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Endlich Nachwuchs bei Wölfen am Calanda

Die Spekulationen haben ein Ende – am Calanda lebt tatsächlich eine Wolfsfamilie. Die Wölfin hat vor rund vier Monaten drei Junge geworfen. Eines der Welpen ist kürzlich in eine Fotofalle getappt.

Südostschweiz
07.09.12 - 02:00 Uhr

Von Pierina Hassler

Chur. – «In den letzten Tagen sind bei uns zwei verschiedene Beobachtungen betreffend Wolfswelpen eingegangen», sagt Hannes Jenny vom Amt für Jagd und Fischerei Graubünden. Damit ist es offiziell: Am Calanda lebt Familie Wolf. Wildbiologe Jenny freuts. «Es sind einfach schöne Tiere», sagt er. «Zudem müssen die Menschen keine Angst vor ihnen haben, sie sind überaus scheu. Lange bevor wir Menschen einen Wolf sehen, hat er uns gewittert und weicht aus.» Laut Jenny gilt aber auch bei Wölfen, was bei anderen Raubtieren gilt: «Man sollte einfach vorsichtig sein und Respekt zeigen.» Die Umweltorganisation Pro Natura fordert Nutztierhalter auf, ihre Herden effektiv zu schützen. Solange Herden geschützt seien, würden Wölfe ihre natürliche Nahrung bevorzugen. «Wölfe fressen Wildtiere, manchmal auch Aas», erklärt Jenny.

DNA-Proben für Lausanne

Anfang August wurde noch darüber spekuliert, ob eine Wölfin am Calanda Junge geworfen hätte (Südostschweiz vom 8. August). Es gab zwar Beweise, dass zwei Wölfe dort lebten, niemand wusste aber, ob eines der beiden Tiere wirklich ein Weibchen war. Das Amt für Jagd und Fischerei hatte schon rund ein Dutzend DNA-Proben der Calandawölfe der Universität Lausanne zur Überprüfung geschickt. Aber nicht eine der Proben liess gemäss den Genetikern eine Bestimmung des Geschlechts zu.

Trotz der fehlenden Nachweise gab es aber immer wieder Hinweise für ein weibliches Tier am Calanda. Das beste Argument fing Anfang Mai der Malanser Jäger Remo Danuser mit seiner Kamera ein. Seine Bilder zeigten einen Wolf mit einem auffällig dicken Bauch, was ohne grosse Fantasie auf eine trächtige Wölfin schliessen liess. Ein anderes Foto zeigte einen Wolf in der Hocke: die typische Position, in der Weibchen urinieren. Amtsvorsteher Georg Brosi wollte sich damals aber auf keine Spekulationen einlassen. Weil am Calanda schon eine Weile zwei Wölfe lebten, schloss er eine Wölfin mit Jungen auch nicht ganz aus.

Eine Familie ist noch kein Rudel

Für Jenny ist die Wolfsfamilie noch kein Rudel. «Zu einem Rudel gehören viele Wölfe. Die Tiere am Calanda sind ein sogenannter Familienverband.» Laut Pro Natura werden in der Schweiz nie mehr als höchstens acht Tiere zusammenleben – die Eltern mit Nachwuchs und teilweise den Jungtieren des vergangenen Jahres, welche aber später abwandern. «Die männlichen Wölfe verlassen etwa mit eineinhalb Jahren ihre Eltern», sagt Jenny. «Ein Weibchen wird mit zwei Jahren trächtig.» Seit der Ausrottung der Wölfe vor 100 Jahren besteht jetzt erstmals wieder die Möglichkeit für die Bildung eines Wolfbestandes.

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