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«Wer nicht beschneite, wurde ausgelacht»

Dass es nicht ohne Schneekanonen geht, hat Savognin bereits 1990 erkannt und der Gesetzesinitiative «Schnee ohne Kanonen» eine Abfuhr erteilt. Auch 20 Jahre später ist die Abstimmung bei einigen Savogninern noch sehr präsent.

Südostschweiz
23.03.11 - 01:00 Uhr

Von Sarah Blumer

Schneekanonen; die maschinellen Schneeerzeuger sind heute von den Wintersportgebieten nicht mehr wegzudenken. Doch vor 20 Jahren sorgten diese Anlagen für reichlich Diskussionsstoff und geteilte Meinungen. Gegner der künstlichen Beschneiung, vorwiegend Linksparteien und Umweltschützer, lancierten in Graubünden die Initiative «Schnee ohne Kanonen», die faktisch den Bau von neuen Beschneiungsanlagen verboten hätte und gleichzeitig die Forderung beinhaltet hat, dass die bestehenden Anlagen innert fünf Jahren abgebrochen werden müssten. Sie operierten vorwiegend mit umweltschützerischen Argumenten, was die Initiative heftig umstritten machte und sofort Gegner der Initiative auf den Putz rief.

Wuchtiges Nein

Besonders die Touristiker sahen in einer allfälligen Annahme eine existenzielle Bedrohung für ihre Branche. So auch in Savognin, am Pionierberg in Sachen Beschneiungsanlagen, wo die Initiative beim kantonalen Urnengang vom 2. Dezember 1990 auf wenige Gegenliebe stiess. Mit 335 Nein zu 16 Ja wurde die Initiative mit aller Deutlichkeit abgelehnt. Nur gerade mal 4,8 Prozent der Abstimmenden wollten die Schneekanonen aus den Wintersportgebieten verbannen. Doch diese 16 Savogniner Befürworter der Initiative möchten sich heute wohl lieber nicht mehr zu Wort melden.

Teias Wasescha, damaliger Betriebsleiter der Savognin Bergbahnen, erinnert sich noch sehr genau an die damaligen Diskussionen. «Die Leute haben schnell gesehen, dass es ohne künstliche Beschneiung nicht geht und haben jene, die nicht beschneiten, ausgelacht.» So sei er nicht überrascht gewesen, als die Initiative in Savognin massiv und kantonal deutlich abgelehnt wurde. «Eine Annahme hätte ich nicht verstanden», meint Wasescha. «Und auch jene, die damals gegen die Schneekanonen waren, bauen heute selber welche.» Die Geschäftsführerin des Hotels «Danilo» in Savognin, Klarita Klee, hätte bei einer Annahme wohl mit einem markanten Gästerückgang rechnen müssen. «Doch es war klar, dass es ohne nicht geht, und deshalb hatte ich nie Angst, dass die Initiative angenommen würde.»

Sportler machten Wiesen kaputt

Aber auch die Landwirte, die nach Meinung der Befürworter einen Nachteil in der künstlichen Beschneiung hätten, kehrten der Initiative den Rücken. Peder Guetg, damaliger Landwirt, erinnert sich: «Bevor wir in Savognin Schneekanonen hatten, machten Wintersportler unsere Wiesen kaputt.» Als die Anlagen dann zum Einsatz kamen, sind keine Schäden mehr entstanden.

Laut Guetg haben sich damals viele eingemischt, die nichts mit den Beschneiungsanlagen zu tun hatten und die sich auch nicht am angekreideten Lärm gestört hätten. «Einer mit einer guten Stelle im Büro kann schon gegen die Schneekanonen sein», so Guetg, und auch 20 Jahre nach der Initiative scheint ein wenig Ärger beim heutigen Pensionär aufzukommen.

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