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Schwermetall trifft auf zeitgenössische Leichtigkeit

Mit einem starken Kontrastprogramm haben die diesjährigen Salonkonzerte am Samstag in Chur und Haldenstein ihren Abschluss gefunden. Das zahlreich erschienene Publikum war begeistert, Martina Mutzner als Veranstalterin zufrieden.

Südostschweiz
24.03.14 - 01:00 Uhr

Von Maya Höneisen

Chur/Haldenstein. – Um zu einem Heavy-Metal-Musiker zu werden, kann man Einfaches tun: Haare wachsen lassen, Arme tätowieren und ganz viel Bier trinken, eine Gitarre kaufen, Headbanging üben und die Band auf einen satanisch klingenden Namen taufen. Stopp. Alles Vorurteile. Von einem solch simplen Bild auszugehen, damit wäre der Stilrichtung und den Musikern Unrecht getan. Im Rahmen der Konzertreihe «Musiksalon» bewiesen Gion Mathias Cavelty und seine Metal-Band mit Nico und Romain Contesse am Samstag im Alten Frauenspital Fontana in Chur, dass sich Heavy Metal mit Literatur überraschend gut zu einer Metal-Lesung verbinden lässt.

Bühnenwirksam und passend zur Örtlichkeit liess sich Cavelty im Rollstuhl in den Raum schieben. Es werde hart werden heute, kündigte er an. Nach acht Jahren trat er zum ersten Mal wieder zusammen mit seiner Band als Sänger vors Publikum und scheute sich nun gar nicht, seine Stimme aufs Äusserste zu strapazieren. Düster, die Stimme aus der Tiefe des letzten Höllenkreises empor geholt, aber durchaus auch mit Witz und Ironie.

Songs und Kolumnen

Mit seiner Heavy-Metal-Interpretation des Titelsongs aus der Kinder-TV-Serie «Wicki und die starken Männer» buchte er die Komik für sich. Zwischen den verschiedenen Songs las Cavelty Kolumnen aus der Reihe «King of Evil», Passagen aus dem Roman «Der Fluch der Alpen» sowie aus «Endlich Nichtleser». Sarkastisch, bitterbös mit schrillem Schalk und schräg ohne Ende. Vorgängig zu Caveltys Performance bot die Postrockband Steinboldt (Matthias Zindel, Schlagzeug, Claudio Rosenkranz, Bass und Simon Ambühl, Gitarre) ein 40-minütiges Set. Unbeschwert und herzhaft verband sie Jazz, Rock, Punk, Blues und Metal zu einem satten Konzert.

Luftige Leichtigkeit

Das Kontrastprogramm zum Heavy Metal boten Annalisa und Peter Zumthor in Haldenstein. Unter dem Titel «Ciel, air et vent» traten die Flötistin Riccarda Caflisch und die Sopranistin Irina Ungureanu mit einem vielseitigen Liederprogramm auf. Auf ihrer musikalischen Reise setzten sie auf zarte Töne. Die ausgesuchten Werke unterschiedlichster Komponisten trugen das Publikum in schwebende Zeitlosigkeit. So trafen sie zum Beispiel in Arnold Schönbergs «Pierrot lunaire» auf den kranken Mond. In Toshi Ichiyanagis «Music for Art Kites» liessen sie die Erde an einer Schnur hängen und in Francesco d’Assisis «Cantico di Frate Sole» besangen sie die Sonne. Dies stets einfühlsam, gefühlvoll und innig. Im Mittelpunkt des Konzertes stand die Uraufführung dreier Werke der rumänischen Komponistinnen Doina und Diana Rotaru.

Die gebürtige Rumänin Ungureanu studierte an der Zürcher Hochschule der Künste Gesang. Eine ihrer gesanglichen Vorlieben gehört der rumänischen Volksmusik, welche sie seit ihrer Kindheit begleitet. Daneben singt sie Alte und Neue Musik, Oratorien und in freier Improvisation.

Die Churerin Caflisch studierte Flöte in Bern und Zürich. Als Mitglied des Ensembles ö! hat sie mehrere zeitgenössische Werke uraufgeführt, und arbeitet regelmässig mit Komponisten der jüngeren Generation zusammen. 2013 wurde Caflisch für ihre Aus- einandersetzung mit Neuer Musik mit dem Anerkennungspreis des Kantons Graubünden geehrt.

Weitere Ausgabe geplant

Nach Abschluss der Konzertreihe zeigte sich die Veranstalterin Martina Mutzner zufrieden. Alle Konzerte seien gut besucht gewesen, sagte sie. Vorgängig zu den Aufführungen am Samstag, traten am Donnerstag Ruth Buchli und Daniel Sailer in der Dokumentationsbibliothek Moderne Skul-ptur von Bernd Stieghorst auf. Am Freitag folgte ein Konzert von Simon Ambühl und Viktor Hofstetter im Kabinett der Visionäre in Chur. Gemäss Mutzner soll eine weitere Ausgabe der Salonkonzerte im nächsten Jahr folgen.

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