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Norovirus hat auch in Churer Altersheim gewütet

Das Altersheim Ilanz ist also doch kein Einzelfall. Auch eine Churer Alterssiedlung hatte diesen Winter bereits mit dem Norovirus zu kämpfen. Dafür, dass dies erst jetzt bekannt wird, gibt es eine simple Erklärung.

10.01.18 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Neubau Alterssiedlung Bodmer
Auch die Alterssiedlung Bodmer in Chur hielt der Norovirus auf Trab.
OLIVIA ITEM

Am Montag berichtete das SRF-Regionaljournal Graubünden, dass sich bislang einzig im Altersheim Ilanz 25 Menschen mit dem aggressiven Norovirus angesteckt hatten. Dies trifft offenbar nicht ganz zu. Auch in der Churer Alterssiedlung Bodmer hat der Norovirus gewütet, wie Recherchen von «suedostschweiz.ch» zeigen. Laut Andrea Menn, dem Leiter der Alterssiedlung, hatten sich während der Weihnachtsfeiertage inklusive der betroffenen Mitarbeiter rund 20 Personen mit dem lästigen Erreger angesteckt. «Wir haben die Lage im Griff», versicherte er. Zurzeit befinde sich lediglich noch eine Person, bei der die Symptome noch nicht abgeklungen seien, in Isolation.

Dass dieser Fall erst jetzt bekannt wird, ist für den Bündner Kantonsarzt Martin Mani nicht überraschend. «Für Infektionen mit dem Norovirus herrscht keine Meldepflicht.» Aus diesem Grund habe auch er vom Ausbruch in der Alterssiedlung Bodmer bis zum jetzigen Zeitpunkt keine Kenntnis gehabt.

In den meisten Fällen kämen die Institutionen mit einem Ausbruch des Erregers selber zurecht, sagte Mani. Das trifft offensichtlich auch im vorliegenden Fall der Alterssiedlung Bodmer zu.

Ansteckungen lassen sich kaum vermeiden

Der Norovirus ist laut Mani hochansteckend. Er verursache bei den Betroffenen Magen-Darm-Beschwerden, die mit Krämpfen, Erbrechen und Durchfall einhergehen. Übertragen werde das Virus, wenn man mit damit Infizierten in Kontakt käme. «Das lässt sich in Altersheimen schlecht vermeiden.» Darum seien in den meisten Fällen auch Mitarbeiter der Altersheime betroffen.

Dass sich Noroviren immer wieder einzunisten vermögen, hängt laut dem Kantonsarzt mit der Biologie des Virus zusammen. «Er hinterlässt kaum Resistenzen, man kann dagegen also nicht immun werden.» Eine einmalige Infektion mit dem Norovirus hilft dem menschlichen Körper demnach nicht, sich künftig für den Erreger zu wappnen.

Was kann man tun?

Gefährlich ist der Norovirus aber nicht. «Ich würde ihn eher als lästig bezeichnen», so Mani. Lästig deshalb, weil er einerseits schmerzhafte Symptome verursache und weil es andererseits sehr aufwendig sei, sich der Virenplage wieder zu entledigen. «Es braucht viele hygienische Massnahmen, um den Ausbruch einzudämmen.» Man müsse in erster Linie die Infizierten von den Gesunden isolieren. Des Weiteren die Bettwäsche häufig wechseln, alle Türklinken reinigen, das Essgeschirr Betroffener von jenem der Gesunden separieren und peinlich genau auf die eigene Hygiene achten.

Mehr könne man nicht tun, meinte der Kantonsarzt. Im Endeffekt müsse man die Infektion einfach aussitzen.

