Happy End und ein glückliches Publikum im Zauberwald

Von Maya Höneisen

Jenins.– Da halfen auch des Kobolds Zauberkünste nichts. Puck stand nach der Premiere von Shakespeares Komödie «Ein Sommernachtstraum» genauso klatschnass auf der Waldlichtung wie das ganze Ensemble samt Theaterhund. Von einer lauen Sommernacht im Zauberwald war am Freitagabend nur zu träumen. So gesehen traf der Titel des Stücks mitten ins Schwarze.

Die Theatergruppe Jenins unter der Regie von Alfred Berger liess sich jedoch nicht beirren: Allem Wetterübel zum Trotz spielte sie mit viel Lust und Enthusiasmus die Geschichte um Elfen, Geister, Hexen, antiken Göttern und dem Kobold Puck, der herrlich quirlig und witzig von Eliane Barth verkörpert wird.

Prügel der Liebe wegen

Der Kobold treibt allerlei Schabernack im Zauberwald: Auf Befehl des Elfenkönigs Oberon (Hans Jakob Hunger) lässt er die Elfenkönigin Titania (Regina Länzlinger) sich in den Falschen verlieben. Ganz gehörig mischt er sich auch in die Liebesdinge von Hermia Lysander, Helena und Demetrius ein. Mit einem Zaubersaft wirbelt er deren Gefühle durcheinander. Bei den beiden Paaren, dicht und eindrücklich dargestellt von den jungen Schauspielern Patrizia Länzlinger, Ivo Schneider, Elena Maron und Simon Suter, bleibt so kein Stein auf dem anderen. Das Hin und Her in der Liebe endet schliesslich in einer handfesten Prügelei zwischen den Jungen und einem lautstarken Zickenkrieg bei den beiden Mädchen – in authentischer und heutiger Jugendsprache, notabene.

Am Freitagabend im strömenden Regen glich dies auf dem aufgeweichten Waldboden fast schon einer kleinen Schlammschlacht, nichtsdestotrotz aber hervorragend und in bewundernswerter Weise von den vier Jugendlichen dargebracht. Für diese Szene heimsten die vier verdienten Szenenapplaus ein.

Komik vom Schönsten

Im Wald tummeln sich aber nicht nur Elfen und Geister: Ein paar Handwerker treffen sich hier auch für die Proben zu einem Theaterstück, welches sie zur Hochzeit von Theseus, des Herzogs von Athen (Ernst Gredig), und Hippolyta, der Königin der Amazonen (Nadia Good), aufführen wollen. In diesem wird die anfänglich geplante Komödie zur Tragödie samt Herzschmerz und Liebestod. Mit viel Komik und Wortwitz – der Wohlduft mutiert zu Kohlduft, transferieren zu transpirieren oder das Naturtalent zum Naturpatent – inszeniert diese Truppe ein Theater im Theater. Allen voran brachte Marcel Gloor als Weber Zettel und Esel, in den sich Titania verliebt, das Premierenpublikum auf die Seite der im Spiel liebenswert trottelig dargestellten Handwerker. Wenn dieses Ensemble diskutiert, wie dem Publikum klargemacht werden soll, dass ein Löwe auf der Bühne kein richtiger Löwe ist, vor dem sich ja vor allem die Damen fürchten könnten, hat das eine im wahrsten Sinne des Wortes bühnenreife Schrägheit.

Bunte und phantasievolle Kostüme

Musikalisch wird der Jeninser Sommernachtstraum – eine Adaption der Journalistin Gisela Widmer und von Alfred Berger in den Bündner Dialekt übertragen – von den Blues-Musikern Dieter Gröflin und Stefan Schneider begleitet. Zusammen mit dem Regisseur Berger entwickelten sie die Klangillustrationen, angepasst an die einzelnen Charaktere und die Szenenbilder. Eingesetzt werden unter anderem ein Didgeridoo, eine Querflöte, Indianderflöten und Glöckchen, die je nachdem Spielsequenzen führen, stoppen oder in nächste Sequenzen überleiten. Die phantasievollen Kostüme, Requisiten und die beiden Chöre unter der Leitung von Baseli Werth tun das Übrige, um den Zuschauer für einen Abend in Märchenstimmung zu versetzen.

Am Ende herrscht Friede, Freude, Eierkuchen im Wald, Puck sei Dank. Alle Paare sind in den richtigen Partner verliebt, glücklich und zufrieden. Und wer sagt denn, dass es in einem Zauberwald nicht auch einmal regnen darf. Das fand auch das Publikum. Es hatte sich bestens amüsiert und dankte dafür mit herzlichem Beifall.

Aufführungen von «E Summernachtstraum»: 10. bis 13. August, 16. bis 20. August, 23., 24., 26. und 27. August, jeweils um 20.30 Uhr. Informationen unter www.tg-jenins.ch.