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«Ich habe gelernt, für meine Ziele zu kämpfen»

Die Behindertensportlerin Bigna Schmidt ist frischgebackene Schweizer Meisterin im Slalom. Die junge Sportgymnasiastin aus Davos zählt nicht nur im Skifahren, sondern auch im Schwimmen zu den grössten Nachwuchshoffnungen.

Südostschweiz
08.04.13 - 02:00 Uhr

Von Bigna Buchli

Während die Schweizer Skifahrer ihre Ziele diese Saison verfehlten, jubelt Bigna Schmidt über ihren Schweizer-Meister-Titel im Slalom. Ende März belegte sie in Veysonnaz (Wallis) an der nationalen Meisterschaft in ihrer Kategorie den ersten Platz. Es war ein erster Schritt zum Erreichen ihres grossen Ziels, der Teilnahme sowohl an den Sommer-, wie auch an den Winter-Paralympics. Nebst Skifahren schwimmt die 16-Jährige nämlich auch wettkampfmässig.

Um dreimal pro Woche beim Schwimmclub Chur zu trainieren, nimmt Schmidt den Weg von Davos in die Obere Au in Kauf. Ihre Mutter, die sie oft zu den Trainings in Chur fährt, erklärt: «Ein solches Trainingspensum ist nur dank des Besuchs des Sportgymnasiums Davos möglich.» Als einzige Behindertensportlerin trainiert Schmidt dort ein- bis zweimal täglich mit validen Sportlern zusammen Kraft, Kondition und Koordination. Letzteres ist für sie sehr wichtig: «Da ich an den Wettkämpfen ohne Stöcke fahre, brauche ich viel Gleichgewicht und Rumpfstabilität.»

Das Spital als zweites Zuhause

Schmidt ist mit dem Fehlbildungssyndrom TAR (Thrombocytopenia-Absent Radius Syndrome) zur Welt gekommen. Ihr fehlen beidseits die Speiche am Unterarm und einige Handwurzelknochen. «Ich musste etliche Operationen über mich ergehen lassen, sodass das Spital wie ein zweites Zuhause geworden ist.» Ihre Arme wurden gestreckt, verlängert und der Winkel der Hände verändert. Die vielen Spitalaufenthalte haben die Sportlerin abgehärtet und geprägt. «Ich habe gelernt zu kämpfen. Was ich mir in den Kopf gesetzt habe, will ich unbedingt erreichen. Dafür bin ich bereit, sehr viel zu tun», erzählt Schmidt im Bewusstsein, dass sie sich irgendwann für eine Sportart entscheiden muss. «Solange es irgendwie geht, werde ich weiterhin schwimmen und Skifahren. Müsste ich heute eine Wahl treffen, wäre es zugunsten des Skifahrens. Aber schlussendlich wird der Erfolg über meine sportliche Zukunft entscheiden.»

Positive Lebenseinstellung

Die schulischen Leistungen gehen vor, denn gerade im Behindertensport kann kaum ein Athlet nur von Sponsoren und Preisgeldern leben. Auch im Berufswunsch stellt Schmidt hohe Ansprüche an sich selbst. Bauingenieurin möchte sie studieren und sich vor allem auf Brückenbau spezialisieren. Ein anspruchsvolles Ziel, wenn man bedenkt, dass die Ärzte ihr prophezeiten, nie schreiben zu können. «Ich bin ein positiv denkender Mensch und habe immer gedacht: Was die anderen können, kann ich auch. Beim Sport unter Nichtbehinderten war ich halt immer bei den Letzten, aber der Spass ist mir trotzdem nie vergangen.»

Schmidt lässt sich nicht behindern und geht unbeirrt ihren Weg. Sollte sie die Teilnahme an den Sommer-Paralympics 2016 in Brasilien verfehlen, besteht immer noch die Möglichkeit auf die Winter-Paralympics 2018 in Südkorea. Und selbst wenn beides scheitern sollte, «ist dies nicht so schlimm, denn ich bin ja noch jung und kann es später wieder versuchen».

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