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Eine wie Edith Piaf und Marlene Dietrich

Bekannt wurde Ingrid Caven durch Filme von Rainer Werner Fassbinder. Ihren Durchbruch als Sängerin schaffte sie wenig später. Monotonie kam in ihrem Leben zwischen Schauspielerei und Chansons nie auf. Heute wird sie 75 Jahre alt.

Südostschweiz
03.08.13 - 02:00 Uhr

Von Sabine Gaubitz (sda)

Paris. – «Das Gehirn darf sich nicht langweilen, sonst wird man traurig und depressiv», erklärte die deutsche Schauspielerin und Sängerin einst. Ihr Leben führte sie in zwei Welten: Als Schauspielerin drehte Caven mit Regisseuren wie Fassbinder und Werner Schroeter sowie den Schweizern Daniel Schmid («Hors Saison») und Dani Levy («Stille Nacht»). Als Chansonnette wurde sie als «Stimme der Achtzigerjahre» gefeiert. Heute lebt sie mit dem Schriftsteller Jean-Jacques Schuhl gemeinsam in Paris. Dessen biografischer Roman «Ingrid Caven» wurde im Jahr 2000 mit dem Literaturpreis Prix Goncourt ausgezeichnet.

Mit Fassbinder verheiratet

Wegen ihrer rauen und rauchigen Stimme wurde Caven oft mit Edith Piaf und Marlene Dietrich verglichen. Doch die Art und Weise, wie sie das Mikro hält, sich auf den grössten Bühnen der Welt bewegt und Lieder und Texte von Hans Magnus Enzensberger, Arno Schmidt, Bertolt Brecht, Kurt Weill und den Beatles interpretiert, ist einzigartig. Rötlich-blondes Haar, sinnliche Lippen und verruchte Texte: Es ist schwer vorstellbar, dass Caven Germanistik und Pädagogik studierte, bevor sie 1968 als 30-Jährige ohne Schauspielausbildung zu Fassbinders neu gegründetem «antitheater» in München stiess. Neben Hanna Schygulla debütierte sie in «Antigone» von Jean Anouilh. Nur zwei Jahre später, im Jahr 1970, gab die in Saarbrücken geborene Tochter eines Zigarren- und Zigarettenhändlers dem Kultregisseur das Jawort. Die Ehe mit dem schwulen Filmemacher hielt zwar nur zwei Jahre, dennoch setzten beide ihre Zusammenarbeit fort.

Caven heisst noch heute mit bürgerlichem Namen Ingrid Fassbinder. «Wenn es im Leben Wahlverwandtschaften gibt, dann habe ich diese mit ihr erlebt», sagte er einst. Fassbinder drehte mit ihr mehrere Filme, darunter «Satansbraten» und «In einem Jahr mit 13 Monden».

«Stimme der Achtzigerjahre»

Ihre internationale Karriere als Sängerin begann 1978, als sie als Chansonnette an der Pariser Varieté-Bühne «Au Pigall’s» auftrat. Unter Pariser Chansonfreunden wurde Caven mit ihrer rauchigen Stimme und lasziven Haltung zum Geheimtipp. In Deutschland und Amerika wurde sie kurz danach zur «Stimme der Achtzigerjahre». Den Status einer Romanheldin erlangte sie durch ihren Lebensgefährten Schuhl mit «Ingrid Caven». Der biografische Roman gibt Einblick in das bewegte Leben einer Diseuse, Schauspielerin – und einer Frau voller Temperament.

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