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Der Sturz der Kletterin reisst wohl auch die Veranstalter mit

Der Unfall von Alpinistin Evelyne Binsack an der Kletterwand der Ilanzer Landwirtschaftsmesse Agrischa könnte die Veranstalter der Messe teuer zu stehen kommen. Offen ist aber, wer schuld ist und dafür haften müsste.

Südostschweiz
11.04.11 - 02:00 Uhr

Von Reto Furter

Ilanz. – An der Landwirtschaftsmesse Agrischa in Ilanz ist es am Samstagnachmittag zu einem Kletterunfall gekommen (Ausgabe von gestern). Die 43-jährige Alpinistin Evelyne Binsack stürzte bei einem Kletterduell gegen Renzo Blumenthal, den ehemaligen Mister Schweiz, knapp vier Meter in die Tiefe und erlitt eine Fraktur am sechsten Halswirbel.

Binsack konnte das Regionalspital Surselva in Ilanz verlassen und muss nicht operiert werden, wie sie gegenüber dem Schweizer Fernsehen SF sagte. Allerdings könne sie in den nächsten Monaten nicht klettern, so die Extremsportlerin, die vor zehn Jahren als erste Schweizerin den Mount Everest bestiegen hatte.

War das Vertrauen zu gross?

Wie es zum Unfall kam, ist unklar. Sie habe Blumenthal die Konkurrenz gewinnen lassen wollen, sagte Binsack gegenüber der «Südostschweiz». Oben an der pyramidenförmigen Kletterwand angekommen, hätten sie sich umarmt und sich dann auf den Abstieg gemacht, jeder auf seiner Seite, ergänzte Blumenthal gestern. Er habe sich in sein Sicherungsseil gelehnt, dank dessen er sicher unten angekommen sei.

Anders Binsack: Sie stürzte – offenbar ungebremst und bei vollem Bewusstsein – in die Tiefe, weil ihre Seilsicherung nicht funktionierte. Den Grund dafür kennt Blumenthal nicht. Er habe seine Sicherung vor dem Aufstieg argwöhnisch kontrolliert, erinnert er sich – die routinierte Kletterin Binsack habe der Sicherung «möglicherweise blind vertraut».

Unfall «150-mal durchgegangen»

Profisportlerin Binsack selbst sieht kein Selbstverschulden. Sie sei den Unfall «sicher schon 150-mal durchgegangen» und könne sich den Sturz nur dadurch erklären, dass sie falsch gesichert worden sei, sagte sie gestern.

Binsacks Sturz könnte – falls ein Fremdverschulden vorliegt – die Veranstalter des Kletterduells oder deren Versicherungen teuer zu stehen kommen. Sie werde sich heute mit ihrem Anwalt und ihrer Versicherung beraten, so Binsack, denn ihre Kletterprojekte, auf die sie sich vorbereitet habe, würden jetzt ins Wasser fallen.

Kaum strafrechtliche Folgen

Martin Caduff, Präsident des Organisationskomitees der Ilanzer Agrischa, geht nicht davon aus, dass Ansprüche gegenüber der Agrischa erhoben würden, wie er gestern erklärte. Vielmehr müsse die Pro Siat, der Betreiber der Kletterwand, haften, so Caduff.

Deren Präsident, Ignaz Demarmels, sprach gestern betroffen von einem «tragischen Unfall», wollte aber keine Stellung zu dessen Hergang beziehen. Das sei jetzt Sache der Haftpflichtversicherung des Vereins.

Noch offen ist, ob die Polizei den Unfall strafrechtlich untersucht, wie Moritz Caderas von der Kantonspolizei Graubünden sagte. Bis gestern sei dazu noch kein Antrag von Binsack eingegangen.

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