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Mehr als nur Scannen und Kopieren

Es waren spannende Neuigkeiten, die Dokumentationsbibliothekarin Annick Haldemann im Rahmen der GV der Genossenschaft Davoser Revue mitteilte. Das rund 9000 Bilder umfassende Fotoarchiv wird mit den neusten zur Verfügung stehenden Technologien digitalisiert.

Andri
Dürst
09.07.22 - 09:30 Uhr
Leben & Freizeit
Annick Haldemann erklärt, wie das Fotoarchiv der DBD digitalisiert wird.
Annick Haldemann erklärt, wie das Fotoarchiv der DBD digitalisiert wird.
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Die Dokumentationsbibliothek Davos (DBD) und die Davoser Revue (DR) hätten eine enge Verbindung, meinte DBD-Leiterin Annick Haldemann in ihren einleitenden Worten. «Die DR schafft einen Zugang zum ‹Wissenstresor›, den wir im Schweizerhaus betreuen.» So erstaunte es nicht, dass Haldemann die neusten Neuigkeiten ausgerechnet den Genossenschaftsmitgliedern der altehrwürdigen Davoser Kulturzeitschrift überbrachte, die am vergangenen Donnerstag ihre ­Generalversammlung im Schweizerhof abhielten. Haldemann stellte zu Beginn kurz einige Eckwerte zum DBD-Fotoarchiv vor und erläuterte, weshalb eine Digitalisierung sinnvoll sei. «Zum einen ist die Bildersuche derzeit eingeschränkt, da sie nur physisch vor Ort erfolgen kann. Andererseits ist die Sortier- und Gruppierarbeit oder die Filterung aufwendig.» Und nicht zu vernachlässigen sei, dass die physisch vorhandenen Fotos und die mit ihr verbundenen Karteikarten (siehe Bild) mit der Zeit leiden würden.

Semi-automatische Texterfassung

Letztere sind auch das entscheidende Element bei der Digitalisierung: Auf den Karteikarten sind zahlreiche wichtige Informationen zu finden, die Historikern bei ihrer Recherche Gold wert sind. Im Rahmen der nun laufenden Digitalisierung wurden nebst einem hochauflösenden Scan der Fotos auch die Texte mittels OCR-Programm eingelesen. Die Erfassung der mittels Schreibmaschine geschriebenen Texte erfolge meist problemlos, so Haldemann. Bei Stempeln oder handgeschriebenen Notizen habe das Programm allerdings seine Mühe. Daher müssten diese doch oft wichtigen Informationen manuell erfasst werden. Und ebendiese Korrekturarbeiten hätten letzte Woche gestartet, freute sich die DBD-Leiterin. Betraut mit dieser Arbeit sei die Foto­stiftung Graubünden, die viel Erfahrung in diesem Bereich mitbringe. Konkret im Einsatz stünden auch Zivildienstleistende, die bei der Digitalisierung mithelfen würden.

Noch bis 2002 wurden die Karteikarten des Fotoarchivs mit der Schreibmaschine beschriftet.
Noch bis 2002 wurden die Karteikarten des Fotoarchivs mit der Schreibmaschine beschriftet.
zVg/DBD

Modernste Technik im Einsatz

Eingespeist werden die so erfassten Fotos in eine Online-Datenbank, die nach Fertigstellung offen zugänglich sein soll. So werden die Bilder auch ganz einfach per Stichwortsuche zu finden sein. In Zusammenarbeit mit der ETH sei man zudem daran, mittels «Deep Learning» zusätz­liche Merkmale der Fotos zu erfassen, ­erklärt die Archivarin. «Erkennt das Programm auf dem Bild beispielsweise einen See, wird dies so vermerkt. Im besten ­Falle erkennt das Programm sogar den Davosersee, was die Verschlagwortung noch genauer macht.» Und das Beste daran: Die Standorte der Fotoaufnahmen werden mittels GPS-Daten erfasst, sodass genau lokalisiert werden kann, wo sich der Fotograf einst befunden hat. Diese Georeferenzierung ist auch notwendig, um Visualisierungen in VR- oder AR-Applikationen zu ermöglichen. Aktiviert man – auf dem Bahnhofplatz stehend – eine entsprechende App auf dem Handy, lässt sich beispielsweise der Rathausstutz im Zustand vor 100 Jahren betrachten. Die Bereitstellung dieses Endprodukts ist auf Ende 2023 angesetzt.

Der ebenfalls anwesende Landammann Philipp Wilhelm freute sich, dass das ­Projekt finanziert und durchgeführt werden kann. Der von ihm – damals noch als Landrat – angeregte Kreativbeitrag in den Kulturfonds trägt somit nun Früchte: Wie er gegenüber der DZ erklärt, konnte die Kulturkommission die innovative Elemente beinhaltende Digitalisierung über ebendiesen «Geldtopf» finanzieren.

Irma Wehrli, Thomas Gadmer und Marco Lang führten durch die GV.
Irma Wehrli, Thomas Gadmer und Marco Lang führten durch die GV.
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GV Davoser Revue
Die 49. ordentliche Generalversammlung der Genossenschaft Davoser Revue ging schnell und ohne Einwände der Mitglieder über die Bühne. Wegen krankheitsbedingter Abwesenheit des Präsidenten Severin Gerber führte ­Vizepräsident Thomas Gadmer durch die Versammlung. Er attestierte sowohl der Geschäftsleitung unter Feder­führung von Marco Lang als auch der Redaktion unter Thomas Kaiser sehr gute Arbeit. Als Höhepunkt des Jahres nannte Gadmer die Erscheinung des Büchleins «Landwasser–Zügenschlucht. Zum Wandern und Staunen» von Elfriede Virchow, das die Genossenschaft als Verlegerin herausgeben und mit einer Vernissage am Bahnhof Wiesen feiern durfte. Im ­Anschluss an die GV liess die kleine, aber feine Teilnehmerschar den Abend mit einem deliziösen Nachtessen im Schweizerhof ausklingen.

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