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Der Schliessung des Bahnhofs Weesen Positives abgewinnen

Die Bahnstation Weesen wird Ende Jahr geschlossen. Während die Gemeinde dadurch touristische Einbussen erwartet, sieht man bei Amden & Weesen Tourismus sogar Potenzial für positive Nebeneffekte.

Südostschweiz
27.04.12 - 02:00 Uhr

Von Nadine Rydzyk

Weesen. – «Die S-Bahn St. Gallen 2013 bringt wesentliche Veränderungen, hauptsächlich Verbesserungen, aber auch leicht geänderte Fahrzeiten. Deshalb wird am Bahnhof Weesen nicht mehr angehalten», nimmt die SBB zur Schliessung der Haltestelle Weesen ab Dezember 2013 Stellung. Stattdessen wird es eine Busverbindung vom Bahnhof Ziegelbrücke bis zur Post in Weesen geben. Der Bahnhof wurde zu wenig genutzt, um ihn aufrecht zu erhalten.

Schlusslicht bei den Fahrgastzahlen

Aufgrund der geringen Nachfrage, weil ein guter Busersatz nach Ziegelbrücke möglich ist und aus fahrplantechnischen Gründen, wie es seitens der SBB heisst, ist für Dezember 2013 die Schliessung der Haltestelle Weesen beschlossen. Tatsächlich zeigt eine Statistik der SBB über die täglichen Ein- und Aussteiger an den Stationen der Strecke Ziegelbrücke–Chur, dass Weesen mit durchschnittlich 100 Fahrgästen pro Werktag noch hinter Mühlehorn und Mols das Schlusslicht bildet. Beim Spitzenreiter Chur wird naturgemäss ein Vielfaches an Passagierzahlen gemessen. Hier steigen täglich 22 700 in einen oder aus einem Zug. In Landquart sind es 10 300, in Ziegelbrücke 9680 Fahrgäste.

«Der Bahnhof hat nur eine geringe Bedeutung für die Weesner Bevölkerung, insbesondere dann, wenn der Halbstundentakt bei der Busverbindung eingeführt wird. Bedeutung hat er vor allem für den Tourismus und die Schifffahrtsbetriebe, was die Touristiker aber noch nicht wirklich erkannt haben», mahnt Gemeindepräsident Mario Fedi an.

«Ich empfand es als bequem»

Und tatsächlich äussert eine Spaziergängerin aus Rapperswil, die bislang regelmässig von Weesen aus mit dem Zug weiterreiste, um zu Wanderungen aufzubrechen, Bedauern über die Schliessung: «Natürlich kann man auch über Ziegelbrücke anreisen, aber ich empfand es als bequem, hier das Auto stehen zu lassen und mit dem Zug weiter an meine Wanderroute heranzufahren.»

Anders sieht das Thomas Exposito, Geschäftsführer von Amden & Weesen Tourismus. «Natürlich ist es keineswegs positiv, den Bahnhof Weesen aufgeben zu müssen. Wer vor allem davon betroffen sein wird, sind die Pendler, die mit dem Zug über Weesen reisen und von einer etwas kürzeren Reisezeit profitieren», räumt er ein.

Die touristische Bedeutung des Bahnhofs in Weesen sei aus seiner Sicht aber unterdurchschnittlich.

Positive Nebeneffekte erhofft

«Im Grundsatz ging es darum, einen Bahnhof auf der Route zwischen Ziegelbrücke und Walenstadt zu schliessen, damit eine Reisezeitersparnis möglich wird», sagt Exposito. «Dass es den Bahnhof Weesen getroffen hat, ist nachvollziehbar, denn für andere Orte am Walensee wäre die Schliessung ihres Bahnhofs viel schmerzhafter. Weesen ist bereits mit dem Bus via Ziegelbrücke bestens erschlossen und wird bald auf eine noch intensivere Busverbindung zählen können.»

Mit Einbrüchen im Tagestourismus rechnet er aufgrund der Schliessung jedenfalls nicht. Im Gegenteil: «Es könnte sogar ein positiver Nebeneffekt für unsere Gäste möglich sein. Denn wer sich bisher nicht richtig informierte, landete am Bahnhof Weesen, weit ausserhalb des Ortskerns, anstatt wie gewünscht am See.»

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