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Lawinenartig schiesst die Linth durchs Tal

Es rumpelt, tost und tobt. Der Winter in den Bergen hat sich im Sommer im Tal zurückgemeldet – in Form von gewaltigen Wassermassen.

Südostschweiz
19.06.13 - 02:00 Uhr

Von Martin Meier

Glarus. – Seit rund einer Woche schmilzt der Schnee oberhalb von 2000 Metern über Meer wie Butter, die Nullgradgrenze liegt weit über 4000 Meter. Das Schmelzwasser schiesst als braune Masse ins Tal. Die Kraft reisst Steine mit. Die Brocken sieht man nicht, doch das Donnergrollen ist hörbar. An den vielen Wehren muss zudem tonnenweise Schwemmholz herausgefischt werden.

Am Nachmittag noch mehr Wasser

Wegen der steigenden Temperaturen verschärfe sich die Lage jeweils am Nachmittag, sagt Oliver Scheurer, Leiter der kantonalen Abteilung für Gewässerschutz. «Am Morgen liegen die Pegel noch tiefer.» Auch sei die Farbe des Wassers klarer. Die Unterschiede zwischen Morgen und Nachmittag haben in den letzten Tagen bis zu 60 000 Liter pro Sekunde betragen.

Jakob Marti, der Leiter der Abteilung Umweltschutz und Energie beim Kanton, sagt, dass im Hochgebirge noch viel Schnee liege. «Seit Mitte letzter Woche merken wir, dass das Wasser deutlich zunimmt.» In den Bergen seien viele Lawinen niedergegangen, die viel Gestein und Dreck mitgerissen hätten. «Das braune Wasser kommt daher, wenn solche Kegel jetzt abschmelzen.» Mit ein Grund sei sicherlich auch die Tatsache, dass Fassungen wie die in Engi periodisch gespült werden.

140 Kubikmeter pro Sekunde

«Wenn die Gletscher Anfang August schmelzen, werden die Flüsse nochmals so kommen», sagt Marti. «Dann werden die Pegel nochmals ansteigen.» Das sei vor allem für die Wasserlebewesen ein Stress.

Marti lässt sich wegen der Wassermassen allerdings nicht stressen. Obwohl die Linth am Montag bei Mollis 140 Kubikmeter Wasser pro Sekunde oder über eine halbe Milliarde Liter pro Stunde führte – nur unwesentlich weniger als die Limmat in Zürich. Marti ist sich jedoch noch grössere Wassermassen gewohnt.

2005 wurden in der Linth 402 Kubikmeter Wasser pro Sekunde gemessen – fast halb so viel wie der Rhein gestern am Rheinfall führte. Beim damaligen Jahrhunderthochwasser kam es auch im Glarnerland zu Überschwemmungen.

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