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Der Waldrapp ist zurück

Diverse «suedostschweiz.ch»-Leserreporter haben zwei Exemplare der vom Aussterben bedrohten Zugvogelart «Waldrapp» bei Domat/Ems entdeckt. Es handelt sich um die beiden zweijährigen Waldrappe Afra und Alfredo. Sie gehören zu einer Brutkolonie, die im deutschen Überlingen am Bodensee aufgezogen wurde.

14.06.20 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit

In der Nähe des Golfplatzes bei Domat/Ems haben Leserreporter zwei Exemplare der gänsegrossen Zugvogelart entdeckt. Es handelt sich um das zwei Jahre alte Männchen Alfredo und das gleichaltrige Weibchen Afra.

Ziel: Wiederansiedlung

Die beiden Waldrappe gehören zu einer Brutkolonie, die im deutschen Überlingen vom sogenannten «Waldrapp-Team» aufgezogen wurden. Das Team versucht den Waldrapp in Mitteleuropa wieder anzusiedeln. Von 2013 bis 2019 hat die EU das Projekt mit Fördergeldern unterstützt.

Die Waldrappe tragen auf dem Rücken einen GPS-Sender, damit ihre Position jederzeit lokalisiert werden kann. Mit der für alle verfügbaren App «Animal Tracker» kann der Standort der Waldrappe lokalisiert werden. Auf der App kurz nachgeschaut, ist die letzte registrierte Position der beiden Waldrappe tatsächlich bei Domat/Ems.

Faktisch ausgestorben

Der Waldrapp war bis ins 17. Jahrhundert in Mitteleuropa heimisch und fiel der Überjagung zum Opfer. Der weltweite Bestand freilebender Waldrappe mit intaktem Zugverhalten lag im Jahr 2013 bei einem einzigen Exemplar. Der Zugvogel ist also faktisch ausgestorben. 

Waldrappe können nicht ohne weiteres aufgezogen und ausgesetzt werden, sondern ihnen muss das Zugverhalten beigebracht werden – kein leichtes Unterfangen. Den Zugvögeln wird der Weg von Überlingen über die Alpen in wärmere Gefilde mit einem Ultraleichtfluggerät gezeigt. Den Weg zurück in ihr ehemaliges Brutgebiet müssen sie aber alleine finden.

Mit einem Ultraleichtfluggeräten wird den Waldrappen den Weg über die Alpen in ihr Wintergebiet gezeigt. Bild: WALDRAPP-TEAM
Mit einem Ultraleichtfluggeräten wird den Waldrappen den Weg über die Alpen in ihr Wintergebiet gezeigt. Bild: WALDRAPP-TEAM

Das Waldrapp-Weibchen «Sonic», das im April im Naturpark Beverin unterhalb eines Strommastens tot aufgefunden wurde, gehörte ebenfalls zu der Waldrapp-Kolonie aus Überlingen. Sonics Tod war umso schmerzhafter, weil es das erste Weibchen gewesen war, das den Rückflug von der Toskana nach Überlingen geschafft hatte und mittlerweile geschlechtsreif gewesen wäre. Auf dem neuerlichen Rückflug aus der Toskana endete ihr Leben am Strommasten in Beverin tragisch.

Umso schöner ist es dafür nun, dass sich zahlreiche «suedostschweiz.ch»-Leserreporter an Afra und Alfredo erfreuen können. Gemäss dem Waldrapp-Team sind die Zugvögel seit rund einer Woche beim Golfplatz in Domat/Ems und auf dem Flug in Richtung Westen.

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