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Rebellen greifen das Zentrum der syrischen Armee an

Gestern hat die Freie Syrische Armee das Hauptquartier des Heeres in Damaskus angegriffen. Regierungsvertreter sind angeblich keine getötet worden.

Südostschweiz
27.09.12 - 02:00 Uhr

Von Michael Wrase

Damaskus. – Spezialeinheiten der Freien Syrischen Armee (FSA) haben gestern die Kommandozentrale der regulären Streitkräfte im Herzen von Damaskus angegriffen und nach eigenen Angaben mehrere hochrangige Offiziere getötet. Die «nach afghanischem Vorbild» durchgeführte Operation soll nach Berichten des Oppositionsaktivisten Sami el Schami von zwei Selbstmordattentätern eingeleitet worden sein. Sie sollen ihre mit Sprengstoff beladenen Autos vor dem streng gesicherten Eingang der Kommandozentrale zur Explosion gebracht haben. Anschliessend hätten «Spezialeinheiten» der FSA versucht, das Gebäude zu stürmen.

Leichen im TV und tote Journalistin

Mehrere Augen- und Ohrenzeugen in Damaskus bestätigen unabhängig voneinander aussergewöhnlich heftige Explosionen. Anschliessend seien Schusswechsel zu hören gewesen. Libanesische Fernsehsender zeigten die Leichen von drei Angreifern und Soldaten der regulären syrischen Armee bei Siegesfeiern. Eigene Verluste, behauptete der syrische Informationsminister Omran Zoubi, habe es nicht gegeben. Die für den iranischen Fernsehsender Press TV arbeitende syrische Journalistin Maya Naser wurde nach dem Angriff auf das Armeegebäude während einer Live-Sendung von Heckenschützen erschossen.

Westliche Beobachter in Damaskus werten den Angriff auf die Kommandozentrale der Armee als einen Erfolg für die Rebellen. Trotz grosser Sicherheitsvorkehrungen seien sie im Zentrum zur Durchführung grösserer Operationen in der Lage. Das müsse dem Regime zu denken geben. Der Preis für den Angriff, nämlich der Tod aller Angreifer, sei aber sehr hoch gewesen. Bereits am Dienstag griffen FSA-Einheiten, die ihre Kommandozentrale erst kürzlich von der Südtürkei nach Syrien verlegt hatten, eine angebliche Milizen-Zentrale in Damaskus an.

Berichte von weiterem Massaker

Syrische Oppositionsaktivisten meldeten unterdessen, dass in Vororten von Damaskus sowie in Deir es Zor, Hama und Homs mindestens 100 Menschen von der Armee des Machthabers Baschar el Assad ermordet worden seien. Die Opposition unterstellte dem Regime, Massaker verübt zu haben. Sprecher der Assad-Armee berichteten dagegen von «Qualitätsoperationen» gegen Rebellen, die offenbar auch in Aleppo unter Druck geraten sind.

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