Engelerin sorgt in Glarus Süd für Lädeli-Bescherung

Das lässt staunen. In einer Zeit, in der vielerorts kleine und grössere Läden schliessen, passiert in Glarus Süd das Gegenteil. Dort bricht sozusagen der Kaufrausch aus. Zuerst in Linthal, wo Nadia Freuler-Walker 2015 ihr Geschäft für Freizeit- und Jagdbekleidung eröffnete. Vor einem Monat ist in Schwanden eine kleine Outlet-Filiale dazugekommen. Und passend zu den Sportferien wird in Elm im ehrwürdigen Zentnerhaus neu eröffnet.

Die 38-jährige Geschäftsfrau strahlt jede Menge Optimismus aus. Und sie will es wissen. Das Geschäft in Linthal läuft, wie sie sagt, trotz fehlender Laufkundschaft. Ihr Lädeli in Schwanden bezeichnet sie als spontane Idee. Die kommende Geschäftsübernahme in Elm hingegen ist das Ergebnis längerer Verhandlungen mit Katharina Gamper, genannt Didi.

Didis Lädeli in Elm adieu

Trotz Schneetreibens herrscht in Didis Lädeli reger Betrieb. 70 Prozent Rabatt auf Kinderkleider, Spielzeug, Wolle, Oberhemden, Blusen, Hosenträger, Fixleintücher, Souvenirs und vielem mehr sind der Grund. «Noch knapp zwei Wochen, dann ist Schluss», sagt die 66-jährige Gamper, die dann in Pension geht. So viel wie möglich soll jetzt aber noch über die Theke gehen. Etwas Wehmut ist schon herauszuhören. Seit 1975 bedient Didi, die sozusagen im Laden aufgewachsen ist und heute ein Stockwerk darüber wohnt, alle Wünsche. Gegründet hat ihn 1957 ihre Mutter.

Die meisten Kunden kennen das Lädeli. Zwei Touristen freuen sich über ihr zufälliges Einkaufserlebnis in Elm. «Wir haben alles, von klassisch über sportlich bis modisch von Grösse 34 bis 52 für die Dame und den Herren. Und wir haben Zeit für einen Schwatz», beschreibt die langjährige Verkäuferin Elsbeth Rhyner die Philosophie des Ladens. «Und jetzt müsst ihr alle zuhören», ruft Gamper laut in die Runde. Und sie erzählt, wie in der Zeitschrift einer Fluggesellschaft ihr Laden in den Bergen als «Warenhaus im Truggli-Format» porträtiert worden sei.

Mit Kaufrausch geht es weiter

«Didi hatte den Laden so lange. Es ist doch schade, wenn in Glarus Süd alles zugeht», beschreibt Freuler ihre Motivation. Als sie im Frühling erfahren habe, dass Didi aufhören wolle, habe sie in Elm angeklopft und nachgefragt. Was das Sortiment von jung bis alt angeht, pflege sie einen ähnlichen Stil.

Und weiter: «Didi hatte total Freude, ihr ist ein Stein vom Herzen gefallen.» So habe man sich gefunden. Es sei gut, dass Elsbeth Rhyner die Leute kenne. Der Charakter des Ladens werde beibehalten, «mit etwas mehr Struktur», so Freuler lächelnd. Am 24.Januar soll die Eröffnung gefeiert werden.

Laden in Linthal funktioniert

Verkaufserfahrung bringt Freuler einige mit. Die gelernte Verkäuferin und Lastwagenchauffeuse vom Urnerboden, die heute mit ihren beiden Kindern und ihrem Mann, Wildhüter Michael Freuler, in Engi daheim ist, führte mit einer Kollegin mehrere Jahre an der Hauptstrasse in Glarus den Laden Blue Hill. Auch eine kleine Abteilung Jagdbekleidung habe es dort schon gegeben. Als der Laden in Glarus aufgelöst wurde, habe ihr der Vater den Vorschlag gemacht, sich in Linthal in sein frei gewordenes Lokal einzumieten. Dass sie mit Jagdbekleidung weitermachen wolle, sei schon festgestanden.

«Und jetzt geht es mir in Linthal mit Freizeit- und Jagdbekleidung fast besser als in Glarus an der Hauptstrasse. Die Miete ist günstig und der Parkplatz ist direkt vor dem Haus. Man kann die Öffnungszeiten etwas anpassen und den Laden allein machen.» Die Mutter vom Urnerboden kommt, wenn sie Hilfe braucht. Das Problem von Linthal sei das Einzugsgebiet. So kämen nur die Leute, die wüssten, was sie bei ihr bekämen. Laufkunden oder Touristen schneiten selten herein.