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In die Davoser Geschichte eintauchen

Die Davoser Geschichte ist reich an vielen interessanten Aspekten. Einige davon werden nun dank einer Smartphone-App auf eine ganz neue Art und Weise erlebbar gemacht.

Andri
Dürst
12.10.22 - 07:29 Uhr
Leben & Freizeit
Zeitreise auf dem Handy: Beim Sportzentrum begegnet einem ein Eisschnellläufer von früher.
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zVg

«Augmented reality» (AR) – so lautet das Zauberwort, zu Deutsch «erweiterte Realität». Dank dieser Technologie kann jeder, der die App «Augmented Swiss Heritage» auf sein Smartphone geladen hat, in Davos auf Entdeckungstour gehen. Die App steht im App Store sowie im Google Play Store gratis für all jene zur Ver­fügung, die gerne etwas zur Davoser Geschichte erfahren möchten. Zur Auswahl stehen vier verschiedene Routen (Flüela, Wildbodenhaus, Schatzalpbahn und Promenade), entlang derer an knapp 30 Posten digital aufbereitete Sehenswürdigkeiten erkundet werden können. Die intuitiv zu bedienende App hilft dabei, die Stationen zum Leben zu erwecken. Dabei startet die Kamera, und man kann dank geschickter Positionierung einen virtuellen Gegenstand auf dem Display sehen. Teilweise werden auf diese Art und Weise aber auch Personen zum Leben erweckt, die dann aus dem Nähkästchen plaudern und die Nutzer mit der einen oder anderen Information überraschen.

Museumskatalog kam wie gerufen

Entstanden sei die Idee für eine solche App im Sommer 2020 an der Fachhochschule Graubünden (FHGR), erklärt Simonne Bosiers im Gespräch mit der DZ. Sie ist Dozentin am Institut für Multimedia Production, wo man schon länger mit AR arbeite. «Wir wollten explizit ein Produkt für den Tourismus kreieren. In dieser Branche werden bislang oft klassische Mittel eingesetzt. Wir möchten aber neue Technologien nutzen, um auch vermehrt Jugendliche anzusprechen», erklärt Bosiers. Bei der Suche nach Sponsoren habe man die Fühler in die Kantone Graubünden und St. Gallen ausgestreckt. Unter anderem sei man auch mit Davos in Kontakt gekommen und habe Anfragen an das Kirchner und das Heimatmuseum gerichtet. Mit der museumsübergreifenden Ausstellung zum «Mythos Davos» hätten diese eine ideale Grundlage für «Augmented Swiss Heritage» geliefert. Entsprechend viele Inhalte seien darum am Museumskatalog von «Europa auf Kur» angelehnt. Doch mit der Zeit habe sich die Frage gestellt, ob man nicht zu viele ­Mythos Davos und zu wenig architektonische Inhalte habe. «Davos bietet viel mehr, als wir am Anfang gedacht haben», meint die Wissenschaftlerin. Für die inhaltliche Aufbereitung zuständig war Bosiers FHGR-Kollegin Onna Rageth vom Institut für Tourismus und Freizeit (ITF), die als Kulturwissenschaftlerin das Projekt begleitet.

Viel Feinarbeit

Waren die genauen Stationen erst einmal festgelegt, ging es an die praktische Umsetzung. Diese sei von vielen Hürden geprägt gewesen, erinnert sich die Dozentin. «Diverse historische ­Dokumente wurden noch nicht digitalisiert, oder sie sind gar verschwunden.» Auch bei anderen Arbeitsschritten sei man auf Schwierigkeiten getroffen. «Wir wollten herausfinden, von wo aus Kirchner sein Gemälde ‹Davos im Sommer› ­gemalt hatte. Dies war aber gar nicht so einfach. Denn als Künstler hat Kirchner sich gewisse Freiheiten herausgenommen, und somit wird auf den Bildern nicht immer die Realität abgebildet.» Im Zuge der App-Entwicklung habe man auch viele Objekte augumentieren lassen, sprich, sie digitalisiert und so aufbereitet, dass sie AR-technisch genutzt werden können. Vollbracht wurde das Werk von Multimedia-Production-Studierenden. «Die Teamzusammensetzung war dabei das Allerwichtigste. Die einzelnen Teammitglieder hatten allesamt einen anderen beruflichen Hintergrund, wodurch jede und jeder ihre beziehungsweise seine Expertise einbringen konnte.»

Ausbau geplant

Mit «Augmented Swiss Heritage» wolle man nun ein breites Zielpublikum ansprechen. «Einerseits ist die App etwas für kulturaffine Menschen, andererseits aber auch für digitalaffine», so Bosiers. Vom Level der Benutzeroberfläche her bewege man sich auf Einstiegsniveau, was die App einfach zu bedienen macht. Geplant ist nun, dass zehn weitere Sehenswürdigkeiten dazu kommen und somit die Flüela-Route ausgebaut wird. «Zudem werden wir die Funktion der Merkliste implementieren». Und was in Davos funktioniere, könne auch anderswo klappen. «Davos ist unser Pilotprojekt und unser Showcase. Die App kann von weiteren Destinationen übernommen und an ihre Bedürfnisse angepasst werden.» Finanziert werde das Projekt bislang von «Innotour», einem Förderinstrument des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO). Auch der Kreativfonds der Gemeinde Davos habe eine grosszügige Teilfinanzierung gesprochen. Nur durch die konstruktive Zusammenarbeit mit verschiedenen lokalen touristischen Akteuren könne ein so anspruchsvolles Projekt umgesetzt werden, meint Bosiers.

Simonne Bosiers.
Simonne Bosiers.
zVg
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