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Skulptur in Bewegung

Seit ihren Anfängen vor bald 200 Jahren nimmt die Fotografie die Skulptur unter ihre Fittiche und interpretiert sie neu. Dies zeigt die Ausstellung «Fotoskulptur» im Kunsthaus Zürich.

Südostschweiz
25.02.11 - 01:00 Uhr

Das Zürcher Museum hat das Privileg, die vom Museum of Modern Art in New York (Moma) letztes Jahr organisierte Schau als weltweit einzige weitere Station zu zeigen. Sie versammelt in zehn thematischen Abteilungen über 300 Fotografien von 1839 bis heute. Für die Präsentation im Kunsthaus ist Tobia Bezzola zuständig. Er stützt sich aber voll und ganz auf die Inszenierung im Moma durch die dortige Kuratorin Roxana Marcoci, wie er gestern vor den Medien betonte.

Ins Bild gerückt sind im Bührle-Saal bis zum 15. Mai traditionelle Skulpturen, aber auch gestaltete Naturphänomene und menschliche Körper als skulpturale Objekte. Eindrücklich zeigt die Ausstellung, dass die Geschichte der Fotografie einhergeht mit der Veränderung des Skulpturbegriffs, bis die beiden Kunstformen eins werden, die Skulptur ohne Fotografie nicht mehr denkbar ist.

Skulptur mit Flasche

Beim Eingang finden sich drei winzige Silbergelatineabzüge des ungarischen Fotografen André Kertész (1894–1985) aus den 1920er Jahren. Eines der Bildchen lenkt den Blick ins Atelier des weissrussisch-französischen Künstlers Ossip Zadkine. Man sieht eine Skulptur, aber auch Gläser, eine leere Flasche, eine Öllampe und erfährt so einiges mehr über Zadkine, als seine Skulptur vermitteln könnte. Weitere Geschichten erzählt die Ausstellung über den französischen Fotografen Eugène Atget (1856-1927), den rumänisch-französischen Bildhauer Constantin Brancusi (1876-1957), den französischen Bildhauer Auguste Rodin (1840–1917) und dessen Werk «Der Kuss» oder über den französischen Avantgardisten Marcel Duchamp (1887–1968) und dessen Ready-made «Fontäne».

Stark vertreten ist auch die Gegenwartskunst. Zeitgenössische Bilder präsentiert etwa die Abteilung «Kulturelle und politische Ikonen». Hier hängt die Fotografie «Büste von Agostinho Neto» (2008) des 1962 geborenen Südafrikaners Guy Tillim. Sie bettet die Skulptur des ersten Präsidenten Angolas ein in eine angolanische Szenerie, die alles andere als optimistisch stimmt.

Nicht zu verpassen sind im Reigen der mehr als 100 Künstler auch die Arbeiten der 48-jährigen britischen Bildhauerin Rachel Whiteread und des 1978 jung verstorbenen amerikanischen Konzeptkünstlers Gordon Matta-Clark. (sda)

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