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Warum der «Dachhase» heute nicht mehr schmeckt

Tierschützer fordern laut «Tages-Anzeiger» ein Verbot, Katzen und Hunde zu essen. Abgesehen von ethischen Bedenken gibt es auch rein sachliche.

Südostschweiz
28.12.12 - 01:00 Uhr

Von Andreas Seeholzer

Kanton. – Ein nicht namentlich genannter Bauer aus dem Kanton Schwyz erzählt im «Tages-Anzeiger» von gestern, er esse heute kein Hunde- und Katzenfleisch mehr. Die Zeiten hätten sich geändert. Und auch ein weiterer, nicht namentlich erwähnter Landwirt erinnert sich: Früher habe sich kaum jemand darüber aufgeregt, wenn Hundefleisch serviert worden sei. Heute sei dies offenbar verpönt. Er wertet dies als Heuchelei einer Gesellschaft, die sonst nicht genug Fleisch kriegen kann. Heute ist es in der Schweiz erlaubt, seine Katze oder seinen Hund zu essen, sofern das Schlachten tierschutzkonform erfolgt. Tierschützer fordern ein Verbot, doch National- und Ständerat erachteten es nicht als Staatsaufgabe, mit Gesetzen die Essgewohnheiten der Menschen zu steuern. So argumentiert auch das Bundesamt für Veterinärwesen (BVET).

«Katzen stinken»

Die extremen Unterschiede in der Bewertung von Hunde- und Katzenfleisch finden sich, verteilt auf die verschiedenen Kulturen und Tiere, überall auf der Welt. Schweine werden von Juden und Muslimen nicht gegessen, Rinderschlachtung ist in einigen Bundesstaaten Indiens verboten. In den USA besteht eine Kontroverse um den Export von Pferdefleisch, stirbt im Westen Amerikas ein Fohlen, wird es verschachert.

Abgesehen von ethischen Grundsätzen, warum Katzen und Hunde nicht gegessen werden sollten, gibt es weitere Gründe: «Whyskas-Katzen stinken», sagt ein ehemaliger Schwyzer Katzenmetzger. Konkret: Das Fleisch von Tieren, die mit gekauftem Tierfutter gefüttert worden sind, ist nicht geeignet für den Verzehr. Anders ist das mit dem Fleisch von Tieren, die nie Büchsenfutter und einen Tierarzt gesehen haben. Sogenannte Milchkatzen werden heute noch anstelle von Kaninchen- oder Hasenfleisch verwendet, daher werden Hauskatzen im deutschen Sprachraum auch als «Dachhasen» bezeichnet. Der Unterschied zwischen Katze und Kaninchen ist kaum bemerkbar – ausser dass Katzen etwas saftiger sind.

Der Giftcocktail im Sportpferd

Die Qualität des Fleisches ist also von der Nahrung des jeweiligen Tiers abhängig. Aber nicht nur. Heute, wo sogar bereits Versicherungen für die Deckung der Tierarzt-, Spital- und Unfallkosten von Katzen und Hunden aufkommen, nimmt der Verbrauch an Medikamenten im Veterinärbereich zu. Tiere, denen Medikamente verabreicht worden sind, sollten jedoch nicht gegessen werden. Dies ist vor allem bei Hochleistungspferden ein Thema, diese erhalten oft einen eigentlichen «Giftcocktail» und sind für den Verzehr ungeeignet. Aber auch im ganz normalen Fleischregal liegen Schadstoffe: In der agrarindustriellen Tiermast werden Geflügel, aber auch Schweine, Mastkälber und -bullen mit Antibiotika behandelt. So erhalten zum Beispiel konventionell gemästete Kälber in der Schweiz durchschnittlich über 20 Tagesdosen Antibiotika verabreicht, vorwiegend, um Erkrankungen des Atemapparates vorzubeugen oder diese zu behandeln, schreibt Vetsuisse, die veterinärmedizinische Fakultät der Universität Bern. In einer Zeit ohne wirtschaftliche Not spricht ein weiterer Grund gegen den Verzehr von Hunden und Katzen: Beide sind Beutegreifer und stehen in der Nahrungskette weit oben. Im Fleisch reichern sich somit die Schadstoffe der gesamten Nahrungskette an.

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