×

Taubenplage am Churer Bahnhof

In der Stadt Chur, insbesondere im Umfeld des Bahnhofs, herrscht eine Überpopulation von Strassentauben. Die Stadt bittet die Bevölkerung darum, die Tiere nicht mehr zu füttern. 

Südostschweiz
25.03.22 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit

von Gianna Jäger und Manuela Meuli

Rund um den Bahnhofplatz Chur leben mehrere Hundert verwilderte Haustauben. Diese vermehren sich stetig und bilden mit den restlichen Stadttauben die grösste Population Graubündens. Zu dieser Überpopulation tragen diverse Faktoren bei: Einerseits gibt es in der Stadt wenig Fressfeinde. Andererseits sind die klimatischen Bedingungen und Rückzugsmöglichkeiten ideal. Zudem finden die Tiere ein breites Angebot an Nahrungsquellen vor, insbesondere am Bahnhof durch gezielte Fütterungen oder Littering.

«Es ist wichtig, dass die Tauben nicht mehr gefüttert werden», sagt Hannes Jenny, Wildbiologe und stellvertretender Leiter des kantonalen Amtes für Jagd und Fischerei, gegenüber Radio Südostschweiz. Denn die Fütterung sei der Treiber eines Bestands. Sie habe zur Folge, dass der Bahnhof zu einem attraktiven Ort für Tauben werde. «Dadurch sammeln sich immer mehr Tiere an und bilden eine Konzentration.» Weil eine hohe Taubenansammlung zu mehreren negativen Auswirkungen führen könne, müsse die Fortpflanzung in den Griff bekommen werden.

Was hält die Bevölkerung davon, dass die Fütterung von Tauben unterlassen werden sollte? Wir haben nachgefragt:

Audio Manuela Meuli

Krankheiten und Konkurrenz um Brutplätze

Die Taubenfütterung begünstigt auch die Übertragung von Krankheiten. Indem man die Tiere mit Nahrung versorge, würden auch die Schwachen und Kranken lange überleben, so Jenny. Kämen diese in Kontakt mit gesunden Vögeln, könnten sich die Krankheiten ausdehnen. «Das können zum Teil Krankheiten sein, die wirklich ernsthaft sind», meint er. Und zwar nicht nur für die Tiere, sondern auch für Menschen. So wie beispielsweise die Taubenpest, die im Jahr 2014 in Chur wütete und für eine Halbierung des Taubenbestands sorgte. «Im Moment haben wir aber keine akute Ausbreitung von Krankheiten», so der Wildbiologe. Und dies solle auch so bleiben. 

Indem man das Füttern von Tauben unterlasse, verhindere man auch, dass eine grosse Konkurrenz um Nistplätze geschehe. «Wenn der Ort attraktiv ist, suchen sich die Tiere in der Nähe der Futterstellen einen Brutplatz», erklärt Jenny. Doch Brutplätze seien nur beschränkt vorhanden. Und so könne es zu Kämpfen um Brutplätze kommen. «Es gibt also sehr viel Unruhe im Bestand, die nicht mehr von den natürlichen Ressourcen, sondern von einer künstlichen Fütterung gesteuert wird.» 

Gemeinsame Sache: Die Stadt Chur und der Kanton Graubünden machen  mit einem Plakat am Bahnhof Chur die Bevölkerung auf das Fütterungsverbot aufmerksam .
Gemeinsame Sache: Die Stadt Chur und der Kanton Graubünden machen  mit einem Plakat am Bahnhof Chur die Bevölkerung auf das Fütterungsverbot aufmerksam .
Bild Olivia Aebli-Item

Verunreinigungen und Schäden

Durch den Taubenkot entstehen Verunreinigungen und Schäden an Gebäuden und Denkmälern. «Vor allem alte Kirchen, die aus Stein gebaut sind, sind relativ anfällig auf aggressiven Taubenkot. Dort können grosse Schäden entstehen», so Wildbiologe Jenny.

Auch für Passierende, ÖV-Benutzende und Gastrounternehmen rund um den Bahnhof seien Überflüge mit Kotabgabe störend. Die Stadt Chur schrieb Ende Februar in einer Mitteilung, dass sich Reklamationen von Gastrobetrieben und ihren Gästen zunehmend gehäuft hätten. Eine weitere Problematik sei die generelle Verunreinigung des Areals, die den Reinigungsaufwand der Reinigungsequipen erhöhe.

Stadt Chur lanciert Kampagne

Die Abteilung Grün und Werkbetrieb der Stadt Chur unternimmt, zusammen mit den SBB und der RhB, diverse Bemühungen gegen die Taubenplage. So wurden beispielsweise bauliche Massnahmen ergriffen, um Brutplätze unbrauchbar zu gestalten. Auch Rabenattrappen sind laut Jenny montiert worden, welche die Tauben verscheuchen sollen. 

«Für einen langfristigen Erfolg ist es jedoch zwingend, die Futterquellen zu minimieren», so die Stadt Chur in der Mitteilung. Die Kosten für die Allgemeinheit seien hoch und die negativen Konsequenzen für die Tauben selber gross. Die Stadt Chur macht nun mittels einer Informationskampagne auf die Auswirkungen der Taubenfütterung aufmerksam und bittet die Bevölkerung, das Füttern der Tauben zu unterlassen.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Leben & Freizeit MEHR