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Sgartin und Fermentin gehen nach Lausanne

Die Kantonsbibliothek lässt die Figuren Professor Sgartin und seinen Assistenten Fermentin in einer Ausstellung wieder aufleben. Der Anlass: Der romanische Comic von Peter Haas und Felix Giger wird in die zweitgrösste Comic-Sammlung Europas aufgenommen.

Südostschweiz
30.06.12 - 02:00 Uhr

Von Sabrina Bundi

Die Geschichte der Romanen als Comic? Dieser Titel machte schon vor 25 Jahren «gwundrig» und tut es auch heute noch. Die Kantonsbibliothek Graubünden schickt den Sprach- und Archäologieprofessor Sgartin und seinen ängstlichen Assistenten Fermentin noch einmal auf Entdeckungsreise zu den Rätern und Römern, 25 Jahre nachdem sie von Peter Haas, Felix Giger und Alexi Decurtins ins Leben gerufen wurden. Die Ausstellung zeigt anhand von Originaldokumenten, Fotos, Recherchematerial und Skizzen, warum der Comic «Die Geschichte der Rätoromanen» im Jahr 1987 einen so grossen Erfolg feierte, dass 11 000 Exemplare der 15 000 Stück umfassenden Auflage innerhalb von 40 Tagen verkauft wurden.

«Es ist eine grosse Ehre»

Die Ausstellung ist eine Koproduktion der Kantonsbibliothek Graubünden und der Stadtbibliothek Lausanne, welche die zweitgrösste Comic-Sammlung Europas beherbergt (170 000 Dokumente). Die Ausstellung «L’istorgia dals Retorumantschs» wird zusätzlich während des internationalen Comic-Festivals «BD-Fil Lausanne» vom 14. bis zum 17. September im Palais de Rumine gezeigt, wo der Zeichner Peter Haas als Gast anwesend sein wird. Für ihn eine besondere Ehre: «Ich freue mich sehr, dass unsere Arbeit in der Sammlung in Lausanne konserviert wird und nicht in einer Kiste verschwindet und verschollen bleibt.» Der Künstler hat ungefähr ein Jahr lang Sgartin, Fermentin und Co. entwickelt und mehr als 1000 Zeichnungen angefertigt, um sie auf 65 Comic-Seiten zu verewigen.

Dass der damals von der Lia Rumantscha herausgegebene Comic einen solchen Erfolg verbuchen konnte, rechnet der bescheidene Karikaturist auch der Sprache zu: «Comics haben an sich bereits eine gewisse Anziehungskraft, aber wenn wir den Comic nicht auf Romanisch gemacht hätten, wäre er wahrscheinlich nicht so erfolgreich gewesen.» Ein weiterer Grund sei die Exklusivität: «Es war der erste romanische Comic, und das war damals etwas Neues und sehr Spannendes.»

Immer noch aktuell

«Die Geschichte der Rätoromanen» war sogar so interessant, dass das Schweizer Fernsehen einen 34 Sekunden langen Zeichentrickfilm drehte. «Dafür fertigte ich rund 850 Zeichnungen an», erinnert sich Haas, der heute noch in seinem Atelier in Domat/Ems arbeitet. Vorgesehen sei auch ein langer Trickfilm gewesen, das Projekt wurde jedoch wegen den hohen Entstehungskosten von rund drei Millionen Franken wieder eingestellt.

Haas wurde zudem als Gast in die Sendung «3Sat-Studio» vom Zweiten Deutschen Fernsehen nach Mainz-Lerchenberg gebeten, um über seine Zeichnungen zur Zeitreise von Sgartin und Fermentin ins Jahr 15 vor Christus zu erzählen. Das romanische Forscherteam verfolgt in der Geschichte ein grundlegendes Ziel: das Schlüsselwerk über das Leben der Räter zu schreiben. Ein Werk, das sämtliche Schriften in den Schatten stellen soll. «So gesehen hat der Comic, obwohl er schon vor 25 Jahren geschrieben wurde, keineswegs an Aktualität eingebüsst», scherzt der Emser. Das faktische Wissen aus der Entstehungsgeschichte der Rätoromanen steuerten die Linguisten Felix Giger und Alexi Decurtins bei.

Erfolgreicher Karikaturist

Drei Jahre nach dem ersten Band erschien die Fortsetzung «Sgartin & Fermentin und die Hähne des Merkur». Obwohl eine umfassende Werbekampagne inklusive Litfasssäule in der Bahnhofstrasse in Chur für das Heft warb, war ihm nicht mehr der gleiche Erfolg beschieden. Der erfolgreiche Karikaturist Peter Haas hatte jedoch zahlreiche andere Projekte, die ihn über die Bündner Grenzen hinaus bekannt machten. Aus seinem Schaffen hervorgegangen sind beispielsweise auch Zeichentrickfilme wie «Salep e la furmicla» oder «Invasion vom Planeten Kar», wofür er auch an Filmfestivals in Annecy oder Solothurn ausgezeichnet wurde.

Öffnungszeiten Kantonsbibliothek: Montag bis Freitag, von 9 bis 17.30 Uhr, Samstag von 9 bis 19 Uhr.

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