Ein «Gipfeltreffen» der Architekturliebhaber
Wer öfters an den Veranstaltungen des Forums «Bau + Kultur» teilnimmt, hat schon viel erlebt. Doch auf die Skipiste wagte man sich bislang noch nicht. Dies änderte sich am 11. Februar
Wer öfters an den Veranstaltungen des Forums «Bau + Kultur» teilnimmt, hat schon viel erlebt. Doch auf die Skipiste wagte man sich bislang noch nicht. Dies änderte sich am 11. Februar

Auch wenn sich die Wolken langsam zuzogen, so waren die Teilnehmenden der Architekturführung unter dem Titel «Gipfel der Moderne» bester Laune. Diesen Titel wählte Organisator und Architekt Jürg Grassl nicht umsonst. Doch dazu später mehr. Los ging es auf dem Jakobshorn-Parkplatz, von wo aus zuerst ein Blick auf die andere Seite des Landwassers geworfen wurde. Am Bolgen konnte 1934 bekanntlich der erste Bügelskilift der Welt seinen Betrieb aufnehmen. Nicht nur die Satirezeitschrift «Nebelspalter» habe damals diese neue Einrichtung zum Thema genommen («Es läuft mehr, wenn wenig läuft» als Anspielung auf das obsolete «Hochtäppelen», sondern auch die Davoser Zeitung. «Diese zeigte sich damals eher enttäuscht, da sie keine spektakulären Stürze beim Lift-einstieg beobachten konnte», wusste Grassl zu berichten. Der Bolgenlift gilt aus seiner Sicht als Beispiel für die «zweite Generation» des Skisports. Nachdem die Gebrüder Branger und weitere Pioniere das Skifahren in Davos einführten und so die erste Generation einläuteten, stand in den 30er-Jahren eben die zweite Generation bereit. Nach dem Krieg etablierte sich dann eine dritte Phase, die bis heute unter dem Motto «Alles fährt Ski» bekannt ist.


Von der Moderne abgewandt
Exemplarisch steht auch die Talstation der Jakobshornbahn dafür, die von den Führungsteilnehmenden unter die Lupe genommen wurde. Nachdem die erste Station von 1954 bald nicht mehr den Ansprüchen genügte, erstellte man in den 60er-Jahren ein neues Stationsgebäude, das, damals für Davos untypisch, eine Holzfassade besass. Beim Neubau der ersten Sektion wurde sogleich auch das Stationsgebäude massiv umgebaut. Das Fazit der «Bau + Kultur»- Runde war eindeutig: Der «rote Schlund» nimmt auf das «Drumherum» nicht wirklich Rücksicht. Nichtsdestotrotz begab man sich genau dorthin, um mit der Seilbahn die Ischalp zu erreichen. Dort galt das Augenmerk vor allem dem gleichnamigen Restaurant sowie der Talstation der zweiten Sektion. Ersteres sei beim Bau klar im Stil der Moderne gehalten gewesen. Ein Flachdach und zeitgemässe Möblierung prägten die Gaststätte genauso wie die Panorama-Verglasung auf der Talseite. Erst später sei das Schrägdach gebaut worden, und der «Chalet-Chic»-Stil habe Einzug gehalten. Schwieriger gestaltete sich hingegen die Charakterisierung des 1958 erstellten Stationsgebäudes weiter südlich. Grassl konnte den verantwortlichen Architekten nicht ausfindig machen – unter anderem, da die Bergbahnen kaum mehr Quellenmaterial dazu hätten. Klar ist aus seiner Sicht nur, dass die Baute nicht wie die Bergstation – die eine ganz andere Sprache spreche – von Jack Lutta erbaut wurde. Dorthin ging es dann auch – eben zum «Gipfel der Moderne». Das an ein Schiff erinnernde Gipfelgebäude mit seiner «gläsernen Kommandobrücke» wurde ursprünglich als Hotel erbaut. Die Beherbergung von Individualgästen habe sich aber nie ganz durchgesetzt, sodass die Zimmer – sie erinnern passenderweise an Kajüten – seither eher als Hostel angeboten werden. Erstaunt zeigten sich die Teilnehmenden, dass das prächtige Panoramarestaurant im dritten Geschoss nicht mehr der Öffentlichkeit zur Verfügung steht. Nach einem kurzen Abstecher auf die Dachterrasse schnallte man sich bald wieder beide Latten an. Vorbei an der Güggel-Bahn – der kürzesten öffentlichen Luftseilbahn der Schweiz – ging es zur Jatzhütte. Man erfuhr, dass sich da und dort im Skigebiet noch Überbleibsel aus früheren Zeiten verstecken. So ist beispielsweise das Chalet Güggel um die ehemalige Bergstation des Clavadeler-Alp-Skiliftes gebaut worden.








«Chalet-Chic» scheint Trumpf zu sein
Dem ehemaligen Trassee folgend, erreichte die Gruppe ebendiese Alp. Dort befindet sich zum Wunder vieler ein echter Gaberel: Nämlich das Alpgebäude mit der heutigen Schaukäserei, die jeweils im Sommer geöffnet ist. Im Winter hingegen werden die Gäste in einem «Ufo» nebenan bewirtet. Der ebenfalls als Panoramarestaurant konzipierte Bau wurde nicht wie so vieles Andere am Berg unkenntlich gemacht, sondern erinnert zu weiten Teilen noch der usprünglichen Beiz aus den Anfangsjahren. Schon bald war man auf dem «Gämpen» Richtung Tal unterwegs, machte aber beim Naturfreundehaus noch einen kurzen Halt, um etwas zur Geschichte des Hauses zu erfahren. Unten angekommen, wurden dank einem der zahlreichen von Grassl mitgebrachten Fotos bei vielen Erinnerungen wach. Denn vor dem Bau des Bolgen Plazas 1998 – das ebenfalls im Chalet-Stil daherkommt – befand sich auch an seiner Statt ein klassischer Bau der Moderne mit Flachdach und Metalltreppe an der Seite. Damit man aber nicht nur «auf Chalet gemachte» Gebäude begutachten konnte – mit dem Chalet Bello reiht sich ein weiteres Lokal in diese Kategorie ein – besuchten die Architekturfans den Stall Valär. Das Gebäude diente einst wirklich der Landwirtschaft und wurde vor rund fünf Jahren zu einem Restaurant mit speziellem Charme umgebaut. Männiglich freute sich, den lehrreichen Nachmittag dort an der Bar mit einem kühlen Getränk ausklingen zu lassen.