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Miteinander wandern soll stark machen

Der gemeinsame Weg ist das Ziel: Zehn Tage lang wandern problembehaftete Jugendliche durch die Schweiz. Über die Gastfreundschaft in Engi haben sich drei besonders gefreut.

16.08.19 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Ungewöhnliche Pädagogik: (von links) Murielle Jaquemet, Jana, Iliana, Maithe und Salomé Amacker wandern quer durchs Land.
Ungewöhnliche Pädagogik: (von links) Murielle Jaquemet, Jana, Iliana, Maithe und Salomé Amacker wandern quer durchs Land.
CLAUDIA KOCK MARTI

Eigentlich haben die 14-jährige Jana, die 13-jährige Maithe und die zwölfjährige Iliana keinen Bock auf Wandern. Doch klopfen sie schwer bepackt mit ihren Rucksäcken am Mittwochabend an die Tür des Umbuus in Engi. Jemand im Dorf hat ihnen den Tipp gegeben, dass sie vielleicht dort im ehemaligen Mädchenheim übernachten können.

Die Freude ist gross. Vor allem über die Aussicht, den Schlafsack statt auf dem Mätteli auf einer Matratze ausrollen zu dürfen.

Zusammen sich selbst entdecken

Es ist die dritte Nacht der Wandergruppe. Begleitet von zwei Sozialpädagoginnen, ist sie in Bad Ragaz gestartet, durchs Weisstannental gewandert und nach einer Übernachtung auf der Alp Obersiez und dem Überqueren des Risetenpasses in Engi angekommen. Sogar Duschen ist dort möglich. Die Mädchen strahlen.

Das Alpentrekking quer durch die Schweiz gehört zum sozialpädagogischen Programm der You-count-Schule Tourbillon in Pieterlen am Jura-Südfuss im Berner Seeland. Ein erlebnisorientierter Unterricht führe zu einem motivierenden Lernen, heisst es auf der Webseite des Internats.

Natur statt Handy

Sozialpädagogin Murielle Jaquemet begleitet mit Kollegin Salomé Amacker bereits zum dritten Mal eine solche Wanderwoche mit kleinem Budget – «und ohne Handy», wie sie anfügt. Natur statt Elektronik: «Das Trekking, zum Beispiel das Schlafen im Stroh bei einem Bauern oder das Kochen am Feuer, vergessen die Jugendlichen nie.»

Sie müssten sich auf der Tour durchbeissen und könnten nicht einfach ausweichen, sagt Jaquemet. Einen Alpenpass zu überqueren und weite Strecken zu wandern, bedeute für den einen oder anderen Jugendlichen, auch eigene Grenzen zu überwinden. Das gemeinsame Gehen lasse zugleich den Gedanken Raum, von sich zu erzählen wie auch Vertrauen zu sich und zur Gruppe aufzubauen.

Via Klöntal in die Innerschweiz

Die nächste Etappe ist das Klöntal. «Geht es wieder so steil hinauf?», fragt Iliana. Die Jugendlichen wirken am frühen Morgen noch etwas müde.

Acht Gruppen des Internats sind zurzeit auf Schusters Rappen in der Schweiz unterwegs, bis sie sich in einer Woche am Hallwilersee treffen werden. Bis dahin werden die Mädchen sicher noch einiges erleben.

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