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Der Golf-Weltreisende mit dem berüchtigten Annäherungsspiel

Toni Putzi ist 71 Jahre alt und topfit. Dies wies der Golfer aus dem Prättigau zuletzt mit dem Europameistertitel in seiner Alterskategorie nach. «Nur Rumsitzen, Biertrinken und Jassen geht definitiv nicht», sagt Putzi bestimmt.

Südostschweiz
23.09.14 - 02:00 Uhr

Von Johannes Kaufmann

Golf. – Nicht ohne Stolz und ein wenig amüsiert präsentiert Toni Putzi seinen rappelvollen Terminkalender. «Das ist meine Golf-Bibel», sagt er mit einem breiten Strahlen im Gesicht. Er lacht ohnehin viel während dem vereinbarten Gesprächstermin. Toni Putzi scheint dem Ideal des topfiten, rundum zufriedenen Pensionärs zumindest sehr nahe zu kommen. Wobei es – aus erwähnten Gründen – definitiv nicht einfach war, den 71-Jährigen mit Wohnsitz in Igis überhaupt zu treffen. Seit dem Saisonbeginn im Frühjahr eilt der ambitionierte Senioren-Golfer von Turnier zu Turnier. «Es ist ein Segen, dass er in seinem Alter dieses tolle Hobby ausführen darf», sagt Ehefrau Marlies Putzi. Ihr Gatte ist erfolgreich in seiner Sportart. Zuletzt verteidigte er in Südengland den im Vorjahr im spanischen Marbella erstmals errungenen Amateur-Golf-Europameistertitel in seiner Altersklasse mit Erfolg. Als Teamleader führte er die Schweizer Equipe zu einem weiteren Medaillengewinn.

Gegen Giovanoli und Minsch

Golf spielt Putzi erst seit etwas mehr als 20 Jahren. «Mein damaliger Nachbar überredete mich, es einmal zu versuchen», erinnert er sich. Viel habe er zuvor nicht gehalten von diesem vermeintlichen Altherrensport. Putzi ist in Klosters grossgeworden, und sein sportlicher Weg führte ihn logischerweise auf die alpine Skirennpiste. In seiner Jugend trat er gegen die Bündner Skilegenden Jos Minsch und Dumeng Giovanoli an. Früh wurden das Prättigau und die Schweiz indes zu eng für Putzi. Er sei definitiv ein Globetrotter. «Dieses Gen steckt einfach in mir – und dies werde ich auch nicht mehr los», sagt er. Eigentlich wollte er 1964 in die USA, nach San Francisco emigrieren. Weil dem 21-Jährigen indes mittelfristig der US-Militärdienst drohte, entschied sich Putzi für Kanada. Es waren beschwerliche Anfangszeiten für den ausgewanderten Prättigauer. «Ich war Holzfäller, Gärtner, Dachdecker und Tellerwäscher», erinnert er sich. Und doch ging es voran für Putzi, der in Vancouver vorübergehend sesshaft wurde, eine Familie mit zwei Kindern gründete und als Flugzeugmechaniker einen fixen Broterwerb fand. Sportlich verschrieb er sich der Leichtathletik. Der Doppelbürger gehörte während Jahren dem Zehnkampf-Nationalteam (Bestleistung 7618 Punkte) seiner neuen Heimat an. Bis fast zu seinem 40. Lebensjahr blieb er aktiv.

Kanada blieb trotzdem bloss eine Zwischenstation für den Weltreisenden, der sich danach primär im asiatischen Raum aufhielt, ehe er bei einem Heimatbesuch 1990 bei der Mutter in Klosters seine heutige Ehefrau kennenlernte. Sie bezogen vorerst in Klosters sowie später in Igis ihr Wohndomizil – und Putzi beim Golfclub Bad Ragaz eine sportliche Heimat.

Beinahe täglich steht Putzi auf dem Golfplatz und feilt an seinem Spiel. «Dieser Sport hält mich jung und fit», sagt er. Pro Runde werden gegen zwölf Kilometer zu Fuss zurückgelegt. Und beim Verweis auf alte Kollegen aus der Prättigauer Heimat stellt er fest: «Rumsitzen, Biertrinken, Jassen und auf die Bündner Hochjagd warten ist für mich keine Alternative.» Mit 71 Jahren fühlt er sich im Zenit seines Schaffens. «Die Gegner fürchten vor allem mein Annäherungsspiel rund um das Green», sagt er nicht ohne Stolz. Bei gemeinsamen Runden mit Schweizer Professionals habe er festgestellt, «dass ich durchaus konkurrenzfähig bin.»

Überwintern in Südafrika

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