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Mehr als nur ein Fahrdienst für «Bsoffni»

Die Bündner Sektion von «Nez Rouge» leistete über die Festtage 156 Freiwilligeneinsätze – ein Rekord. Entsprechend erfreut zeigt sich der Verantwortliche Clau Caviezel und räumt mit dem Vorurteil auf, dass nur stark alkoholisierte Personen den Service in Anspruch nehmen würden.

02.01.20 - 11:22 Uhr
Leben & Freizeit
So viele Fahrten wie über die vergangenen Festtage hat «Nez Rouge» Graubünden noch nie geleistet.
So viele Fahrten wie über die vergangenen Festtage hat «Nez Rouge» Graubünden noch nie geleistet.
KEYSTONE/ADRIEN PERRITAZ

Die Organisation «Nez Rouge» hat über die Festtage im Kanton Graubünden so viele Freiwilligeneinsätze geleistet wie nie zuvor. 156 mal rückte das Team um Clau Caviezel über die vergangenen Festtage aus und fuhr alkoholisierte oder müde Autofahrer mit ihrem eigenen Auto nach Hause.

Mit einem Anruf in die Zentrale wird ein Dreierteam von  «Nez Rouge»-Freiwilligen ausgelöst, das sich an den Abholort begibt. Zwei Freiwillige setzen sich vor Ort in das Auto des Fahrgastes und bringen diesen in seinem Auto sicher nach Hause. Die dritte Person folgt den Voranfahrenden und bringt am Zielort die «Nez Rouge»-Helfer wieder in die Zentrale.

Solche Einsätze nahmen über die vergangenen Festtage um 5.5 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu.

Keine «Bsoffni»

Die Bündner Sektion wird von Clau Caviezel koordiniert. Er fährt selbst seit mehreren Jahren an bestimmten Daten im Dezember im Kantonsgebiet herum und bringt Festbesucher sicher nach Hause. Trotz der Rekordzahlen ist es Caviezel wichtig mit dem gängigen Vorurteil aufzuräumen, dass lediglich volltrunkene Personen den Service in Anspruch nehmen würden. «Meist sind es Leute, die an einem Fest zwei bis drei Gläser Wein getrunken haben und sich nicht mehr hinter das Steuer setzen möchten», sagt Clau Caviezel gegenüber «suedostschweiz.ch». Oft seien es auch Autofahrer, die sich müde fühlen und nichts riskieren möchten. 

Die Palette der nach Hause gefahrenen Personen umfasst von Pensionierten, über Junge bis zur Geschäftsfrau das ganze Spektrum. Negative Erfahrungen habe es in all den Jahren kaum gegeben, führt Caviezel weiter aus.

Fahrten auch auf Reservation

«Nez Rouge» ist kein Taxiunternehmen, da die Fahrgäste stets in ihrem eigenen Auto nach Hause chauffiert werden. Hin und wieder gibt es da Missverständnisse. «Wer uns anruft und lediglich von A nach B möchte, ohne sein eigenes Auto vor Ort zu haben, verweisen wir jeweils an die lokalen Taxiunternehmen», ergänzt Caviezel.

Dennoch ist der Service von «Nez Rouge» nicht nur für Personen, die unerwartet müde wurden oder sich nicht mehr in der Lage fühlen, sich hinters Steuer zu setzen, sondern auch für Vorausplaner. Denn bei der Bündner Sektion von «Nez Rouge» können Fahrten auch im Voraus reserviert werden. Wer also im Vornherein weiss, dass er oder sie nicht mehr fahrtüchtig sein werde, kann die Abholung von «Nez Rouge» reservieren.

Dass damit lediglich die Kosten für ein Taxi umgangen werden, glaubt Caviezel nicht. «Die allermeisten geben uns grosszügige Spenden und sind froh, sich nicht mehr hinters Steuer setzen zu müssen.» Im Endeffekt geht es darum zu verhindern, dass keine oder zumindest weniger alkoholisierte Autofahrer auf Bündner Strassen unterwegs sind und die Verkehrssicherheit erhöht wird. (bae)

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