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Kleinwasserkraftwerk Tasnan nimmt konkrete Formen an

Seit Mai laufen die Bauarbeiten rund um das neue Kleinkraftwerk Tasnan auf Hochtouren. Zum Teil müssen die Arbeiten unter spektakulären Bedingungen durchgeführt werden.

Südostschweiz
10.09.13 - 02:00 Uhr

Von Fadrina Hofmann

Ardez. – Es ist ein eindrückliches Bild, wenn man von der Engadinerstrasse zur Schneise hochblickt, welche für den Bau der künftigen Druckleitung des Kleinkraftwerks Tasnan entstanden ist. Zwei Bagger arbeiten in einem Hang, der laut Marco Müller, Projektleiter Bau bei Caprez Ingenieure AG, eine Neigung von 45 Grad aufweist. Die Bagger werden durch Seilwinden gesichert, die Bauarbeiter müssen definitiv schwindelfrei sein.

Die Idee stammt von der Jugend

Im Jahr 2009 haben die Konzessionsgemeinden Ardez und Ftan die Konzession für das Kleinwasserkraftwerk am Tasnan einstimmig erteilt. «Die Idee stammt eigentlich von der Jugend aus Ardez», erzählte Gemeindepräsident Jonpeider Strimer gestern während einer Baustellenbesichtigung mit dem Verwaltungsrat der Firma Axpo. Axpo ist mit 93 Prozent Hauptaktionärin der Ouvra Electrica Tasnan SA. Laut Strimer sei die Suche nach einem vielversprechenden Projekt für die Zukunft von Ardez die Initialzündung für das Projekt gewesen. Am 17. Mai hat die Ouvra Electrica Tasnan SA schliesslich mit den Bauarbeiten angefangen. Die spektakuläre Baustelle, an der die Druckleitung realisiert wird, ist nur eine von vier Baustellen. An verschiedenen Orten entstehen momentan nebst der 1840 Meter langen Druckleitung noch eine Wasserfassung, ein 200 Meter langer Stollen und eine Kraftwerkszentrale. Besonders an der Zentrale ist die Doppelnutzung. Wie Projektleiter Daniel Kressig vor Ort erklärte, wird die Zentrale an einem Ort gebaut, wo vorher ein Stall stand. Aus diesem Grund wird das Gebäude später auch als Unterstand für Schafe und als Heulager genutzt.

Das Projekt umfasst ein Hochdrucklaufwerk. Das heisst, dass das genutzte Wasser laufend verarbeitet und nicht gespeichert wird. Der Tasnabach wird dafür unterhalb der Brücke der Verbindungsstrasse Ardez-Ftan bei Prà da Punt auf einer Höhe von rund 1566 Metern über Meer gefasst und das Wasser über die Druckleitung auf die Turbine in der Kraftwerkszentrale bei Mulins geleitet. Aus geologischen Gründen verläuft die Druckleitung im rechten Talhang, wobei sie über einen kurzen Abschnitt in einen Stollen geführt werden muss.

Bau mit Rücksicht auf die Umwelt

«Alle Bauten versuchen wir möglichst optimal in das Gelände zu integrieren», sagte Kressig. Auf Gemeindegebiet von Ardez gibt es Schutzgebiete, die ebenfalls bei den Bauarbeiten berücksichtigt werden müssen. So beginnt die Fassung erst unterhalb der alten Römerbrücke und nicht weiter taleinwärts. Auch wird ein grosser Stein in das Projekt integriert anstatt wegtransportiert. Zudem wird das meiste Aushubmaterial an Ort und Stelle wiederverwendet. «Auf diese Weise vermeiden wir auch Transportfahrten», meinte der Projektleiter.

Im Oktober 2014 soll das Wasserkraftwerk Tasnan in Betrieb genommen werden. Mit dem neuen Kraftwerk soll dereinst Strom für rund 4400 Haushalte produziert werden. Die Investitionskosten betragen 25 Millionen Franken. Für Axpo ist das Kraftwerk im Unterengadin ein kleines Projekt. «Für Ardez und Ftan ist es aber eine ganz grosse Sache», meinte der Gemeindepräsident.

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