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«'Noppa' hat alles richtig gemacht»

Der Bündner Bergsteiger «Noppa» Joos ist am Sonntag am Bernina tödlich verunglückt. Für Gian Luck, Bergführer aus Pontresina, ist die Situation vor allem auf kameradschaftlicher Ebene sehr belastend. Joos und seine beiden Gäste seien zeitlich gut unterwegs gewesen, Unfallursachen könnten zahlreiche sein.

Südostschweiz
11.07.16 - 15:52 Uhr
Blaulicht

«Noppa» Joos ist bei einer Tour mit zwei Gästen beim Abstieg vom Berninagipfel am Spallagrat abgestürzt. Seine beiden Begleiter haben den Absturz schwer verletzt überlebt – der 55-jährige Joos ist verstorben, wie die Kantonspolizei Graubünden mitteilte.

Gian Luck von der Bergsteigerschule Pontresina ist seit zehn Jahren Bergführer. «Das Leben beinhaltet leider immer wieder lebensgefährliche Situationen. 'Noppa' Joos' Tod am Bernina ist vor allem auf kameradschaftlicher Ebene sehr belastend», so Luck. Mit Joos sei ein erfahrener, guter Bergführer gestorben.

Zeitlich gut unterwegs

Gemäss Luck ist Joos mit seinen beiden Gästen von der Tschiervahütte über den Biancograt auf den Piz Bernina gestiegen. Der Unfall geschah am frühen Sonntagnachmittag etwa um 14 Uhr. «Zeitlich war die Dreierseilschaft sehr gut unterwegs», so Luck. Üblicherweise frühstücke man etwa um 3 Uhr morgens in der Hütte und laufe dann los. Für den Aufstieg auf den Gipfel rechne man dann etwa mit sechs bis acht Stunden, wobei das sehr stark von der Fitness der Berggänger und der Anzahl der anderen Berggänger auf dem Weg zum Gipfel abhängig sei. Den Abstieg habe Joos mit seinen Gästen über den Spallagrat in Angriff genommen. Für den Abstieg sei dann mit etwa zweieinhalb Stunden zu rechnen. In diesem Gebiet sei man auf Schnee, Firn, Eis und Fels unterwegs und mit Pickel, Seil und Steigeisen ausgerüstet.

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Hier verlor der Bergsteiger sein Leben. Bild Kantonspolizei Graubünden

«'Noppa' hat – soweit sich das mit meinen Informationen beurteilen lässt – alles richtig gemacht. Er hat übliche, oft begangene Routen gewählt und war zeitlich sehr gut unterwegs», beurteilt Bergführer Luck. Zum Unfall könnten viele Ursachen geführt haben. Mehr könne er dazu nicht sagen.

Höchster Bündner Berg

Der Piz Bernina ist mit 4048 m.ü.M. der höchste Berg in Graubünden und der einzige Viertausender der Ostalpen. Das reize schon, diesen weltbekannten Berg einmal zu besteigen, «aber grundsätzlich reizen einen Berggänger alle Berge», so Luck.

Gemäss der Kantonspolizei Graubünden ist dieser Unfall – abgesehen von Lawinenunfällen – der erste Bergunfall in diesem Jahr. In den vergangenen drei Jahren sind durchschnittlich elf Personen pro Jahr in einem Bergunfall ums Leben gekommen. (sz)

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Bergunfälle im Kanton Graubünden. Quelle: Kantonspolizei Graubünden

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