×

«Wir könnten Schul-Pioniere werden»

Aus Schwändi kündigt die IG «In Zukunft Dorfschulen in Glarus Süd» Widerstand an. Sie will am 7. November ihre Petition öffentlich überreichen. Über 500 Unterschriften hat die IG aus Braunwald inzwischen gesammelt.

Südostschweiz
04.11.12 - 01:00 Uhr

Von Claudia Kock Marti und Antonella Nicolì (Umfrage)

Glarus Süd. – Die achtjährige Solara Vasconcelles aus Linthal kommt mit ihrem Vater und einer kleinen Mappe persönlich auf die Redaktion. «Warum fragt ihr die Kinder nicht? – Unterschriftensammlung gegen die Schulschliessung unserer Schulhäuser in Glarus Süd» steht auf dem Bogen, den sie auspackt. Über 50 Unterschriften hat sie in der Schule in Linthal gesammelt. «Vielleicht nützt das etwas», meint sie lächelnd.

Nun auch Widerstand aus Schwändi

«Ein Kind wird unsere Petition am Informationsanlass vom 7. November in Schwanden öffentlich übergeben», erklärt Caroline Trümpi aus Schwändi. Mit Sabina Elmer, Mireille Hauser, Brigitte Blumer, Hansueli Rhyner und Urs Sigrist – alle aus Schwändi – hat sie die jüngste Petition zur Zukunft Schulen Glarus Süd verfasst.

Die Interessengemeinschaft (IG) «In Zukunft Schule Schwändi»– die sich neu auch als IG «In Zukunft Dorfschulen Glarus Süd» bezeichnet – will sich mit einer Petition für den «Erhalt von Primarschule und Kindergarten in kleinen Dörfern in Glarus Süd» einsetzen, wie sie in ihrer Medienmitteilung erklärt.

Als Erstes fordern die Initianten darin weitere Varianten zur Schulentwicklung, als die bisher vom Gemeinderat Glarus Süd favorisierte. Dabei denken sie an die Basisstufe oder an Zwischenlösungen für Primarschulen in kleinen Ortschaften, wie etwa Kindergarten und 1. bis 3. Primarklasse in Dörfern zu belassen. Weiter verlangen sie, dass die Auswirkungen der verschiedenen Modelle und Schulstandorte auf die wirtschaftliche Entwicklung genauer untersucht werden. Dies konkret im Hinblick auf die Zuwanderung und Abwanderung in Glarus Süd.

Um eine nachhaltige Verbesserung der Finanzen zu erreichen, sollten alle Kostenfaktoren und eine mittelfristige Betrachtung in die Bewertung der verschiedenen Varianten einfliessen. Kreative und individuelle Lösungen unter Einbezug der lokalen Verhältnisse sowie Pioniergeist seien gefragt, und nicht einfach nur eine Vereinheitlichung.

Und schliesslich will die IG, wie bereits von verschiedenen Seiten gefordert und beim Schuldepartement deponiert, dass der Entscheid über die Schulstandorte durch die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger und nicht durch den Gemeinderat gefällt werden soll.

«Als Chance für Glarus Süd packen»

«Wir wollen den laufenden Prozess verlangsamen, um weitere Varianten analysieren zu können», erklärt Sabina Elmer. Die Berechnungen des Schuldepartementes seien sicher als Grundlage zu gebrauchen. Doch es gebe vielleicht bessere Möglichkeiten, die auch Einsparungen erlaubten. Für konkretere Vorschläge sei es indes noch zu früh.

Sabina Elmer wie auch Caroline Trümpi betonen, dass sie sich nicht nur für den Standort Schwändi und als betroffene Eltern engagierten. «Es geht uns ums Gesamte. Dabei können wir sogar Schul-Pioniere werden», meint Caroline Trümpi. «Wir alle können die Schulsituation in Glarus Süd jetzt verändern. Das ist eine Chance», bläst Elmer ins gleiche Horn. «Seien wir mutig.»

In Zürich gehe man von Zentrumsschulen wieder zurück zu den Dorfschulen, argumentieren die beiden Frauen. Die pädagogischen Vorzüge von Mehrklassenschulen, in denen der soziale Umgang gelernt werde, seien anerkannt.

Ganz wichtig sei im jetzigen Prozess aber auch, nicht gegenseitige Fronten aufzubauen, betonen sie weiter. Man wollen keinen Krieg, sondern konstruktiv Lösungen suchen Nur wenn die Fronten klein blieben, könne es gute Lösungen geben.

Glarus Süd. – In Braunwald brachten drei Personen den Stein ins Rollen, wie Patrick Kistler aus Braunwald erklärt. Mit Samantha Benedetti und Karin Zollinger sei der Aufruf zum Widerstand zu Anfang eine Kurzschlusshandlung gewesen. Um ein Zeichen zu setzen, dass die Schulen in Glarus Süd, besonders in Braunwald, bleiben, so Kistler. Mittlerweile haben über 500 Personen unterschrieben. Die Bögen liegen nicht nur in Braunwalder Geschäften und in der Braunwaldbahn, sondern auch in den Dorfläden im Grosstal bis hin zum Sportgeschäft in Elm auf.

Die Argumente sind kurz und bündig formuliert: «Wir wollen unsere Schulen erhalten, weil ohne Schulen das Dorfleben zerfällt, Kinder ein Anrecht auf einen angemessenen Schulweg haben und kleine Schulen unsere Kinder optimal fördern.»

Und weiter ganz konkret: «Wer backt dann für die alten Leute «Chrämli»? Was ist mit den Weihnachtsspielen? Sowie: «Vierjährige haben bis zu einer Stunde Schulweg.»

«Wir haben viel Resonanz auf die Aktion», sagt Kistler. Sogar von einer Professorin der pädagogischen Hochschule Zürich, die einen Leserbrief verfasst habe. «Warum ein pädagogisch fortschrittliches Schulmodell zu Grabe tragen?», fragt Anna-Verena Fries, die in Zürich lehrt und in Braunwald ein Ferienhaus besitzt, in der «glarner woche».

Der jüngste Petitionstext der IG aus Schwändi stösst bei Patrick Kistler auf positives Echo. «Sehr gut» findet der Braunwalder. (ckm)

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu MEHR