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Die Anderswelt von Glarus ist ganz anders als anderswo

Freitagabend. Die Türen der Schulen sind für eine andere Welt als die Schulwelt geöffnet: die Anderswelt. Die Lesenacht ist immer wieder anders, und meist ein Erfolg – niemand ist anderer Meinung in dieser etwas anderen Lesenacht.

Südostschweiz
13.11.11 - 01:00 Uhr

Von Juliana Krappe

So machen es Glarner Kindergärtler und Schüler in ihrer eigenen Welt: der Anderswelt von Glarus. Mit Freude an Büchern entsteht passend zur fünften Jahreszeit so einiges, doch ist alles irgendwie anders als das im Klassenzimmer nebenan. Da wird gelesen, erzählt und zugehört. Kinder und Erwachsene betrachten gemeinsam Bilder, lassen die Fantasie sprechen, und im Anschluss setzen sie gemeinsam das Buchthema künstlerisch um – ein schöner Abend für Lehrer, Kindergärtler und Schüler.

Vom anders Sein und anders reden

Integration ist ein Thema. Sollen die Geschichten auf Hochdeutsch oder auf Glarnerdeutsch erzählt werden? Ein anders aussehender Junge meldet sich fürs Glarnerdeutsch. «Aber das verstehst du doch gar nicht so gut», sagt Geschichtenerzählerin Christine Stüssi. Der Junge zuckt mit den Schultern. Er habe sich gemeldet, weil vier von sieben Kindern sich ebenfalls für die Mundart meldeten.

Der Junge ist anders als die anderen. Grosse braune Augen und eine nach Milchschokolade aussehende Haut hat er. Ein Migrationskind im Kanton Glarus. Seine Stimme klingt nicht anders, und die Freude an Geschichten ist gleich wie die der einheimischen Kinder. Streit findet man an diesem Abend in keinem Zimmer. Den Kindern ist egal, wie der andere aussieht oder ob sie eine Geschichte in Hochdeutsch vorgelesen bekommen. Man beschäftigt sich mit ihnen, hört zu, lässt einander ausreden.

Marco Hodel (Schulleiter Glarus Riedern) ist stolz auf seine Lehrer: Nur dank deren freiwilligen Einsatzes wird der Abend zu dem, was er ist.

Reise ins Mäuseland

Im Bilderbuchkino von Rita Stauffacher und Sibylle Riem gehen die Kinder auf eine Reise ins Mäuseland. Hören, sehen, schmecken wie eine Maus: Im Anschluss basteln die Kinder ihren eigenen Mäuserich.

Im nächsten Zimmer geht es um das «anders Sein». Hier können die Erst- und Zweitklässler je nach Belieben etwas anderes basteln. Die Lehrer für textiles Gestalten Norbert Mann und Karin Bisaz wiederum entführen die Kinder ins Nimmerland. Mit dem selbstgebastelten Zauberstab finden alle Kinder schnell wieder zurück.

Laura Possamai lässt die Kinder im Dunkeln: Sie erfahren mehr über die Verpuppung einer Raupe und testen im Dunkeln verschiedene Geschmackssinne. Bei Silvana Grossmann und Kerstin Bösch geht es um den Zwergenwuchs. Klein, aber oho die Welt erleben und entdecken, andere aus Versehen in Winzlinge verwandeln und vor der grossen Katze reissaus nehmen.

Selbst im Stall wird gelesen

Wagt man sich in das Zimmer von Philipp Gredig, so wird man von Gespenstern gejagt. Gruselgeschichten, die selbst die Kinder in unheimliche Wesen verwandeln. Ausserhalb der Schule spielt sich die Erzählnacht für einige Primarschüler in einem Stall ab. Im nach Heu duftenden Umfeld erzählt Martin Jenny Glarner Sagen.

Muss auch sein: Die Primarschüler essen und basteln gleichzeitig.

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