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Grosse Pläne für das Areal der einstigen Spinnerei Jenny

Caspar Jenny möchte in Ziegelbrücke sein 30 000 bis 40 000 Quadratmeter grosses Grundstück «planerisch auf Vordermann bringen», wie er sich ausdrückt. Auch von einem Hotel ist die Rede.

Südostschweiz
19.06.14 - 02:00 Uhr

Von Martin Meier

Ziegelbrücke. – Das Grundstück befindet sich an strategisch bester Lage – unweit des Bahnhofs Ziegelbrücke auf dem Areal der ehemaligen Spinnerei Jenny. Wo sich heute eine Reitschule befindet, möchte die Fritz und Caspar Jenny AG ein 30 000 bis 40 000 Quadratmeter grosses Gelände «planerisch auf Vordermann bringen», wie sich Caspar Jenny gegenüber der «Südostschweiz» ausdrückt. Die Pachtverträge mit der Mieterin des Reitstalls seien bereits gekündigt: «fristgerecht auf Mitte 2015», erklärt Caspar Jenny.

Was genau gebaut werden soll, will Caspar Jenny zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Die Planung stehe noch ganz am Anfang. Es gebe noch nicht einmal einen Überbauungsplan. Es sei aber ein Hotel angedacht.

Für den Bau eines Hotelkomplexes müssten aber erst noch einige Hürden genommen werden, erklärt Jenny. So liegt das Grundstück beispielsweise in der falschen Zone. Es müsste von der Industrie- in die Gewerbezone umgeteilt werden.

Denkmalschutz schützt Reitstall

Einen Zeitplan legt Jenny aber trotzdem schon einmal vor. Er rechne damit, dass die Gemeindeversammlung frühestens Mitte 2015 über die Umzonung abstimmen wird. Aber auch dann sind noch nicht alle Hürden überwunden. Jenny: «Dann müssen auch noch Investoren gefunden werden.» Doch eines versicherter: Der alte Reitstall werde nicht abgebrochen – aus denkmalschützerischen Gründen.

Apropos Denkmalschutz: Der ganze Firmenkomplex gilt mit seinem Industrie-Ensemble als Spezialfall und ist im Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz als Anlage mit nationaler Bedeutung aufgeführt.

Die Anlage umfasst Produktions- und Lagerhäuser, Wohn- und Verwaltungsgebäude, Werkstätten, einen Gutsbetrieb und den Fabrikweiher samt Kanalsystem.

Eine bewegte Geschichte

Das Areal kann auf eine bewegte Geschichte zurückblicken: Fridolin Jenny nimmt 1834 mit einer Spinnerei mit 15 000 Spindeln in Ziegelbrücke den Betrieb auf. Unter dem Namen Enderlin und Jenny wird dann drei Jahre später eine Firma gegründet. 1851 wird eine Weberei in Niederurnen dazugekauft.

Das Geschäft wächst stetig, und Mitte der 1860er-Jahre ist die Firma mit 54 000 Spindeln und 520 Mitarbeitern die grösste Spinnerei im Kanton Glarus. Die Expansion geht mit dem Bau einer Weberei im liechtensteinischen Triesen weiter. Ausserdem mit einer Spinnerei in Italien und mit der Beteiligung an einer Spinnerei in Vaduz. 1880 wird die Firma dann in «Caspar Jenny» umbenannt. Seit 1894 heisst sie «Fritz und Caspar Jenny».

1895 ist für die Firma ein Schicksalsjahr. Eines von zwei grossen Spinnereigebäuden geht in Flammen auf. Der Brand hinterlässt immensen Schaden. Doch bereits 1897 läuft die neu gebaute Spinnerei wieder. Das Wachstum geht bis in die 1980er-Jahre weiter. Dann wird aufgrund von Verlagerungen der Kapazitäten nach Osteuropa und Asien die Entwicklung gebremst. Es müssen Betriebe geschlossen oder verkauft werden. 2001 wird die Produktion in Ziegelbrücke dann eingestellt. Im benachbarten Niederurnen produziert die Weberei «Jenny Fabrics AG» aber auch heute noch mit rund 140 Mitarbeitenden hochwertiges Rohgewebe.

Umnutzung seit zehn Jahren

In Ziegelbrücke beginnt damit eine neue Ära. Die Spinnerei wird umgebaut – es entstehen Wohnungen, Ateliers und Lofts. Auch ein weltweit agierender Konzern – der dänische Brauerei-Riese Carlsberg – wird dort heimisch. Und wer weiss: Vielleicht beherbergt das Areal ja bald schon Gäste in einem neuen Hotel.

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