×

Dicke Luft bei Mercedes nach dem Sieg von Ricciardo

Ein heftiger Niederschlag vor dem Start hat den Formel-1-GP von Ungarn zum Thriller gemacht. Daniel Ricciardos zweiter Grand-Prix-Sieg ist auf die brillante Taktik und den Ungehorsam des trotzigen Lewis Hamilton zurückzuführen.

Südostschweiz
28.07.14 - 02:00 Uhr

Von Peter Lattmann

Automobil. – Der 25-jährige Australier Daniel Ricciardo verlor zwar beim Start auf den Intermediates-Reifen zwei Plätze an Fernando Alonso und Jenson Button, konnte aber nach einem Crash von Markus Ericsson als Erster die Boxen anfahren und liess sich in der Folge drei- statt nur zweimal neue weiche Reifen aufziehen. Nach dem letzten Wechsel, 14 Runden vor Schluss an vierter Stelle liegend, war der Red-Bull-Fahrer so gut ausgerüstet, dass ihm keiner mehr gewachsen war. Erst musste trotz heftigster Gegenwehr Lewis Hamilton dran glauben und dann auch der mit seinem höchstens mittelmässigen Ferrari an einer Sensation schnuppernde Fernando Alonso. Der gleich wie Ricciardo taktierende Nico Rosberg scheiterte im schnelleren Mercedes am Ungehorsam seines Teamkollegen. Trotz wiederholter Aufforderungen über Funk hatte der nach einem Wagenbrand im Qualifying aus der Boxengasse gestartete Hamilton den anders bereiften WM-Leader rundenlang nicht vorbeigelassen und die für den Sieg notwendigen Sekunden gekostet.

Schockierender Befehl

Der vergiftete Titelkampf bringt die beiden Mercedes-Fahrer endgültig auseinander. «Die Aufforderung, Nico vorbeizulassen, hat mich regelrecht schockiert», gestand Hamilton. «Schliesslich fahren wir alle unser eigenes Rennen. Ich kämpfte zu diesem Zeitpunkt gegen Alonso um die Führung und wollte meinen Platz gegen Nico unbedingt verteidigen. Diese Einmischung hat mich genervt, ich kann sie auch im Nachhinein nicht verstehen.» Dank seiner Trotzreaktion hat Hamilton den Rückstand im WM-Zwischenklassement auf elf Punkte verkürzt, und nicht viel hat gefehlt und er wäre der erste Grand-Prix-Sieger geworden, der aus der Boxengasse losgefahren ist. Weder die Teamorder, ein Dreher in der Auftaktrunde, bei der er die Leitplanken touchierte, noch Elektrikprobleme stoppten den Vormarsch des vierfachen Hungaroring-Siegers. «Eigentlich müsste ich zufrieden sein, aber so wie alles gelaufen ist, bin ich es nicht», stellte er klar.

Rosbergs Ärger

Rosberg konnte zwar nach seinem dritten Stopp mit Rekordrunden wieder zu Hamilton aufschliessen, kam aber in der letzten Runde nicht vorbei. «Dass ich das nicht hingekriegt habe, ärgert mich mehr als alles andere», versicherte der Deutsche. «Mit den frischen Reifen hätte ich das einfach schaffen müssen.» Zum nicht gerade hilfreichen Verhalten seines Markengenossen wollte er sich zunächst nicht äussern in der Öffentlichkeit. «Ich will nicht unnötig Öl ins Feuer giessen», meinte er nur.

Ricciardo und Alonso konnten sich als Profiteure der Mercedes-Fehde kleine Seitenhiebe nicht verklemmen. «Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte», lachte der Australier. «Wenn sich eine der seltenen Gelegenheiten in dieser Saison bietet, muss man bereit sein, und das waren diesmal nicht alle.» Der WM-Dritte hat seinen berühmten Red-Bull-Teamkollegen weiter fest im Griff. Sebastian Vettel wurde trotz des zweiten Startplatzes als weiteres Opfer des Saftey-Cars hinter Felippe Massa und Kimi Räikkönen nur Siebter.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu MEHR