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Nicole Hoesli holt den Fokuspreis

30 Kunstschaffende der Region zeigen im Kunsthaus Glarus ihr vielfältiges Kunstschaffen. Aus ihnen hat eine Fachjury Nicole Hoesli für den Fokuspreis 2012 erkoren. Bis 11. Januar hat aber auch das Publikum noch Zeit, einen Preisträger zu bestimmen.

Südostschweiz
09.12.12 - 01:00 Uhr

Von Claudia Kock Marti

Glarus. – «Sandra – Eternal Puberty» heisst die preisgekrönte Arbeit. Mit Reissnägeln befestigt, hängt sie an der Wand im Oberlichtsaal des Kunsthauses. Auf einem grossen Poster mit deutlichen Falzlinien sitzt eine Frau in Starpose. Rechts oben in der Ecke steht der Schriftzug «Bravo», wie man ihn von der gleichnamigen Jugendzeitschrift her kennt. «Ist das eine Schauspielerin oder Sängerin, die man kennen müsste?», fragt man sich beim Betrachten.

Wer bereits vor eineinhalb Jahren Nicole Hoeslis Videoarbeiten «Vertigo» oder «Johnny Guitar» an der Ausstellung (Re-)Constructed gesehen hat, erkennt das Spiel um eigene und fremde Identitäten wieder, das Nicole Hoeslis Arbeiten auszeichnet. Es ist die Künstlerin selbst, die sich auf dem Poster nahezu perfekt in den Star Sandra des Jugendmagazins «Bravo» aus den 1980er-Jahren verwandelt hat.

Im Bericht der externen Fachjury ist nachzulesen, was für die Vergabe des Fokuspreises des Glarner Kunsthauses an Nicole Hoesli den Ausschlag gegeben hat: «Die Künstlerin eignet sich in ihren Arbeiten die Identität fremder Personen aus der Film- und Musikwelt an.» Und weiter: Der Bruch zum Original sei bei Hoesli jeweils kaum wahrnehmbar und irritiere darum umso stärker.

Auch in ihrer neuen Arbeit gehe es um Verwandlung, Identitätskonstruktion und den Einfluss der medial omnipräsenten Stars. Der Preis sei auch als Ansporn für Hoesli zu verstehen, die Neuausrichtung zu vertiefen und für die Fokus-Ausstellung des nächsten Jahres neue Werke zu schaffen.

Wieder eine spannende Mischung

Wie in anderen Jahren mischen sich in der Jahresausstellung im Kunsthaus bekanntere und unbekanntere, jüngere und ältere Künstlerinnen und Künstler der Region, deren Namen mit den Anfangsbuchstaben A bis H beginnen.

«Kunst lebt hier von der Artenvielfalt», so Kunsthausdirektorin Sabine Rusterholz an der gut besuchten Vernissage. Diese Durchmischung mache genau den Reiz der aktuellen Ausstellung aus.

Vom Untergeschoss bis zum Oberlichtsaal bewegen sich die zahlreichen Besucher der Vernissage angeregt von einem Werk zum nächsten. Die einen verweilen vor abstrakten Zeichnungen in Mischtechnik, andere vor solchen aus besonderen Naturpigmenten oder vor einer nachdenklich stimmenden Fotoreportage oder einer Collage.

Es gibt feingliedrige Tintenzeichnungen und Heliogravuren, hintergründige, verschiebbare Slide-Pictures, kleine Bronze-Figuren oder filigrane Holzbildhauerei-Arbeiten neben einer lebensgrossen Hunde-Skulptur aus Draht und Jute zu entdecken. Kunsthausmitarbeiter Stefan Wagner hat auch in diesem Jahr die Werke faszinierend in den Räumen gruppiert.

Kein Ende der Kunst in Glarus

Nach den wertschätzenden Begrüssungsworten von Landammann Andrea Bettiga würdigt auch Kunstvereinspräsident Kaspar Marti die versammelten schöpferischen Leistungen. Ausgehend vom im Maya-Kalender angekündigten Weltuntergang über Karl Kraus’ «Die letzten Tage der Menschheit» zu Joseph Beuys Aussagen zum Ende der Kunst ist Martis Fazit ganz augenscheinlich: Statt über das Ende der Kunst in Glarus zu spekulieren, schaue man sich das breite Spektrum am besten selbst an und bestimme, wer von den 30 Kunstschaffenden erstmals den neu geschaffenen Preis aus Publikumssicht erhalten soll.

Glarus. – Diese Kunstschaffenden aus der Region stellen bis zum 20. Januar im Kunsthaus Glarus aus: Ruedi Aebischer, Alma, Syl Bamert, Xaver Bisig, Joshua Blaser, Ruth Blesi, Ursula Bodmer Zimmerli, Rahel Boos Yameogo, Klaus Born, Edith Brodbeck, Ulrich Bruppacher, Sarah Burger, Esther Curiger, Beatrix Däschler-Trümpy, Mary Derungs, Doris Fedrizzi-Hutter, Ernst Feldmann, Pia Gabriel, Hansruedi Gallati, Hanny Gehring-Käser, Frank Grob, Pierre Haefelfinger, Martin Haller, Susanne Hauser, Marina Hauser, Peter Hauser, Nicole Hoesli, Mark Hofstetter, Susan Honegger und Katrin Hotz. (ckm)

Glarus. – Eine bunte, schrille Figurentruppe und eine grosse Klangskulptur präsentiert der Preisträger des letzten Fokuspreises als interaktive Installation im Schneelisaal. Bewegungen und Geräusche der Besucher werden in Zopfis Klanglabor nicht nur über einen Touchscreen, sondern auch von Kameras und Mikrofonen erfasst und auf dem Computer in Klänge und Bilder umgewandelt.

Am Freitag, 11. Januar, 20 Uhr, lädt der elektronische Musiker, Informatiker und Künstler Claudio Zopfi zu einem Gespräch über die hochkomplexe Installation und zu Improvisationen mit dem Saxofonisten Jürg Wickihalder ein. (ckm)

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