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Die Konditorei «Hanselmann» ist für die Zukunft gerüstet

Das Traditions-Kaffeehaus «Hanselmann» in St. Moritz ist in den letzten acht Monaten rundum erneuert worden. Zum neuen Gewand gehören auch ein doppelstöckiger Lift und eine digitale Menükarte.

Südostschweiz
05.12.13 - 01:00 Uhr

Von Fadrina Hofmann (Text) und Rolf Canal (Bilder)

St. Moritz. – Seit 115 Jahren prägt das altehrwürdige Haus «Hanselmann» das Bild an der Plazza Mauritius im Dorfkern von St. Moritz. In der Konditorei «Hanselmann» verkehrten bereits Persönlichkeiten wie die persische Kaiserin Soraya oder der deutsche Schriftsteller Thomas Mann. Gegründet wurde die Bäckerei «Hanselmann» vom süddeutschen Gastarbeiter Fritz Hanselmann. Einst wurden Tee und Gebäck in der Privatwohnung serviert, heute sind Confiserie, Konditorei, Tearoom, Bäckerei und Restaurant sowie vier neue Wohnungen unter einem Dach vereint. Das Unternehmen mit rund 50 Angestellten wird in vierter Generation von Andreas und Beat Mutschler geführt.

Die Brüder haben «Hanselmann» nun in eine neue Ära geführt. Nach 40 Jahren entschieden sie, das Haus komplett umzubauen. Die Renovationsarbeiten für die gesamte Innenarchitektur starteten am 8. April dieses Jahres. Gestern konnte die Wiedereröffnung gefeiert werden.

Nachhaltiger Energiehaushalt

Am Tag vor der feierlichen Eröffnung trifft sich Mitinhaber Andreas Mutschler mit der «Südostschweiz» zu einem Rundgang vom Keller bis hinauf zur Dachterrasse. Insgesamt kostete der Umbau knapp elf Millionen Franken. Als Produktionsbetrieb von Backwaren und Lebensmitteln benötigt «Hanselmann» sehr viel Energie, sowohl für das Backen und Kochen als auch für die Kühlung. In beiden Fällen entsteht Abwärme, die bis heute ungenutzt verloren ging. Neu wird diese Abwärme nun mittels Wärmetauscher in grossen Wassertanks gespeichert und mit einer Wärmepumpe für Heizung und Warmwasseraufbereitung genutzt. Die alten Öltanks sind jetzt also Geschichte.

Auch wurde die gesamte Beleuchtung auf LED-Technik umgestellt. Mit diesen Massnahmen spart das Unternehmen künftig 80 Prozent des herkömmlichen Energiebedarfs ein. Diese beiden Projekte wurden mit der finanziellen Unterstützung der Klimastiftung Schweiz realisiert.

In der Konditorei stehen halb fertige Marzipan-Schweinchen. Auf den Pralinés fehlt nur noch die Verzierung. Ein herrlicher Duft weht den Besuchern in die Nase. Noch bis vor Kurzem mussten die Mitarbeiter in Provisorien in St. Moritz und Surlej produzieren und verkaufen, jetzt arbeiten sie mit modernsten Geräten und Computersteuerung. «Mit dem Umbau wollten wir auch die Betriebsabläufe optimieren», erklärt Mutschler, bevor er das komplett neu eingerichtete Tearoom betritt.

Das elegante Ambiente bleibt

Auf dem ersten Blick hat sich hier wenig verändert: Das dunkle Holz und der rote Teppich verleihen dem Raum nach wie vor ein elegantes Ambiente. Das Restaurant – ein Stockwerk höher – ist jetzt optisch auf das Tearoom abgestimmt, neu ebenfalls rot statt grün. Auf den Tischen kommt neues Porzellan mit den Initialen des Gründers und die Menükarte kann auch via QR-Code und Internet abgerufen werden. Innovativ ist der doppelstöckige Lift – übrigens der einzige in Europa. Damit können die Mieter der neu erstellten Wohnungen bequem ihr Zuhause erreichen, ohne mit den Gästen in Berührung zu kommen. Drei Zweitwohnungen «im hohen Preissegment» und eine Erstwohnung werden derzeit gebaut. Bezugstermin ist der 1. Februar. Die Wohnungen sind laut Mutschler noch zu haben. Im modern gestalteten Laden mit wellenförmiger Vitrine stehen die Schoggi-Nikoläuse schon bereit. Die Vorbereitungen für die Eröffnung laufen hier auf Hochtouren. Zum neuen, behindertengerechten Seiteneingang schaut ein neugieriger Passant herein.

Nach dem fast einstündigen Rundgang lautet das Fazit: Das Kaffeehaus «Hanselmann» präsentiert sich heute der Zeit angepasst, ist aber dennoch traditionell geblieben. «Tradition verpflichtet. Die Erwartungshaltung bei einem Qualitätsbetrieb ist gross», sagt Mutschler. «Wir hoffen, dass wir mit diesem Umbau den richtigen Schritt gemacht haben, um das Unternehmen in eine gute Zukunft führen zu können», meint Fritz Hanselmanns Nachkomme abschliessend.

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