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Wie die Theaterwelt eine ganze Familie gefangen nimmt

Als eigentliches Familienprojekt kann die Theater-Musik-Produktion «Der ferne Planet» bezeichnet werden, die nächste Woche dreimal in Chur zu sehen ist. Silvia Jost und Andreas Berger holen ihre Tochter mit auf die Bühne.

Südostschweiz
09.04.13 - 02:00 Uhr

Von Valerio Gerstlauer

Chur. – Bei dieser allseits vorhandenen Leidenschaft fürs Theater musste es ja so kommen: Ein Familienstück führt Vater Andreas Berger, Mutter Silvia Jost und Tochter Mirjam Berger auf einer Bühne zusammen. «Der ferne Planet» nennt Andreas Berger seine Theater-Musik-Produktion, für die er den Text schrieb, das Bühnenbild entwarf und sich selbst gleich als Schauspieler einplante. Der ehemalige Direktor des Stadttheaters Chur als Initiant des Projekts beabsichtigte dabei von Anfang an, seine Frau und seine Tochter miteinzubeziehen. Diese zeigten sich der Idee gegenüber auf Anhieb zugetan. Schauspielerin Jost übernahm die eine Hauptrolle, Theaterwissenschafterin Mirjam Berger die andere.

Kommende Woche bringt die Familie Jost-Berger den «Fernen Planeten» dreimal in der Postremise in Chur zur Aufführung. Dies, nachdem die Produktion bereits Ende Februar in Bern Premiere gefeiert hat.

Selbst der Freund ist involviert

Es sei sinnlos gewesen, ihrer Tochter davon abzuraten, in die Fussstapfen ihrer Eltern zu treten, erzählte Andreas Berger gestern schmunzelnd an einer Medienorientierung in Chur. Die 23-Jährige habe zwar von Anfang an mitbekommen, wie schwierig die Theaterwelt sein könne, gleichzeitig habe sie aber auch die schönen Seiten miterlebt. Zurzeit studiert Mirjam Berger Theaterwissenschaft an der Universität Bern und nimmt zuzüglich Schauspiel-, Sprech- und Gesangsunterricht. Ausserdem verfügt sie bereits über Regieerfahrung.

Im Stück «Der ferne Planet» spielt Mirjam Berger eine junge Frau namens Rahel, die nach dem Tod ihrer vermeintlichen Eltern erfährt, wer wirklich ihre leibliche Mutter (Jost) ist. In einer Bar treffen sich die beiden zum ersten Mal. «Dabei prallen zwei Welten aufeinander – der Titel des Stücks verweist darauf», erklärte Andreas Berger. Die leibliche Mutter ist nämlich ein Kind der 68er-Bewegung, arbeitete zeitlebens als Schauspielerin. In der Bar von Oliver (Andreas Berger) verbringt sie fast jeden Abend, schwelgt in Anekdoten aus ihrer Karriere und trinkt auf Kosten des Barbetreibers, mit dem sie früher liiert war. Rahel dagegen ist in einer evangelikalen Familie aufgewachsen. Als Kompass im Leben dient ihr die Bibel.

Ebenfalls auf der Bühne steht der Musiker Christoph Trummer. Dieser zitiert Musik aus den späten Sechziger- und frühen Siebzigerjahren und begleitet damit die Erinnerungsrückblenden, in der die Mutter von Rahels Vater erzählt – einem Strassenmusiker. Um das Familienprojekt «Der ferne Planet» auf die Spitze zu treiben, wurde auch Mirjam Bergers Freund Sander Timmermans involviert. Der Komponist, Sänger und Gitarrist schuf zwei Lieder für das Stück.

Die Regie abgegeben

Im Gegensatz zum Stück «Bankgeschichten», mit dem Andreas Berger und Silvia Jost im November ebenfalls in der Churer Postremise gastierten, führt bei «Der ferne Planet» nicht Berger selbst Regie, sondern jemand, der nicht zur Familie gehört: Marlise Fischer. «Wenn man selbst im Stück spielt und zudem den Text geschrieben hat, ist es wichtig, die Regie abzugeben», findet Andreas Berger. Dank dieses Blicks von aussen gab es schliesslich noch einige Anpassungen. So endet «Der ferne Planet» nun beispielsweise völlig anders, als dies ursprünglich im Text vorgesehen war.

«Der ferne Planet». Aufführungen: 18., 19. und 20. April, jeweils 20 Uhr. Postremise, Chur.

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