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Wetter führt am Nationalpark Bike Marathon zum Abbruch

In kurzer Zeit massiv schlechter werdendes Wetter und eine fallende Schneefallgrenze haben zum Rennabbruch des Nationalpark Bike Marathon geführt. Als Schweizer Meister wurden Urs Huber und Milena Landtwing gefeiert.

Südostschweiz
28.08.11 - 02:00 Uhr

Von Martin Platter

Mountainbike. – Beim Start morgens um 7.15 Uhr in Scuol hielt der Föhn noch gegen die herannahende Schlechtwetterfront, die Gewitter, Hagel, Starkregen und einen massiven Temperatursturz bewirkte. Das Rennen nahm seinen gewohnten Gang. Die Favoriten Urs Huber, Lukas Buchli, Alexandre Moos, Andreas Kugler, Konny Looser und Thomas Stoll formierten sich in der ersten Steigung nach Costainas zur Spitzengruppe. Kurz vor dem Kulminationspunkt setzte erstmals Regen ein, der immer stärker werden sollte. Im Anstieg zu Döss Radond wurden die Karten erstmals aufgedeckt. Huber, Moos und Buchli vermochten sich leicht abzusetzen, da wurde Buchli kurz vor der Abfahrt von einem platten Reifen ausgebremst.

Noch immer verhielt sich das Wetter aprilhaft. In Livigno, bei halber Distanz (km 70), zeigte sich sogar kurz die Sonne, bevor die Spitzenfahrer in die Hauptsteigung stachen, den 2700 Meter hohen Chaschauna-Pass, zugleich das Dach der 138-Kilometer-Tour. Huber fuhr inzwischen knapp eine Minute vor Moos. Auf der dritten Position folgte Kugler, dann Buchli und Stoll.

Was die Fahrer zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten: Am Chaschauna-Pass staute sich die Kaltfront. «Die Steigung auf der italienischen Seite war noch recht angenehm zu fahren. Oben jedoch fuhr man wie in einen Kühlschrank. Plötzlich war es eiskalt», erzählte später Buchli. Die beiden Spitzenfahrer Huber und Moos liessen sich davon jedoch nicht beirren und setzten ihr Rennen mit unvermindertem Tempo fort. Als es dann auf dem Pass aber auch noch zu schneien begann, entschied OK-Präsident Urs Wohler um die Mittagszeit, den Übergang für alle weiteren Fahrer zu sperren. Zu diesem Zeitpunkt passierte Huber fünf Minuten vor Moos und 13 Minuten vor Stoll bereits Zernez und nahm die letzten 35 Kilometer in Angriff. Als Erster im Ziel war jedoch Moos, der offenbar von einem Streckenposten in Ftan direkt ins Ziel gewiesen wurde.

Fahrt in den Kühlschrank

Die Jury entschied deshalb, die Durchfahrtszeit zum Zeitpunkt des Rennabbruchs für die Bike-Marathon-Schweizer-Meisterschaft zu werten. Bei den Männern zählte der Kontrollpunkt in S-chanf, 47 Kilometer vor dem Ziel; bei den Frauen jener in Livigno, 68 Kilometer vor dem Ziel. Die Schweizer-Meisterschafts-Medaillengewinner heissen demnach Urs Huber (Gold), Alexandre Moos (Silber) und Thomas Stoll (wie im Vorjahr Bronze), beziehungsweise Milena Landtwing (Gold), Nadia Walker (Silber) und Andrea Kuster (Bronze).

Alles keine Zufallsplatzierungen, selbst wenn beispielsweise Moos natürlich nicht begeistert vom Entscheid war. «Das Rennen ist auf der Ziellinie fertig. Ich war dabei, den Rückstand zu Huber wettzumachen», sagte der Romand. Buchli dagegen zeigte sich versöhnlich, auch wenn er wenige Meter vor der Zeitmessung in S-chanf angehalten hatte, um sich eine Jacke anzuziehen und dabei wohl die Bronzemedaille vergab: «Ich hatte eine schwierige Woche, konnte mich einfach nicht richtig erholen. Dazu passt das heutige Rennen.»

Landtwing eine Klasse für sich

Bei den Frauen war Landtwing die Einzige, die es noch über den Chaschauna-Pass schaffte. «Und das, obschon ich vorne nur noch das grosse Kettenblatt zur Verfügung hatte. Unterwegs hat sich das kleine gelöst. Ich konnte es deshalb nicht mehr benutzen», sagte die St. Moritzerin und freute sich über ihren Titelgewinn.

Urs Huber war einfach froh, es endlich ins Ziel geschafft zu haben. «Ich hatte noch nie so kalt in meinem Leben. Und ich trainiere auch bei schlechtem Wetter», sagte er wieder aufgewärmt anlässlich der Siegerehrung.

«Wir mussten das Rennen abbrechen. Dass ein derartiger Entscheid nicht nur Freude auslöst, liegt in der Natur der Sache», erklärte OK-Präsident Urs Wohler. Dass rund 200 Teilnehmer mit Unterkühlungssymptomen gepflegt werden mussten, zeigt jedoch, dass der Rennabbruch eine angemessene Massnahme war.

Am Vorabend des 10. Nationalpark Bike Marathon waren die Teilnehmer seit der ersten Stunde geehrt und vor versammeltem Publikum und Ehrengästen in 10-Jahre-Jubiläumstrikots eingekleidet worden. Dem «Zehner-Club» gehören an: Alex von Euw, Andrin Schellenberg, Beat Kern, Beat Schellenberg, Beat Vosseler, Christian Kohler, David Tschenett, Erwin Peng, Jörg Heeb, Mario Riatsch, Patrick Käppeli, Roland Müller, Ruedi Zihlmann, Sandro Fliri und Ursina Mengiardi.

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