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Mit Wunschlisten zur stärksten Partei

Die SP Graubünden setzt im Hinblick auf die Wahlen 2011 auf Basisdemokratie: Noch bis 25. Oktober können Sektionen und Vorstandsmitglieder ihre eigenen «idealen Wahllisten» einreichen. So soll die SP zur stärksten Partei werden.

Südostschweiz
19.09.10 - 02:00 Uhr
Zeitung

Von Olivier Berger

Chur. – Natürlich wird auch die SP Graubünden am Erfolg gemessen. Das erste und oberste Ziel der Partei bei den Nationalratswahlen im kommenden Jahr lautet deshalb: Verteidigung des Sitzes, den Andrea Hämmerle nach nicht weniger als 18 Jahren freiwillig räumt. Die Tatsache, dass die SP «nicht mit einer Kandidatur mit dem Prädikat 'bisher' antreten kann», schreibt der Parteivorstand in der Aufstellung der Wahlziele, «birgt sowohl Risiken als auch Chancen».

Die Basis darf wünschen

Zu den Chancen zählt für die Parteispitze laut dem Papier die Ausgangslage für mögliche Kandidaten. «Jeder, der kandidiert, hat auch die Chance, gewählt zu werden», sagt Wahlkampfleiterin Silvia Modalek. Allerdings soll auch die Partei als Ganzes profitieren. «Die SP Graubünden», heisst es im Papier des Vorstands, «nutzt den Wahlkampf 2011 als Aufbruch.» Die SP solle sich «als Hoffnungs- und Zukunftspartei» profilieren: «Sie gewinnt neue Mitglieder und motiviert bisherige Mitglieder zu verstärkter Mitarbeit.»Gefragt ist die Parteibasis schon auf der Suche nach Kandidatinnen und Kandidaten für die Wahlen vom 23. Oktober kommenden Jahres. Auf der Suche nach «fünf profilierten Persönlichkeiten», wie der Vorstand schreibt, beschreiten die Sozialdemokraten ungewöhnliche Wege: Noch bis 25. Oktober können die 14 regionalen Sektionen und die 50 Vorstandsmitglieder gewissermassen «Wunschwahllisten» einreichen. Diese sollen im Fall der Sektionen gemeinsam mit den Mitgliedern erarbeitet werden, sagt Modalek.Beim Zusammenstellen der «Ideallisten» hätten die Sektionen und Vorstandsmitglieder freie Hand, so die Parteispitze. «Die Personen, die ihr vorschlägt, müssen weder aus eurer Sektion kommen, noch müssen sie für den Vorschlag angefragt werden.» Es handle sich um «eine breite Kandidatensuche und nicht um eine offizielle Sektionsnomination». Die Vorschläge von Sektionen und Vorständen werden laut einem Brief der SP-Geschäftsleitung vertraulich behandelt und später ausgewertet, «damit klar wird, welche Personen wie oft vorgeschlagen wurden».

Erste Vorschläge liegen vor

Das Schreiben mit der Bitte um Wunschlisten für die Wahlen haben die Sektionen und Vorstandsmitglieder vor rund drei Wochen erhalten. «Inzwischen hat bereits eine Sektion ihre Vorschläge eingereicht», erklärt Wahlkampfleiterin Modalek. Auf noch grösseren Anklang ist die Aktion bei den Vorstandsmitgliedern gestossen. Von diesen, so Modalek, hätten bereits zehn ihre potenziellen Kandidatinnen und Kandidaten an die Parteizentrale gemeldet.Nach dem 25. Oktober wird Modalek alle eingegangenen Vorschläge sichten und die vorgeschlagenen Personen kontaktieren. Bereits im November veranstaltet die SP Schweiz in Bern eine Tagung für mögliche Kandidaten. «Es wird erwartet, dass alle vorgeschlagenen Kandidierenden dort teilnehmen, sofern sie eine Kandidatur nicht zum Vornherein ausschliessen», heisst es im Wahlkampfkonzept der Bündner SP. Gestützt auf Hearings wird danach die kantonale SP-Geschäftsleitung einen Listenvorschlag für den Parteitag Ende Januar 2011 ausarbeiten.

Zwei Fliegen auf einen Streich

Bei der SP ist man überzeugt, mit dem ungewöhnlichen Wahlverfahren gleich zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: die Basis zu mobilisieren und eine starke Liste zu erhalten. Letzteres ist auch wichtig im Hinblick auf ein weiteres Ziel, das die Partei laut ihrem Wahlkonzept hat: «Nach einem engagierten Wahlkampf wird die SP Graubünden stärkste Partei im Kanton.» Nach wie vor offen ist, ob sich die Sozialdemokraten auch an den Ständeratswahlen beteiligen. Über diese Frage soll laut dem Papier erst später entschieden werden.

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