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Ein Bündner Brite dreht eine schwarze Komödie im Thurgau

Im kommenden Jahr strahlt das Schweizer Fernsehen die Eigenproduktion «Ruhestörung» aus. Regie der schwarzen Komödie führt der in Chur aufgewachsene Filmemacher Robert Ralston. Derzeit finden die Dreharbeiten im Kanton Thurgau statt.

Südostschweiz
11.09.10 - 02:00 Uhr
Zeitung

Von Franco Brunner

Thundorf/Chur. – Es entspricht beinahe schon perfekt dem Klischee: Ein Brite dreht eine schwarze Komödie. Schliesslich sind die Damen und Herren von der Insel ja bekannt für ihren etwas speziellen Humor. Robert Ralston ist Brite – zur Hälfte wenigstens – und dreht in diesen Tagen in Thundorf im Kanton Thurgau den vom Schweizer Fernsehen produzierten Film «Ruhestörung» – eine Geschichte gespickt mit schwarzem Humor.«Ich habe nicht speziell nach einer typisch britischen Komödie Ausschau gehalten», sagt der in Chur aufgewachsene Ralston. Natürlich möge er diese Art von etwas derberem Humor. Schliesslich liege ja stets auch im Tragischen etwas Komisches und umgekehrt. Insofern sei er womöglich schon etwas offener an die Geschichte herangegangen, als jemand, der mit dieser Art von Humor gar nichts anfangen könne, räumt der 44-Jährige ein.

Leben, Lust und Tod

«Ruhestörung» erzählt die Geschichte einer reformierten Pfarrersfamilie, dessen streng auftretendes Oberhaupt nach einem schweren Unfall im Koma liegt. Die zu Depressionen neigende Frau des Verunfallten findet just in dieser Zeit, als sie über Leben und Tod ihres Mannes entscheiden sollte, ihre eigene, längst verschollen geglaubte Lebensfreude wieder – dank dem Charme eines mysteriösen Fremden und zum Missfallen ihrer drei Kinder.«Es ist nicht einfach in solch einer Geschichte die Balance zwischen Humor und Ernsthaftigkeit zu halten», sagt Ralston. Für ihn als Regisseur sei es deshalb enorm wichtig, auf die Qualität der Schauspieler setzen zu können. Mit Erich Sommer, Martin Rapold, Marie Leuenberger, Roland Bonjour, Charlotte Schwab und Jörg Schneider steht Ralston gleich geballte Schweizer Schauspiel-Qualität zur Verfügung. «Das Team ist hervorragend», sagt Ralston denn auch nach rund der Hälfte der nur gerade fünfwöchigen Drehzeit.

Kein Ort in Graubünden

Gedreht wird «Ruhestörung» im Kanton Thurgau. «Natürlich wollte ich ursprünglich in Graubünden filmen», sagt Ralston. Man habe sich auch diverse mögliche Drehorte im Domleschg angeschaut, doch leider nirgends ein so grosses, leer stehendes (Pfarr-) Haus gefunden, wie es die Geschichte verlange.Dass der Film überhaupt in der Schweiz produziert wird, war lange nicht so geplant. Eigentlich sollte «Ruhestörung» in Deutschland als eine Low-Budget-Produktion im Anschluss an den Film «Drum Bun – Gute Reise» (2004) aufgenommen werden. Da damals seitens des deutschen Produktionsteams jedoch lange nichts unternommen wurde, präsentierte der Regisseur gemeinsam mit dem Autor Martin Maurer die Geschichte unter anderem auch dem Schweizer Fernsehen. Dass die Verantwortlichen im Leutschenbach danach auf den Zug aufgesprungen seien, bezeichnet Ralston heute als «glückliche Fügung».

Kino als Sahnehäubchen

Glücklich wäre Ralston auch, wenn sein Film vielleicht eines Tages in den Schweizer Kinos anlaufen würde. «Das wäre natürlich ganz toll, doch erwarten darf man so etwas nicht.» Zuerst einmal wird «Ruhestörung» voraussichtlich im Frühling/Sommer 2011 im Schweizer Fernsehen im Rahmen der Reihe «SF Schweizer Film» gezeigt. Er erhoffe sich, dass das Publikum von seinem Werk in erster Linie berührt werde, hin und wieder etwas zu Schmunzeln habe und das eine oder andere Mal vielleicht sogar laut herauslache, sagt Ralston. «Dann hätte ich das erreicht, was ich wollte.»

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