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Vielfalt und Aufbruch der zeitgenössischen Architektur

«Hochparterre» und der Bündner Heimatschutz haben den Architekturführer «Bauen in Graubünden» neu aufgelegt. Das Buch in der vierten und aktualisierten Auflage dokumentiert 100 Gebäude und Brücken der letzten 20 Jahre.

Südostschweiz
05.10.13 - 02:00 Uhr

juscha casaulta

«Graubünden ist in den letzten 25 Jahren zu einer wichtigen Region neuer Architektur in den Alpen geworden», sagte Köbi Gantenbein, Chefredaktor von «Hochparterre» und Herausgeber der vierten Auflage von «Bauen in Graubünden». Anlass war die Buchvernissage am Donnerstag im Foyer des Grossratsgebäudes in Chur. Die aktualisierte Neuauflage des Architekturführers dokumentiert und kommentiert 100 Gebäude und Brücken der letzten zwanzig Jahre auf je einer Doppelseite in Text und Architekturbildern. Die Texte sind von Fachautoren von «Hochparterre» und einer weiteren Autorenschaft einfach und verständlich geschrieben. Adressen und Karten machen das handliche Buch zur praktischen Orientierungshilfe für Architekturreisen durch Graubünden. Ein Essay von Köbi Gantenbein zur Baukultur und zum Bauen in den Bergen ergänzt die Dokumentation und setzt sie in den geschichtlichen und aktuellen Zusammenhang. Die erste Auflage erschien 1996 mit 30 Bauten.

«Seither ist viel geschehen»

Im Kanton Graubünden sei sehr viel gebaut worden, auch viel Ansprechendes und Gutes, meinte Gantenbein. «Einige der Ateliers, die in der ersten Auflage mit Erstlingswerken vertreten waren, sind zu grosser Form aufgelaufen und bestimmen heute die anspruchsvolle Architektur des Kantons mit Bauten und Diskursen.»

Als Beispiele nannte er Valentin Bearth, Andrea Deplazes, Jürg Conzett, Valerio Olgiati, Dieter Jüngling, Gion A. Caminada, Andreas Hagmann und Conradin Clavuot. Und in der Zwischenzeit sei Peter Zumthor zum weltberühmten Architekten geworden.

Es seien aber auch etliche neue Architekten dazugekommen, die bei der ersten Auflage teils noch die Primarschule besuchten. «Sie haben heute schon respektable, grosse Bauten hergestellt.» So zum Beispiel Raphael Zuber, Michael Hemmi, Ramun Capaul und Gordan Blumenthal, Corinna Menn und Selina Walder. Es laufe sehr viel seitens der Architektinnen und Architekten, das heisse immer auch seitens der Bauherrschaften, die sich stark engagieren, dass die Realisierung überhaupt möglich sei.

Von den dreissig Bauten von 1996 seien nur noch acht in der vorliegenden Auswahl. 92 neue kamen dazu. «Darunter viele Umbauten, denn Renovieren, Pflegen und Weiterbauen des Bestandes sind die überragenden Themen der letzten zwei Dutzend Jahre.» Stark verändert habe sich auch die Gewichtung des Tourismus, im ersten Buch ganz marginal und jetzt in ganzer Breite vertreten. Gantenbein erwähnte Bauten von Laax, Arosa, Jugendherbergen und den Schweizerischen Alpen-Club als Bauherrschaften, Hotels wie «Piz Linard» in Lavin oder das «Waldhaus» in Sils im Engadin, wo sehr viel geschehen ist in diesen Jahren.

Fotos von Ralph Feiner

Auch die Rätische Bahn sei wieder mit wichtigen Bauten vertreten. Und schliesslich die Landwirtschaft, vielfältig präsentiert mit Alpgebäuden, mit dem Klosterhof in Disentis oder dem Plantahof, dessen streng konzipierter Bau des Hörsaales mit einer spazierenden Kuh das Titelblatt ziert. Der Fotograf Ralph Feiner hat alle Bauten eigens für die neue Publikation fotografiert. «Er ist in den letzten Jahrzehnten zum wichtigen Bilderchronisten der zeitgenössischen Baukunst in Graubünden geworden.» Träger des Buches sind die Edition Hochparterre und der Bündner Heimatschutz. Das Fördern von zeitgemässer, qualitativer Architektur in Bauten und Anlagen sei stets ein Anliegen des Heimatschutzes gewesen, sagte die Geschäftsführerin Ludmila Seifert. Sie fügte an, die 100 Bauten im Buch seien letztlich eine subjektive Auswahl. «Es sind gelungene Beiträge zur Baukultur in diesem Kanton.»

«Bauen in Graubünden. Ein Architekturführer zu 100 zeitgenössischen Bauten», Edition Hochparterre 2013, 240 Seiten, 300 Fotos und Pläne.

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