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Euro-Schwäche: TEM lässt jetzt in Ungarn produzieren

Die Churer Elektronikfirma TEM AG muss Teile der Produktion nach Osteuropa auslagern. Der Grund ist der starke Frankenkurs. Betroffen sind 20 Arbeitnehmer, die ihren Arbeitsplatz spätestens Ende September verlieren.

Südostschweiz
01.05.12 - 02:00 Uhr

Von Hansruedi Berger

Chur. – Die TEM AG, welche Steuerungssysteme für Heizungs-, Lüftungs- und Klima-Anwendungen entwickelt und produziert, muss am Standort Chur einen Fünftel ihrer insgesamt 100 Stellen abbauen. 20 Arbeitnehmer der Produktionsabteilung verlieren in den nächsten fünf Monaten ihre Stelle, wie Marcel Baumberger, Geschäftsleiter und Verwaltungsratspräsident der TEM, gestern auf Anfrage bestätigte. Für die Betroffenen sei ein Sozialplan ausgearbeitet worden.

80 Prozent in den EU-Raum

Der Grund für den Aderlass in Chur ist nicht etwa auf mangelhafte Produkte zurückzuführen, sondern auf den starken Franken. «Da wir rund 80 Prozent unserer Produkte im EU-Raum absetzen, waren wir zum Handeln gezwungen», so Baumberger. Denn die Abwertung des Euros gegenüber dem Schweizer Franken um rund 20 Prozent habe zu einem Umsatzverlust in ähnlicher Höhe geführt. Eine Auslagerung der Produktion aus der Schweiz sei deshalb unumgänglich gewesen, um die Konkurrenzfähigkeit auf dem Euromarkt zu erhalten, sagte Baumberger.

Auf Ende Juni würden zwei Arbeitnehmer mit befristeten Arbeitsverträgen die TEM verlassen. Auf Ende Juli und Ende September seien die Kündigungen für die restlichen 18 Arbeitnehmer ausgesprochen worden. Bis dann soll die Produktion in Ungarn aufgebaut werden.

Kein weiterer Abbau in Chur

Nicht betroffen von der Massnahme sind die Bereiche Entwicklung, Administration, Marketing und Verkauf. Diese Aktivitäten würden in Chur weitergeführt. Und ein Abbau stehe gegenwärtig nicht zur Diskussion, erklärte Baumberger. Im Gegenteil: Die Softwareabteilung werde weiter ausgebaut. Denn die Entwicklung und Forschung könne nicht einfach ausgelagert werden. Die TEM wolle daher am Standort Chur festhalten.

Gefertigt werden die TEM-Produkte in Zukunft im ungarischen Szécsény. Die 6000 Einwohner zählende Stadt liegt rund 115 Kilometer nordöstlich von Budapest nahe der Grenze zur Slowakei. Szécsény habe unter fünf Konkurrenten in Osteuropa, die alle von der Geschäftsleitung besucht worden seien, das Rennen gemacht, sagte Baumberger.

Führendes Unternehmen

Die Firma TEM wurde 1967 von Niculò Letta gegründet. 2000 wurde sie an die deutsche Karl Dungs GmbH verkauft. 2004 übernahmen die Mitarbeiter Marcel Baumberger, Hans Saba und Marco Membrini das Unternehmen im Rahmen eines Management Buyout. In den vergangenen 45 Jahren entwickelte sich die TEM zu einem weltweit führenden Unternehmen auf ihrem Gebiet.

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