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Hans Danuser bezichtigt die Stadt Chur des Wortbruchs

Hans Danuser hat den «Kunst am Bau»-Wettbewerb für das Schulhaus Quader in Chur gewonnen. Bloss: Ob das Werk des international renommierten Künstlers überhaupt realisiert wird, steht in den Sternen. Die Ausführung wurde gestoppt.

Südostschweiz
10.05.13 - 02:00 Uhr

Von Maya Höneisen

Chur. – Im Werkstattgespräch, zu welchem die Stadt Chur am Mittwoch ins Rathaus eingeladen hatte, hatte Stadträtin Doris Caviezel-Hidber keinen leichten Stand. Schon in der Eröffnungsansprache musste sie dem zahlreich erschienenen kunst- und kulturinteressierten Publikum eröffnen, dass die Ausführung des Siegerprojekts im Wettbewerb «Kunst am Bau» am Schulhaus Quader vorläufig gestoppt sei. Die Begründung der Stadt lautet: Das Projekt geht, obwohl es vom Gemeinderat innerhalb des Nettokredits von knapp 23 Millionen Franken für die Renovation des Quaderschulhauses am 10. November 2011 bewilligt wurde, innerhalb des städtischen Sparpakets wieder retour an den Gemeinderat. Dass damit der Stadtrat den Entscheid des Gemeinderats in Frage stellt, sei nur nebenbei erwähnt. Dass die budgetierten 120 000 Franken für das Kunstprojekt gerade mal etwa ein halbes Prozent des Nettokredits ausmachen ebenso.

Enttäuschend ist wohl für die Churer Einwohner und die Churer Schüler im Moment, dass sie nun möglicherweise nicht in den Genuss eines Werks des international renommierten und in Chur aufgewachsenen Künstlers Hans Danuser kommen könnten, welches ihnen von den Behörden als Geschenk versprochen wurde.

Verlässlichkeit angezweifelt

Innerhalb der von Stephan Kunz, Direktor des Bündner Kunstmuseums, moderierten Gesprächsrunde – geladene Teilnehmer waren Danuser und als Lehrervertreterin aus dem Quaderschulhaus Sabrina Menge – erklärte Danuser seinen Projektvorschlag, zeigte sich aber auch enttäuscht über die Entscheidung des Stadtrats. «Uccelin», so der Name seines Projekts, geht von einer gelebten Vielsprachigkeit aus und greift gleichzeitig den Prozess der Entscheidungsfindung der Schüler sowie der Lehrerschaft spielerisch auf. Es beschäftigt sich mit dem traditionellen Modell der Entscheidungsfindung, dem Abzähl- reim. Die Reime überführen die vorhandene Ornamentik in ein Spiel und transferieren verschiedene Kulturen und Sprachen in farbige Schriftbilder.

Für ihn sei die Quader ein sehr spannender Ort, mit welchem sich jeder Churer verbunden fühle, erklärte Danuser. Ausserdem sei es ein grosszügiger Platz mit fast grossstädtischer Qualität und mit einer spannenden Architektur, fügte er an. Zur nun vom Stadtrat getroffenen Entscheidung, die Ausführung zurückzustellen, meinte er: Er sei für die Teilnahme am Wettbewerb angefragt worden. Essenziell sei für ihn gewesen, dass eine Fachjury – sie bestand in diesem Fall auch aus der Lehrer- und Schülerschaft – die Arbeiten beurteilt habe, in welcher auch die Nutzerschaft beteiligt gewesen sei und vor allem: die Verlässlichkeit der Partner. Wörtlich sagte Danuser: «Der, der gewinnt, soll auch die Gewähr haben, dass die Stadt ihr Wort hält.» Zahlreiche Voten aus dem Publikum unterstützten diese Aussage. Menge erklärte, die Entscheidung für eines der fünf eingereichten Projekte sei sehr schwierig gewesen. Das Siegerprojekt treffe aber das Alter der Schüler sehr gut. Dass jetzt die Ausführung sistiert und womöglich ganz darauf verzichtet werde, fände sie sehr schade.

Weitere Projekte präsentiert

Vorgängig zur Diskussionsrunde stellte Stadtarchitekt Peter Göldi auch die vier anderen eingereichten Arbeiten vor. Monika von Aarburg beschäftigte sich in ihrem Projekt «Apus Apus» in goldenen Linien mit dem Flug des Mauerseglers. Marionna Fontana und Remo Albert Alig schufen mit «Quodera» eine Art Kreuzworträtsel. Das Werk «Stufung/Pflanzenschirm/Kiesgärten» von Manuel Kämpfer, Irena Meier und Toni Parpan gestaltet den Zugangsbereich des Schulhauses, und Zilla Leutenegger präsentiert eine Bronzeskulptur, als Negativ wiedergegeben, die sich umarmen lässt.

Die Projektvorschläge können noch bis zum Dienstag, 14. Mai, in der Rathaushalle in Chur besichtigt werden. Öffnungszeiten: montags bis freitags 8 bis 12 Uhr und 13.30 bis 17.30 Uhr.

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