Ein erzitterter «Dreier» fürs Selbstvertrauen

Von Johannes Kaufmann

Fussball. – Es war definitiv kein Spiel für Fussball-Geniesser, da konnten auch die fünf gefallenen Toren und ein schliesslich turbulenter Spielverlauf nichts daran ändern. Doch angesichts eines Stotterstarts ins laufende Championat, der Chur 97 in der Gruppe 6 der 2. Liga interregional nach einem Startsieg in den drei weiteren Partien bloss noch zwei weitere Zähler eingebracht hatte, war nichts anderes zu erwarten gewesen. Kunststück, kam Spielertrainer Marius Zarn nach dem mühsam eingefahrenen 3:2-Heimerfolg über Amriswil in seiner Analyse sogleich aufs Resultat zu sprechen. «Heute zählten nur die drei Punkte. Die haben wir eingefahren», sagte der Mittelfeldspieler.

Böse Erinnerungen

Trotz eines vermeintlich beruhigenden 3:0-Vorsprungs gerieten die «97er» zuvor nochmals in Bedrängnis. Ein zweifelhater Elfmeter sowie ein technisch passabel vorgetragenes «Slalomtor» brachte Amriswil bis auf 2:3 heran. Und zwangsläufig wurden da beim einen oder anderen Akteur der Heimelf bestimmt Erinnerungen wach an die letzten zwei Auswärtsspiele, als der Gegner jedes Mal einen 0:2-Rückstand noch in ein 2:2-Remis verwandeln konnte. Diesmal ging nichts mehr schief für Chur 97, das in der Schlussphase keine Torchance mehr zuliess.Dass Zarn sofort aufs Resultat zu sprechen kam, hatte selbstverständlich seine Ursachen. Fortschritte im spielerischen Bereich waren auch gegen ein bescheidenes Tabellenschlusslicht nicht wirklich sichtbar. Die Churer Spielkultur verharrte vorab vor dem Seitenwechsel auf einem tiefen Niveau. Angriffe über die Aussenbahnen, an und für sich eine Stärke, fanden kaum statt. Der nach wie gegen eine Formbaisse ankämpfende Gabriel Derungs enttäuschte erneut. Und über rechts bestätigte Stefan Sutter bloss, dass er ein Spieler fürs zentrale Mittelfeld ist. «Ganz klar, über die Flanken muss mehr kommen», pflichtete Zarn dem bei. Er machte generell «fehlendes Selbstvertrauen» für die nicht vorhandene Kreativität verantwortlich. Statt des angepeilten gepflegten Kurzpasspiels aus der eigenen Abwehr wurden viel zu oft stereotyp lange Bälle geschlagen. Sie wurden zumeist eine sichere Beute der gegnerischen Abwehrreihe.

Drei Stürmertore

Nichtsdestotrotz gab es neben den drei Punkten aus Churer Optik betrachtet weitere positive Fakten zu konstatieren. Die Angriffsreihe, in der Testspielphase und den ersten vier Meisterschaftsspielen eine Problemzone, produzierte durch Mario Fausch, Dukagjin Kameri und Neuverpflichtung Alessandro Giacomelli gleich drei Volltreffer. Kein Zweifel: Der technisch beschlagene und vor dem Gehäuse nicht lange fackelnde Italiener Giacomelli bringt einiges an Mehrwert in die Offensivabteilung.Beste Werbung in eigener Sache machte Marko Zuvic, der erstmals in dieser Saison den angeschlagenen Rinaldo Ryffel im Tor vertrat. Zuvic war zur Stelle, als seine Dienste gefragt waren. Zarn: «Er hat seine Chance genutzt und wird voraussichtlich auch im kommenden Auswärtsspiel beim SV Schaffhausen im Tor stehen.»

Chur 97 – Amriswil 3:1 (1:0)

Ringstrasse. – 350 Zuschauer. – SR Wick.Tore: 7. Fausch 1:0. 60. Giacomelli 2:0. 63. Kameri 3:0. 79. Macedo (Foulelfmeter) 3:1. 88. Pajaziti 3:2.Chur 97: Zuvic; Waser, Banduliev, Masri, Maffiew; Bürkli; Sutter, Zarn, Derungs (66. Demarmels); Kameri (79. Lipovac), Fausch (46. Giacomelli).Amriswil: Jonathan Lutz; Christoph Lutz (16. Mangold), Senn, Niklaus, Kreis; Macedo, Velija (46. Pajaziti), Mangiafico (76. Da Silva), De Lucia; Flück, Zinna.Bemerkungen: Chur 97 ohne Joos, Mani, Meier und Piperno (alle verletzt) sowie Akyer (noch nicht spielberechtigt). Amriswil ohne Dokara, Popp, Rutz und Zemaj (alle verletzt) sowie Contartese (abwesend). – 53. Tor von Sutter wegen Abseitsstellung aberkannt. – Verwarnungen: 29. Kameri (Ballwegschlagen), 35. Velija (Foul), 62. Kreis (Foul), 83. Mangold (Reklamieren), 92. Maffiew (Foul).