×

«Riedern ist keine Ausnahme»

Röbi Marti: Als ich vor rund 40 Jahren nach Riedern zog, gab es noch sieben Gasthäuser. Diese Wirtschaften waren gut frequentiert. Riedern hatte zudem zwei, drei mitgliederstarke Vereine.

Südostschweiz
06.01.15 - 01:00 Uhr

Mit Landammann Röbi Marti* sprach Delia Landolt

Herr Marti, wie wirkt sich in Riedern das Beizensterben auf das Dorfleben aus?

Sitzungen und Feste belebten unsere Gasthäuser. Es ist eigentlich verrückt, dass es jetzt keine mehr gibt.

Warum ist es so weit gekommen?

Einerseits ist es sicher das Vereinsleben, das nicht mehr so vorhanden ist. Vereine sind heute weniger populär. Auch die politische Struktur hat sich verändert. Wöchentlich – nach dem Gemeinderat – kehrten wir in die Beizen ein. Das gesellschaftliche Leben hat sich verändert, und die Mobilität ist grösser. Wir sind früher kaum nach Glarus gefahren, weil man das Auto nicht mehr brauchen wollte. All diese Veränderungen haben wohl auch dazu beigetragen, dass es die kleinen Wirtschaften und die ‘lässigen’ Beizen schwerer haben.

Wie beurteilen Sie die allgemeine Situation im Kanton?

Die Entwicklung ist überall etwa gleich. Riedern ist keine Ausnahme.

Unternimmt der Kanton denn etwas gegen das Beizensterben?

Mit der Tourismusstrategie wird auch die Gastronomie gestützt.

Wie sehen Sie die Zukunft der Beizen?

Ich denke, die Situation wird sich einpendeln. Die guten Lokale werden sich halten können. Die kleineren Unternehmen – die zwar viel Herzblut investieren – dürften es schwieriger haben. Die grösseren, professionelleren Betriebe haben bessere Überlebenschancen. Herausfordernd sind auch die enorm gestiegenen Ansprüche an die Beizen – zum Beispiel Lebensmittelkontrollen. Und bei einem Wirtewechsel muss oft viel investiert werden.

*Robert Marti ist alt Gemeindepräsident von Riedern, Landammann und Vorsteher des Departaments Bau und Umwelt.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu MEHR