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«Sobald es kribbelt, nehme ich direkt auf»

Er trägt stets ein kleines, portables Studio mit sich herum, um jederzeit und überall aufnehmen zu können. Der rätoromanische Singer/Songwriter Pascal Gamboni ist ein flexibler Vollblutmusiker.

Südostschweiz
20.10.13 - 02:00 Uhr

Der rätoromanische Singer/Songwriter Pascal Gamboni veröffentlicht Ende Jahr sein Solo-Album mit dem Titel «Tiara»

Von maya höneisen

Mit Rucksack, Rollkoffer und Gitarre trifft er in Chur ein. Pascal Gamboni kommt von Sedrun und will weiter nach Bern. Inzwischen könne er fast gänzlich von der Musik leben, erzählt der 36-Jährige. Das sei nun doch sehr angenehm. Nur ab und zu jobbe er noch, Bühnenaufbau im Theater oder so, wenn das Kässeli gar arg leer sei.

Bis es soweit war, hat es natürlich ein paar Jahre gedauert. Klar war aber schon in der Schulzeit, dass Gamboni Musiker werden wollte: «Musik war das einzige, was mich interessierte». Mit elf Jahren hatte er zum ersten Mal eine Gitarre in den Händen. Das war der «Megaklick», erinnert er sich. Um selber Lieder zu texten und zu komponieren, habe er das Gitarrenspiel erlernt. So sagt er auch heute noch: «In erster Linie ist das Lied wichtig. Ich will Lieder schreiben, die ich selber immer wieder hören kann. Sobald es kribbelt, nehme ich direkt mit meinem kleinen, portablen Studio auf, das ich stets bei mir habe. Dann habe ich das Lied, und es ist, wie ein bisschen verliebt zu sein». Viel Spontanität liegt in dieser Art, Musik zu schreiben. Gamboni kann aber auch gut damit umgehen, wenn Fehler hörbar sind. «So wird es frischer, individueller und authentischer.»

Gamboni hat eine klassische Musikausbildung genossen. Nach der Volksschule in Sedrun, wo er aufgewachsen ist, besuchte er fünf Jahre das Musikgymnasium in Feldkirch. Anschliessend war er zwei Jahre in Wien, wo er weniger Musik studierte, als Musik machte. Er gründete eine fünfköpfige Band und zog dann von Wien nach England. Bereits nach einem halben Jahr kamen sie bei einem Label unter. «Die Energie des Traumes», sagt Gamboni und lächelt bei der Erinnerung an den schnellen Erfolg. Mit einem Van seien sie quer durch England gezogen und als Vorband mit The Stranglers auf Tour gewesen. Gewohnt hat die eigene Band damals in Bristol, später in London, wo er mit anderen Musikern, Künstlern und Studenten in einer Wohngemeinschaft lebte. «Die Musik wird in England anders wahrgenommen als hier. Sie ist für alle Generationen wichtig», erzählt Gamboni. Jedes Dorf habe mindestens einmal pro Woche in einem Pub ein Livekonzert. Eine Super-Zeit sei das gewesen. Sedrun habe er nie vermisst.

Zehn Jahre England insgesamt, dann folgte der Wechsel nach Bern. Bern? Ja, seine Freundin studiere da, erzählt Gamboni. Eine gute Stadt findet er, nach den vielen Jahren im urbanen London geniesse er da die Beschaulichkeit.

Gamboni kommt zurück zum Authentischen in der Musik. Als er das erste Mal ins Studio gegangen sei, habe er gedacht, dass man nach der Aufnahme ja alles noch korrigieren könne. Das sei ein falscher Gedanke. So verliere die Musik an Lebendigkeit, ist er überzeugt. «Man soll den Musiker als Menschen spüren. Denn Musik ist eine menschliche Ausdrucksform. Man sieht sie nicht, aber jeder weiss, dass es sie gibt, man hört sie nur», fährt er weiter. «Nur im Kontext mit der eigenen Zeit und den Erinnerungen visualisiert man sie», hängt er einen Augenblick später an.

Ein Anliegen ist es Gamboni auch, das Ritualisierte, das Fixe an Konzerten aufzubrechen und verschiedene Kunstarten zusammenzubringen. Schon vor Jahren, als er noch am Gymnasium in Feldkirch war, lernte er Arno Camenisch kennen, im Zug notabene, beide reisten jeweils übers Wochenende nach Hause in die Surselva. Seit längerem treten die beiden auch zusammen auf. Camenisch mit seinen Texten, Gamboni mit rätoromanischen und englischen Liedern. «Jeder dieser Auftritte ist anders, die Texte wechseln, die Lieder wechseln.» Ja, von Camenisch habe er viel gelernt, sagt der Musiker.

Im Moment arbeite er auch an einem neuen Album in Zusammenarbeit mit R-tunes, dem rätoromanischer Musiklabel, erklärt Gamboni. «Tiara» soll das Solo-Album heissen und Ende dieses Jahres erscheinen. Aufgenommen wurden die Stücke – na, wie wohl? – mit dem kleinen, portablen Studio.

Weitere Informationen im Internet unter www.pascalgamboni.ch.

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