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In Thusis steht Indien im Fokus

Bis Sonntag bieten die Weltfilmtage Thusis wiederum ein reichhaltiges Programm und mehrere Filmgespräche. Ehrengast der 24. Austragung im Kino Rätia ist der indische Menschenrechtsaktivist P. V. Rajagopal.

Südostschweiz
06.11.14 - 01:00 Uhr

Juscha Casaulta

In einer der grössten Kampagnen seit Mahatma Gandhi Indien in die Unabhängigkeit führte, marschieren im Jahr 2012 100 000 vertriebene Ureinwohner – man nennt sie Adivasi – 400 Kilometer nach Delhi. Im Kampf um ihre Rechte. Anführer des Marschs für die Gerechtigkeit ist P. V. Rajagopal, der seit den Siebzigerjahren das Erbe von Gandhi weiterführt. Der Menschenrechtsaktivist entwickelte wirkungsvolle gewaltfreie Methoden in der Tradition Gandhis, um Menschen zu mobilisieren, und gründete Ekta Parishad, eine soziale Basisbewegung, die sich seit 20 Jahren in Zentral- und Südindien für die Rechte der ärmsten Bevölkerungsgruppen einsetzt. Die beiden Filme «Millions Can Walk» und «Ahisma», die an den Weltfilmtagen gezeigt werden, beschäftigen sich mit dieser Thematik.

P. V. Rajagopal war an Dienstag an der Eröffnung des Filmfestivals in Thusis, heute Donnerstag zeigt er den Film im Cinema sil plaz in Ilanz, morgen Freitag um 18.40 spricht Rajagopal zudem im Rahmen des «Focus Weltfilmtage». Am Sonntag, 9. November, um 9 Uhr wird «Millions Can Walk» nochmals gezeigt. Im Anschluss findet ein Gespräch mit Rajagopal, Christoph Schaub und Karl Saurer statt, moderiert von Küde Meier. Laut Veranstalter der Weltfilmtage ist der Besuch von Rajagopal dank der Zusammenarbeit mit dem Centre for Socio-Cultural Interaction (Cesci) zustande gekommen.

Metaphorische Kraft

Der Schweizer Filmemacher Christoph Schaub wollte den Marsch dokumentieren, doch die indische Regierung untersagte ihm die Einreise. Er konnte den Film schliesslich mithilfe seines schweizerischen-indischen Kollegen Kamal Musale trotzdem realisieren. Der Film geht der Frage nach, wie man für seine Rechte kämpfen kann, ohne Gewalt anzuwenden. Der Film strahlt mit seiner Thematik weit über Indien hinaus. «Millions Can Walk» ist ein kämpferischer wie philosophischer und emotionaler Film mit Bildern von metaphorischer Kraft. Werden die landlosen Bauern und Ureinwohner mit ihrem Fussmarsch Erfolg haben? Wird die Regierung ihre Forderungen erfüllen?

Der Film des Schweizer Regisseurs Karl Saurer, «Ahimsa – Die Stärke von Gewaltfreiheit», ist am Samstag, 8. November, um 9 Uhr zu sehen. Er beschäftigt sich ebenfalls mit dem Schicksal der indischen Ureinwohner und mit Rajagopals humanitärem Engagement. Ein weiterer Streifen aus und über Indien mit Schweizer Beteiligung ist die preisgekrönte Dokumentation «My Name is Salt» der in Zürich lebenden Inderin Farida Pacha. Sie porträtiert zusammen mit ihrem Lebenspartner und Kameramann Lutz Konermann indische Salzbauern, die der Wüste in traditioneller Handarbeit mühevoll und mit stoischer Geduld das «weisse Gold» Salz abtrotzen. «My Name is Salt» steht heute Donnerstag um 17.30 auf dem Programm, mit anschliessendem Filmgespräch mit Farida Pacha. Einen weiteren Schwerpunkt im Programm der 24. Ausgabe der Weltfilmtage bilden Filme zum demokratischen Arabischen Frühling, beziehungsweise der fundamentalistischen Gegenrevolution.

40 Filme aus 20 Ländern

«The Square», der am Samstag um 11.50 Uhr gezeigt wird, ist eine Hommage an den Tahrir-Platz in Kairo. Der Film begleitete über mehrere Jahre Demonstranten bei der ägyptischen Revolution. In einer Schweizer Vorpremiere zeigen die Weltfilmtage morgen Freitag um 21.15 Uhr den Spielfilm «Timbuktu»von Abderrahmane Sissako aus Mali. Der Film erzählt die Geschichte der sagenumwobenen malischen Stadt Timbuktu, die von Dschihadisten übernommen wird. Zwei Filme aus der Schweiz beschäftigen sich mit der Ambivalenz von Entwicklungshilfe und ethnologischem Blick auf das Fremde. Heute Donnerstag um 13.30 Uhr: «Wir kamen um zu helfen» des Schweizer Regisseurs Thomas Isler. Er analysiert die Geschichte der Schweizer Entwicklungshilfe in Ruanda. Insgesamt sind im Kino Rätia während sechs Tagen mehr als 40 Filme aus über 20 Ländern zu sehen, ergänzt mit Filmgesprächen.

Die Weltfilmtage Thusis im Kino Rätia dauern bis Sonntag, 9. November. Nähere Auskünfte: www.weltfilmtage.ch.

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