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So klingt James Brown auf Japanisch

Es ist wieder so weit: Am Donnerstag ist das Festival da Jazz St. Moritz mit einem Konzert der japanischen Funkband Osaka Monaurail eröffnet worden. An die 50 Auftritte stehen in den kommenden fünf Wochen auf dem Programm.

Südostschweiz
13.07.13 - 02:00 Uhr

Von Marina U. Fuchs

St. Moritz. – Mit einem Konzert von George Gruntz, dem grossen, Anfang des Jahres verstorbenen Schweizer Pianisten, begann im Jahr 2007 die Geschichte des wohl höchstgelegenen Jazz-Festivals der Welt, dem Festival da Jazz St. Moritz. Gruntz vermittelte Christian Jott Jenny, dem Begründer und unermüdlichen Impulsgeber des Festivals die Liebe zum Jazz, und er war dessen Mentor und Freund. Gruntz wird während der diesjährigen Festivalausgabe mit einem speziellen Memorial Concert geehrt.

Aus einigen wenigen Konzerten zu Beginn ist inzwischen ein weltweit beachteter und geliebter Anlass mit fast 50 Auftritten geworden, der aus dem St. Moritzer Sommerprogramm nicht mehr wegzudenken ist. Auch in Künstlerkreisen geniesst das Festival da Jazz einen so hervorragenden Ruf, dass sogar weltbekannte Künstler wie Woody Allen von sich aus wegen eines Auftritts anfragen. Entsprechend hochkarätig ist auch das diesjährige Festival. Während fünf Wochen treten in der einzigartigen Atmosphäre des «Dracula Clubs» von Rolf Sachs Legenden wie Chick Corea, Al Jarreau, Diane Schuur oder Nigel Kennedy auf. Die Veranstalter sind immer wieder für Überraschungen gut. So wagen sie sich in diesem Jahr an ein Open Air in luftiger Höhe auf Muottas Muragl bei freiem Eintritt. Earth, Wind & Fire Experience wird dort für Stimmung sorgen.

Ein furioser Start

Für das Eröffnungskonzert vom Donnerstag verpflichtete Jenny die japanische Funkband Osaka Monaurail. Gut gelaunt begrüssten Jenny und Sachs das Publikum im ausverkauften «Dracula Club». Zur Verwunderung der meisten Gäste fehlten diesmal fast alle Stühle. Und das hatte seinen guten Grund. Zur Musik von Osaka Monaurail muss man sich einfach bewegen, und so war Tanzen zu den heissen Rhythmen angesagt. Mitreissende Klänge zwischen Funk und Soul bestimmten den Abend und versetzten die Gäste in die Sechzigerjahre. Die acht Mitglieder der 1992 gegründeten Band heizten mit ihrer Musik – die ganz im Zeichen des Funkmusikers schlechthin, James Brown, steht – gewaltig die Stimmung an. Sogar der Name der Gruppe bezieht sich auf das grosse Vorbild. «It’s The J. B.’s Monaurail» heisst ein Titel von James Browns Band The J. B.’s und auch die bewusste, aber eigentlich falsche Schreibweise Monaurail wurde übernommen. Die grösste Einschienenbahn der Welt in Osaka schreibt sich nämlich korrekt Monorail.

Die zwei Gitarren, zwei Trompeten, das Saxofon, der Bass und die Drums der als eine der weltweit besten Revival-Bands geltenden Formation liessen zu Beginn mit ihren fast überlauten Funk- und Soulklängen aufhorchen, überraschten, machten neugierig auf mehr. Dann betrat Ryo Nakata, der Sänger und Keyboarder von Osaka Monaurail, die Bühne. Er war ein Ereignis für sich, ungeheuer präsent, immer in Kontakt mit dem Publikum und den Bandkollegen. Der perfekt choreografierte Auftritt war an Dynamik kaum zu überbieten. Nakata, wie seine Bandkollegen gekleidet in Anzügen im Stile der J. B.’s, faszinierte das Publikum mit nahezu genial adaptierten Showeinlagen von James Brown. Nach mehreren begeistert eingeforderten Zugaben war der Abend aber noch lange nicht zu Ende.

Fortsetzung in der «Sunny Bar»

Nun ging es in das benachbarte «Kulm Hotel» zum Round Midnight Concert. Ziel war aber nicht, wie von den Vorjahren gewohnt, die «Miles Davis Lounge», sondern die legendäre 130 Jahre alte «Sunny Bar». Sie ist gemäss Rolf Sachs der wohl geschichtsträchtigste Raum in St. Moritz und Treffpunkt der Piloten des Cresta Runs. Jordans Drive, eine Formation, die schon einmal beim Festival da Jazz zu Gast war, zog ihre mitreissende Show in schrägen Kostümen ab. Sehr schnell hielt es zahlreiche Besucher nicht mehr auf ihren Stühlen, und es wurde begeistert weitergetanzt.

Die Wahl der im Vergleich zur «Miles Davis Lounge» viel grösseren Location mit freiem Blick zur grossen Bühne von allen Plätzen ist ein toller Griff. Es ist zu hoffen, dass in Zukunft weitere der mitternächtlichen Konzerte und vielleicht auch andere Events des Festivals in der «Sunny Bar» stattfinden.

Weitere Informationen zum Programm unter www.festivaldajazz.ch.

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