Hier wird nochmals alles, was ihr zum Norovirus wissen müsst, kompakt erklärt:

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Immerhin hat die SO - offenbar auf meine Meldung von gestern hin - ihren Artikel über Ilanz nun hier nach-recherchiert-verbessert.
SO schreibt:
"Dafür, dass dies erst jetzt bekannt wird, gibt es eine simple Erklärung.
«Für Infektionen mit dem Norovirus herrscht keine Meldepflicht.» Aus diesem Grund habe auch er vom Ausbruch in der Alterssiedlung Bodmer bis zum jetzigen Zeitpunkt keine Kenntnis gehabt."
Ich schreibe:
1) Im Ursprungsartikel steht:
https://www.suedostschweiz.ch/aus-dem-leben/2018-01-08/norovirus-im-alt…
"Eine Ausbreitung lässt sich laut dem Kantonsarzt, Markus Mani, mit hygienischen Massnahmen kaum verhindern. Der Fall in Ilanz sei aber bislang der einzige im Kanton Graubünden, heisst es im Bericht des Regionaljournals weiter."
Das finde ich falsch.
Korrekt müsste es lauten: "Der Fall in Ilanz sei aber bislang der einzige "dem Kantonsarzt gemeldete (keine Meldepflicht)" im Kanton Graubünden.
2) Warum gibt es in GR (ausgerechnet im Kanton, der sich des "Gesundheitstourismus" brüstet) keine Meldepflicht?
2a) Das Schweizer Bundesamt für Gesundheit schreibt:
Das Meldesystem des Bundesamts für Gesundheit erfasst nur Häufungen von Erkrankungen, wie z. B. von Norovirus-Erkrankungen. Einzelne Erkrankungen sind hingegen nicht meldepflichtig.
https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/themen/mensch-gesundheit/uebertrag…
2b) Wikipedia:
Der Erreger Norovirus ist (in Deutschland) nach § 7 IfSG namentlich meldepflichtig (Labormeldung)! Außerdem haben Ärzte, Krankenhäuser und Gemeinschaftseinrichtungen das Auftreten von zwei oder mehr Betroffenen mit gleicher Symptomatik zu melden (§ 6 IfSG), bei denen ein epidemiologischer Zusammenhang besteht (zeitlicher und örtlicher Zusammenhang). Diese Meldepflicht ist nicht auf das Norovirus beschränkt!
http://www.pflegewiki.de/wiki/Norovirus
3) Warum sagt der GR-Kantonsarzt: "Gefährlich ist der Norovirus aber nicht. «Ich würde ihn eher als lästig bezeichnen», so Mani."
Während ich (ich kenne beispielsweise eine gesundheitlich vorbelastete ältere Dame) ganz andere Informationen habe:
"Judith Koch vom Robert-Koch-Institut. Für Kinder und alte Menschen kann eine Infektion aber gefährlich werden. Im Epidemiejahr 2007 wurden dem RKI 75 Todesfälle aufgrund des Virus gemeldet. 56 der Betroffenen waren über 79 Jahre alt."
https://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/verdauung/darm/tid-12102/norov…
Meine Meinung: Sogar ein "einmaliges Erbrechen, ohne Noroviren-Ursache" kann für Vorbelastete/Nicht-Gesunde eine Tortur sein (Herz, Zittern/Schwäche am ganzen Körper). Deshalb finde ich die Aussagen des GR-Kantonsarztes zumindest unempathisch und die Tatsache der Nichtmeldepflicht in GR zumindest fragwürdig - in jedem Fall aber fühle ich mich - wieder einmal - "schlecht bedient" in GR, wo aber Dienstleistungen zumindest tendenziell als "systemrelevant" deklariert werden.
https://www.htr.ch/tourismus/buendner-regierung-haelt-origen-fuer-syste…
https://www.suedostschweiz.ch/politik/2017-12-21/origen-erhaelt-800000-…
"Arbeitgeberpräsident Heinz Dudli an der Generalversammlung der Handelskammer Graubünden: Ein starker Tourismus müsse in aller Interesse sein. «Denn es gibt keine Alternative im Berggebiet zum Tourismus.»"
https://www.suedostschweiz.ch/wirtschaft/2017-10-17/wirtschaftsverbaend…
4) Ich frage: Warum meldet beispielsweise der Bodmer das nicht auch ohne "Pflicht"? Mich als potentiellen Kunden interessiert/betrifft das sehr.

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