaderstrasse Fust vor dem Kreisel Masanserstrasse (die ich für sinnlos erachte und das den Verursachern mehrfach und begründet mitteilte, leider wurde die Huperei sogar mehr) sowie dem Töffli (Motorfahrrad), das regelmässig dort durchfährt (manchmal mehrere Runden drehend), mit infernalischem (frisierten) Knatterton - der dem in den Polizeimedienberichten oft genannten "Hochdrehen des Motors" entsprechen dürfte (Unnötige Lärmerzeugung: z.B. Strassenverkehrsgesetz und PG Polizeigesetz Chur).

Hallo liebe Leser

Zu schnelles fahren in den Fussgänger Zonen sollten wirklick geahndet werden. Aber nicht nur bei E-bikes oder Autos, nein auch bei den normalen Fahrrädern oder Rennvelos.
Diese sind kaum langsamer in der Fußgängerzone als die Elektronik Velos.
Also wenn schon Kontrollen, dann für alle Vehikel.

Und darüber hinaus, an jedem Fahrrad, egal ob elektronische oder nicht sollte wieder eine Glocke als Muss montiert sein. So kann der Lenker sich auch bemerkbar machen. Sehr wichtig; denn die meisten Menschen haben hinten keine Augen.

Ansonsten super Idee, mit den Kontrollen.

Kulanz und Verständnis hilft meist allen Verkehrsteilnehmern weiter.

Guido

Nein, Herr Gyssler, ich betätige nicht die Glocke, um velofahrend Fussgänger vor mir wegzuscheuchen (sondern ich bremse und mache einen grösseren Bogen oder steige ab) - meines Wissens darf das offiziell auch kein Autofahrer, der hinter Fussgängern sich langsam nähert. Schreck schadet.

Besonders positiv erlebte ich, wie dies ein Autofahrer auf einer Art asfaltiertem Feldweg am Stadtrand Chur geduldig machte, bis ich Fussgänger es von selbst merkte; ein weiteres vorbildliches Erlebnis war im Kreisel Engadin-/Gäuggelistrasse, wo die Arosabahn sehr langsam heranfuhr im Schneetreiben und NICHT pfiff - wunderbar, es gibt noch Menschen, die weiter als bis zur Nasenspitze denken, nämlich mindestens bis zum Gehör(schutz). Danke.

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